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Händchenhalten gegen Homophobie
Jens ist einer, der möchte, dass sich die Menschen erinnern. Erinnern an den 17. Mai 1990, das Datum, ab dem Schwule und Lesben nicht mehr als Geistesgestörte eingestuft wurden. Das Datum, an dem die Generalversammlung der Weltgesundheitsorganisation beschloss, Homosexualität von der Liste der psychischen Krankheiten zu streichen. Gerade einmal 20 Jahre ist das her. Im Jahr 2005 wurde der 17. Mai schließlich zum Internationalen Tag gegen Homophobie erklärt.
Über Facebook rief Jens alle Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Transsexuellen – alle, die sich gegen Homophobie stark machen wollen – dazu auf, sich um 17.05 Uhr auf der Hauptwache zu treffen. Zum Händchenhalten. Die Idee des Same Sex Hand Holding – übrigens eine weltweite Bewegung, gegründet vom Gay-Rights-Aktivisten David Watkins – ist eine gute: Hand in Hand Flagge zeigen, Liebe und Gleichberechtigung demonstrieren, zeigen, wie viele Schwule und Lesben es gibt, zeigen, dass homosexuelle Liebe genauso normal ist wie die Liebe zwischen Mann und Frau. Die Stille Revolution nennt Watkins das und wurde dafür von Gordon Brown mit dem Social Inclusion Award ausgezeichnet.
Und in der Praxis? Nun, trotz Regen kamen über 150 Menschen auf der Hauptwache zusammen und legten ihre Händen ineinander. Die meisten Passanten interessierte das wenig – vielleicht, weil Frankfurt doch nicht so homophob ist, wie gedacht, wahrscheinlicher aber, weil sich entgegen dem Plan alle Schwulen und Lesben reihum bei den Händen fassten, einen großen Kreis bildeten und das Ganze auf diese Weise eher nach Kirchentag denn nach Revolution aussah. Trotzdem: schöne Aktion, die der Himmel über Frankfurt ruhig mit einem Regenbogen hätte belohnen dürfen.
18. Mai 2010, 10.06 Uhr
Florian Fix
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