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Anhotten gegen den Rechtsstaat

Donnerstag, 7. April. Wirtschaftsdezernent Markus Frank hat sich darüber beklagt, dass Frankfurt zu wenig in der Regenbogenpresse vorkomme. Finde ich klasse. Endlich begreift mal einer, was wichtig ist für diese Stadt. Ich frage mich allerdings: Woher weiß der Mann das? Was liest er alles? Das Goldene Blatt, die Neue Post und Frau aktuell? Und dann stelle ich mir vor, wie es bei Franks noch so zugehen mag. Zum Abendbrot Mettigel, Schmelzkäse und Lachsersatz? Dann in Adiletten auf dem Sofa Florian Silbereisen gucken und dabei einen guten Sangria aus dem Eimer schlürfen? Samstags in Jogginghose Auto waschen und dann nach Rüdesheim in die Drosselgasse zu einer tollen Heizdecken-Verkaufsveranstaltung, romantisch untermalt von Alleinunterhalter Franzl­ an der Hammond-Orgel? Und im Sommer schön nach Malle oder auf die Dom Rep die Seele baumeln lassen? Endlich mal ein Entscheider mit Bodenhaftung. Ein Aufrechter zwischen all dem Internationalen, Modernen, Szenigen, und Urbanen in dieser Stadt.

Samstag, 9. April. In der FAZ steht, dass bei einem Verkehrsunfall die Autos „regelrecht“ ineinandergeschoben worden seien. Oha. Was sind das denn für Regeln für das Ineinanderschieben von Autos? Und wo kriegt man die her, wenn man das auch mal ordnungsgemäß machen möchte? Beim ADAC?

Freitag, 15. April. Nun rennen sie wieder herum mit den Anti-Atomkraft-Stickern am Revers. Warum? Na, man müsse im persönlichen Umfeld Stellung beziehen, heißt es dann. Aha. Wäre es da nicht vielleicht mal eine Überlegung wert, das Auto
abzuschaffen? Und die Geschirrspülmaschine? Und zwei der drei Fernseher? Und die Billigflüge nach London, Madrid oder Venedig? Und die grad so hippe Kreuzfahrt? Und das Konsumieren von Nahrungsmitteln, die um die halbe Welt transportiert wurden? Und von Discounter-Billigfleisch? Ich mein’ ja nur. So von wegen Stellung beziehen. Denn: Fängt nicht Protest bei der persönlichen Öko-Bilanz an? Weil der CO2-Anstieg in der Atmosphäre eine ungleich größere Bedrohung darstellt als die Atomkraft? Ah so. Verstehe. Sich einen Sticker anheften ist einfacher. Und vieeeel cooler.

Freitag, 22. April. Heute darf nicht getanzt werden. Es ist Karfreitag. Ich persönlich habe mir da nichts vorzuwerfen. Ich habe noch nie am Karfreitag getanzt. Nun gut, genaugenommen habe noch nie getanzt. Aber heute werde ich es tun. Werde gegen den Gottesstaat anhotten. Das muss man sich mal vorstellen! Ein Tanzverbot, nur weil vormittags eine Handvoll alter Leute in der Kirche sitzen und ihrem Pfarrer was vorsingen! Aber den Muslimen vorschreiben wollen, was sie anzuziehen haben ...
 
Fotogalerie:
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29. April 2011, 12.12 Uhr
Michi Herl
 
 
 
 
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