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Foto: © Rauminstallation von Gaëlle Choisne
Foto: © Rauminstallation von Gaëlle Choisne

Frankfurt Rhein-Main

Widerhall der Bilder

Die 5. Ausgabe der Triennale RAY will Fotografie als Resonanzraum erfahrbar machen. Ein Streifzug quer durch Frankfurt und Rhein-Main: unsere Highlights.
Es ist nicht ganz leicht, sich auf den ersten Blick zurechtzufinden. Das fängt schon beim Namen an: Hatten die vergangenen Ausgaben der Internationalen Triennale der Fotografie RAY einen thematischen Schwerpunkt, findet man jetzt gleich einen Vierklang im Titel. Der verweist allerdings dann wieder auf eine übergeordnete Idee: „Echoes: Emotion, Identity, Memory“ ist die 5. Ausgabe überschrieben, als verbindendes Element also der Widerhall, den Fotografie auslösen kann – körperlich und mental, beispielhaft in Form von Emotionen, Überlegungen zu Identität und Erinnerung. Themen schlechthin, die seit jeher mit dem Medium verbunden stehen. Die beteiligten Ausstellungshäuser setzen jeweils eigene Schwerpunkte innerhalb des Jahresthemas. Hinzu kommen Partnerausstellungen zum Beispiel in Projekträumen, einer Galerie oder dem Kunstforum Darmstadt.



© Joy Gregory, Auto Portrait, 1990

ECHOES: EMOTION, IDENTITY, MEMORY
Nukleus der diesjährigen RAY-Ausgabe sind wieder die Ausstellungen ihrer ausrichtenden Institutionen, die jeweils eine eigene Auswahl der diesjährigen Echoes-Künstlerinnen und -Künstler präsentieren. Das Fotografie Forum Frankfurt kreist mit sowohl etablierten als auch ganz zeitgenössischen Werken ums fotografische Verhältnis zur Identität. Eine Entdeckung neben bereits bekannteren Namen wie Mónica Alcázar-Duarte oder Jürgen Klauke dürfte Inuuteq Storch sein, der Grönland mit seinen indigenen Bewohnern einer Art 90er-Jahre-Fotografieästhetik unterzieht. Premiere feiert eine Videoarbeit des britisch-chinesischen Künstlers Dinu Lu, der in „The Ghost Orchid Gesture“ seine Mutter von einem Wesen ins andere transformieren lässt. Eine verstörende Anziehungskraft entwickeln die Collagen von Diego Moreno, der Familienbilder mit teuflischen Übermalungen versieht – zu sehen im Museum Angewandte Kunst, das außerdem Anton Kusters, Jyoti Mistry und Jesper Just präsentiert. Die Deutsche Börse Photography Collection zeigt Arbeiten aus der eigenen Sammlung, die in diesem Jahr 25. Jubiläum feiert, darunter Jana Bissdorf, Maisie Cousins und Sophie Calle.



© DinuLi, The Ghost Orchid Gesture, 2021, Still

DER SAMMLUNG ZUGENEIGT – KONSTELLATION 2 in der Kunststiftung DZ Bank
Von Beginn an auf Fotografie spezialisiert hat man sich in der Kunstsammlung der DZ Bank. Im Rahmen einer Partnerausstellung präsentiert der zugehörige Ausstellungsraum Arbeiten aus der eigenen Sammlung, die zugleich das Format der klassischen Sammlungspräsentation kritisch betrachten lassen.

TEMPLE OF LOVE – TO HIDE in der Villa 102 der KfW-Stiftung
Wohl am weitesten vom konkreten Medium entfernt liegt in diesem Jahr eine Partnerschau in der Villa 102. Wobei Gaëlle Choisne durchaus gefundene fotografische Objekte in ihre raumgreifenden Installationen einbezieht. Damit entwirft die französisch-haitianische Künstlerin ein höchst eklektisches Bild, das um die bewohnte Welt in ihrer politischen, historischen, gesellschaftlichen, persönlichen Komplexität kreist.



© Diego Moreno, Dos Lunas De Octubre II

PART OF ME in der Galerie Hanna Bekker vom Rath
Neben öffentlichen Institutionen beteiligt sich in diesem Jahr auch die Frankfurter Galerie Hanna Bekker vom Rath. Hier ist vom 2. bis zum 18. Mai die Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie e.V. zu Gast, die zwei junge Fotografinnen präsentiert: Lilli Nass begleitet mit ihrer Serie „cursare“ den schleichenden Abschied vom eigenen Vater, der im Alter von 54 Jahren an Demenz erkrankte; Anna-Maria Boshnakova hat mit „Vom Erwachsenwerden“ das Sujet ihrer fotografischen Erkundung schon im Titel umschrieben.

MILLI BAU. 5000 KM BIS PARIS im Kunstforum der TU Darmstadt
Eigentlich muss es verwundern, dass diese Fotografin bisher kaum angemessen ausgestellt worden ist – zumal in Rhein-Main oder genauer Darmstadt, wo sie gelebt und die zahlreichen Bilder ihrer Reisen um die Welt sortiert hat. Emilia „Milli“ Bau bereiste ab den 1950er-Jahren in ihrem Bulli ganz allein die Seidenstraße. Was die Journalistin dort erlebte und wem sie begegnete, hielt sie in Aufzeichnungen und Fotografien fest. 2017 erschien ein umfassender Bildband im Kerber-Verlag, während der Laufzeit von RAY präsentiert das Kunstforum der TU Darmstadt eine große Auswahl ihrer Fotografien.



© Monica Alcazar-Duarte, Flowerhead

ALICE SPRINGS. RETROSPEKTIVE in den Opelvillen Rüsselsheim
Sie wollte nicht „die Frau von“ sein. Also gab sich June Newton den Namen ihres australischen Heimatorts und fotografierte unter Pseudonym – bald ähnlich erfolgreich wie ihr Mann, Helmut Newton, den sie ursprünglich nur während einer Grippeerkrankung vertreten sollte. Die Opelvillen zeigen eine große Retrospektive mit rund 200 Arbeiten von
Alice Springs, die ihre meist berühmten Gegenüber neugierig und einfühlsam porträtierte.

FRANKFURT. STADT DER FOTOGRAFINNEN 1844–2024 im Historischen Museum Frankfurt
Ab Ende Mai räumt das Historische Museum Frankfurt seine komplette Sonderausstellungsfläche für die Fotografinnen dieser Stadt frei. Neben Ella Bergmann-Michel, Gisèle Freund, Ilse Bing, Abisag Tüllmann, Mara Eggert und Barbara Klemm werden beispielsweise auch Lilly Lulay, Laura J. Padgett und Susa Templin präsentiert. Ein ausführlicher Überblick im nächsten JOURNAL FRANKFURT (erscheint am 28. Mai 2024).



© Pionier des Genderbending: Jürgen Klauke

Info
RAY Internationale Triennale der Fotografie, 3.5.–1.9., Eröffnungswochenende vom 3.–5.5.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Mai-Ausgabe (JF5/2024). Die Ausgabe finden Sie aktuell am Kiosk Ihrer Wahl oder als ePaper in unserem Shop. Aktuelle Infos unter ray-triennale.com und auf den Webseiten der teilnehmenden Ausstellungshäuser.
 
Fotogalerie:
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2. Mai 2024, 15.15 Uhr
Katharina J. Cichosch
 
Katharina Cichosch
 
 
 
 
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Text: Christoph Schröder / Foto: © Harald Schröder
 
 
 
 
 
 
 
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