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Kino-Tipp im September
Packende Historie und Musik bei Gloria!
Rebellisches Historienkino mit Ohrwurmcharakter und Rhythmusgarantie bei Gloria! Hier wird Musikgeschichte szenisch verpackt auf die Leinwand projiziert und erzählt dabei die Geschichte von der Geburt des Pianoforte.
Als zu Beginn der 1980er mit dem Fairlight-Synthesizer das Sampeln in der Musikgeschichte Einzug hielt, war das zukunftsweisend. Noch so eine (non-digitale) Klangrevolution ereignete sich weit über ein Jahrhundert früher, hier gab es eine andere „Musikmaschine“, welche ihren Siegeszug antrat und die künstlerische Landschaft für immer veränderte: das Pianoforte – damals technische Novität. Ein solches entdeckt die junge Teresa (Galatéa Bellugi) zu Beginn des Jahres 1800 im Hinterzimmer des Kollegiums Sant Ignazio nahe Venedig, einer streng katholischen Internats-Musikschule für verwaiste Mädchen.
Diese heimatlosen, zerbrechlichen Geschöpfe werden dort unter der Ägide des autoritären Kapellmeisters Perlina (Paolo Rossi) zu wahren Meisterinnen ihres Fachs erzogen, ohne ihre Talente außerhalb der heiligen Mauern je der Öffentlichkeit präsentieren zu dürfen. Solche Institutionen wurden „Ospedali“ genannt, ihre Insassinnen waren die „Figlie di Choro“, Chormädchen. Margherita Vicario, in Italien selbst eine bekannte Musikerin, begab sich auf deren Spuren und setzt diesen von der Historie vergessenen Geschöpfen in ihrem Regiedebüt ein mitreißendes Denkmal.
Eine filmische Collage aus Klassik und Moderne
Aus dem Blickwinkel des eigentlich als stumm geltenden Hausmädchens Teresa, in deren Kopf sich Kompositionen aus Geräuschen und Harmonien zu kleinen klanglichen Wunderwerken formen, folgt „Gloria!“ einigen Elevinnen aus Sant Ignazio bei immer gewagteren Versuchen, den ihnen auferlegten Zwängen – nicht nur musikalischer Natur – mit Hilfe von Phantasie, Kreativität, Piano & Co. zu entrinnen, zu neuen Ufern aufzubrechen.
Was sie dabei erschaffen, entpuppt sich sodann bei einer spektakulären Live-Performance in Anwesenheit des Papstes nicht nur als Horrorszenario für Klerus und Adel, sondern markiert ganz nebenbei die Erfindung der modernen Popmusik. Fantastisch? Oh my God! Hier verlässt Regisseurin Vicario bewusst den Boden historischer Tatsachen und schafft dabei etwas Beglückendes: eine furiose Collage aus Klassik und Moderne, der man sich nicht entziehen kann: Streicher und Samples, Vivaldi mit Beats: frech, cool, wegweisend. Girl Power! Andreas Dosch
Info
Gloria!, Drama, R: Margherita Vicario, I/CH 2024, Start: 29.8.
Diese heimatlosen, zerbrechlichen Geschöpfe werden dort unter der Ägide des autoritären Kapellmeisters Perlina (Paolo Rossi) zu wahren Meisterinnen ihres Fachs erzogen, ohne ihre Talente außerhalb der heiligen Mauern je der Öffentlichkeit präsentieren zu dürfen. Solche Institutionen wurden „Ospedali“ genannt, ihre Insassinnen waren die „Figlie di Choro“, Chormädchen. Margherita Vicario, in Italien selbst eine bekannte Musikerin, begab sich auf deren Spuren und setzt diesen von der Historie vergessenen Geschöpfen in ihrem Regiedebüt ein mitreißendes Denkmal.
Aus dem Blickwinkel des eigentlich als stumm geltenden Hausmädchens Teresa, in deren Kopf sich Kompositionen aus Geräuschen und Harmonien zu kleinen klanglichen Wunderwerken formen, folgt „Gloria!“ einigen Elevinnen aus Sant Ignazio bei immer gewagteren Versuchen, den ihnen auferlegten Zwängen – nicht nur musikalischer Natur – mit Hilfe von Phantasie, Kreativität, Piano & Co. zu entrinnen, zu neuen Ufern aufzubrechen.
Was sie dabei erschaffen, entpuppt sich sodann bei einer spektakulären Live-Performance in Anwesenheit des Papstes nicht nur als Horrorszenario für Klerus und Adel, sondern markiert ganz nebenbei die Erfindung der modernen Popmusik. Fantastisch? Oh my God! Hier verlässt Regisseurin Vicario bewusst den Boden historischer Tatsachen und schafft dabei etwas Beglückendes: eine furiose Collage aus Klassik und Moderne, der man sich nicht entziehen kann: Streicher und Samples, Vivaldi mit Beats: frech, cool, wegweisend. Girl Power! Andreas Dosch
Gloria!, Drama, R: Margherita Vicario, I/CH 2024, Start: 29.8.
29. August 2024, 09.00 Uhr
Andreas Dosch
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