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Kettensägenmassaker bei der Hochzeit
Wer solche Freunde hat, muss nicht wundern, wenn die Polizei zur Hochzeitsfeier gerufen wird. Am Freitag gaben sich Pianistin und Sängerin Petra Woisetschläger und Kontrabassist Udo Betz im Höchster Bologaropalast (schön da) das Ja-Wort. In den Römer hätten sie ihren (kleinen) Hund nicht mitbringen dürfen. Gefeiert wurde dann tags drauf im kp21, dem Restaurant unter der Brotfabrik wo sie mit ihrer Band Fragile schon gespielt hatten.
Guntram Prochaska, Künstler aus Karlsruhe, gestaltete sein Hochzeitsgeschenk in einer Live-Performance vorm Buffetgang (Überraschung des Hauses: Handkäs-Carpacchio als eine Vorspeise und von einem Konditor in Bad Nauheim das Brautpaar als Torte) mit zwei Kettensägen aus besonders harten Holz.
Das verursachte einen Höllenlärm im Hof der Brotfabrik, nicht für die durch Gaststätte und Musikclub sensibilisierte Nachbarn. Natürlich rückte gleich die Polizei hat, der man den Vorgang erklärte und die dem Künstler die ohnehin vergleichsweise kurze Arbeitszeit noch genehmigte. Im Nu – siehe Vorher-Nachher-Bilder – war aus den Stämmen eine Art Totempfahl entstanden. Spätestens jetzt müssen die Musiker diihre Stadtwohnung verlassen und sich ein neues Domizil auf dem Land suchen, um ihren Schutzgeist mit Engelsflügeln auch aufzustellen zu können.
Bei solch einer Gelegenheit erfuhr man dann auch als gut informierter Journalist neue Geschichten, wenn zum Beispiel der Brautvater aus dem Nähkästchen plaudert und die Anekdote zum Besten gibt, wie die kleine Petra zum ersten Klavier kam. Schreiner von Beruf, konnte ein Kunde wohl die zwei bestellten Stühle nicht bezahlen, also schaute er sich in dessen Wohnung um und entdeckte ein Klavier. Das „Tauschgeschäft“ war perfekt, das Instrument wurde restauriert und der Tochter kurzerhand ins Zimmer gestellt. Was daraus resultiert, kann man auf dem neuen Album „Inside Of Me“ hören, das am 19.9., 20 Uhr im Neuen Theater Höchst vorgestellt wird.
Klar, dass auch die künstlerischen Beiträge bei solch einer Hochzeit nicht zu kurz kamen. Sonst hätten die Brautleute mehr als nur eine Kostprobe geben müssen. Unter den Gästen waren u.a. alte Musikerweggefährten wie Jos Rinck und Willi Kappich (Ex-Frankfurter Kurorchester und wahre Tonkünstler), Kollegen wie Stephan Schmolck und Jo van Nelsen, Kammeroper-Chef Rainer Pudenz und TV-Mann Martin Wirsing, der mit einem wunderbaren Loriot-Dialog auf die Ehe einstimmte.
P.S. an Bläser Dirko J.: Eine Hochzeit ist kein Musikerseminar und keine Butterfahrt.
Fotos: Detlef Kinsler
9. September 2009, 15.23 Uhr
Detlef Kinsler
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