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Jazz im Palmengarten

Nicht nur „große Männer des Jazz“ im Blick

Am Donnerstag startet der „Jazz im Palmengarten“ in die neue Saison und feiert 60. Geburtstag. Das JOURNAL FRANKFURT sprach mit den Mitgliedern der Jazz-Initiative Frankfurt, Holger Heuermann und Klaus Söhnel, über Tradition und Innovation im Jazz.
JOURNAL FRANKFURT: Das „Deutsche Jazzfestival Frankfurt“ geht in diesem Jahr zum 50. Mal über die Bühne, der „Jazz im Palmengarten“ feiert 60. Geburtstag. Bei der wiederkehrenden Diskussion über den aktuellen Status der (ehemaligen) Jazzhauptstadt Deutschlands – wie wichtig ist die Traditionspflege?

Holger Heuermann: Beim Jazz haben es die Musikerinnen und Musiker mit der „Traditionspflege“ ja immer schon so gehalten, dass sie bestehende Kompositionen wieder neu entdecken und neu formen, sich anverwandeln und dann in neuer Gestalt präsentieren. Da wird interpretiert, neu arrangiert, reharmonisiert, mal mehr, mal weniger respektvoll. Rückschau allein aber ist unsere Sache nicht, wir suchen besonders Bands mit aktuellen Eigenkompositionen.

Wird das Jubiläum bei den Konzerten im Palmengarten thematisiert, und auch an die Männer der ersten Stunde erinnert? Auf dem Titel Ihres Programmheftes ist mit Rolf Kühn ein Urgestein des deutschen Jazz abgebildet. Hat der Mann einen Bezug zu Jazz in Palmengarten?

Holger Heuermann: Bei „Jazz im Palmengarten“ wollen wir immer ein möglichst vielfältiges, auch zugängliches Programm bieten, einen freilich subjektiven Blick auf das Jazzgeschehen diesseits und jenseits der Avantgarde werfen. Und wo wir eben über Traditionen sprachen: Ein schönes Beispiel ist das Programm, mit dem Rolf Kühn im Palmengarten auftritt: Mit seiner Band mit Musikern aus mehreren Generationen wagt er eine Entdeckungsreise zurück zu seinen Lieblingssongs aus sechs Jahrzehnten gelebter Jazzgeschichte. Wir haben aber nicht nur die „großen Männer“ des Jazz im Blick.

Mit Manfred Bründl steht auch ein ehemaliges Vorstandsmitglied der Jazz-Initiative Frankfurt auf der Bühne. Auch das ist sicher kein Zufall …

Klaus Söhnel: Manfred Bründl gehört zu unseren Gründern und war immer wieder Gast bei Jazz im Palmengarten. Dieses Jahr begeht er sein 40-jähriges Bühnenjubiläum – mit einem ganz neuen Programm und sehr jungen Mitmusikerinnen und -musikern.

Die Jazz-Initiative fühlt sich sicher nach wie vor Werner Wunderlich und seinem Pioniergeist verpflichtet. Wie ließ der sich über die Jahre/Jahrzehnte in die heutige Zeit retten?

Klaus Söhnel: Jazz ist ein Teil unserer Kultur, ein lebendiger Teil, immer im Wandel. Es hat sich so viel geändert gegenüber Wunderlichs Anfangszeiten im Palmengarten. Aber geblieben ist die Faszination, so viele großartige Musikerinnen und Musiker mit immer neuen Ideen und Projekten präsentieren zu können. Das allein ist, bei aller Arbeit, ein Riesenspaß.

Holger Heuermann: Vor allem lassen wir uns gern vom Pioniergeist der Musikerinnen und Musiker inspirieren und mitreißen. Gegenüber den Anfängen vor 60 Jahren hat sich die ganze Szene – von der Ausbildung bis hin zur Konzertplanung – sehr professionalisiert. Ein innerer Kompass ist aber immer noch wichtig bei der Programmauswahl: Während Werner Wunderlich über seine Tätigkeit für den Rundfunk und seine persönlichen Kontakte viele Bands kennenlernte, finden wir heute im Internet eine geradezu unüberschaubare Vielfalt spannender Musiker und Projekte. Einfacher ist es also nicht geworden, nur anders.

Die älteste kontinuierlich durchgeführte Open-Air-Jazzreihe der Welt (immer wieder gern zitiert) wäre ohne den Musikpavillon im Palmengarten nicht denkbar. Welche Rolle spielen Ort und Ambiente und wie tragen sie zum Gelingen der Veranstaltungen bei?

Klaus Söhnel: Der Palmengarten ist die grüne Lunge der Stadt; die Konzertmuschel ein einzigartiger Ort, Musik zu erleben: Eine große Party mit wunderbaren Musikerinnen und Musikern und gut gelaunten Gästen; ein Ort, wo man sich mit Freunden trifft, Fremde kennenlernt und zur Musik den Picknickkorb öffnet – ein gesellschaftliches Ereignis! Ohne das Team vom Palmengarten wäre das alles nicht möglich. Sie sind Veranstaltungsprofis, die mit großem Spaß die Programme auf der Bühne ermöglichen.

Die Reihe beginnt in diesem Jahr mit dem Auftritt des letztjährigen Gewinners des Jazzstipendiums der Stadt, Maximilian Shaikh-Yousef. Wie wichtig ist es Ihnen, den so ausgezeichneten Nachwuchs eine Plattform zu geben und wie stark ist Ihr Bemühen, neben dem treuen Besucherstamm und den JIF-Mitgliedern eine neue, auch junge Klientel anzusprechen?

Klaus Söhnel: Seit einigen Jahren haben wir uns vorgenommen, eine Band aus Frankfurt/Rhein-Main die Konzertreihe eröffnen zu lassen, zum Beispiel die Trägerin oder den Träger des Frankfurter Jazzstipendiums des Vorjahres. Wir sind sehr neugierig, wie sich die Band in den zwölf Monaten nach Erhalt des Stipendiums entwickelt hat. Immer, wenn wir dann jüngere Jazzer im Palmengarten präsentieren konnten, haben die Konzerte auch ein jüngeres Publikum angelockt. Diesem Weg wollen wir weiter folgen.

Ein Wort zur Bandbreite des diesjährigen Angebotes. Welche Facetten des Jazz können die Besucher 2019 erleben?

Klaus Söhnel: Wir starten mit einem Nonett aus Frankfurt/Rhein-Main, danach spielt mit Wolfgang Muthspiel ein europäisch-amerikanisches Quintett, gefolgt von Modern Jazz aus Deutschland mit dem Quartett der wunderbaren Pianistin Julia Hülsmann (Foto). Etwas wilder und perkussiver geht es dann zu bei Reto Weber mit Musikern aus Nord- und Südamerika, Madagaskar und Europa. Zwischen Avantgarde und Weltmusik schwebt das neue Programm von Manfred Bründl. Auf den „Grandseigneur“ Rolf Kühn folgt schließlich das Trio mit dem australischen Posaunisten Adrian Mears. Er spielte noch mit Albert Mangelsdorff zusammen und wird durch sein Didgeridoo einen ganz anderen Klang in den Palmengarten bringen.




Jazzinitiative Frankfurt v.l.n.r.: Holger Heuermann, Wolfgang Roth, Andreas Schmidt, Jonas Lohse, Klaus Söhnel. © Detlef Kinsler

>> „Jazz im Palmengarten“, Palmengarten, zwischen 27.6. und 29.8., 19:30 Uhr, Eintritt: 12,– Euro, www.jazz-frankfurt.de
 
Fotogalerie:
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25. Juni 2019, 09.30 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
 
 
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