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10 Jahre Musikszene Frankfurt
Von Singer/Songwritern verzaubern lassen
Mit einem Launch-Konzert zum Start der CD-Ausleihe „Musikszene Frankfurt“ wurde die halbjährliche Konzertreihe in der Stadtbücherei 2011 ins Leben gerufen. Zum runden Geburtstag spielen Romie und Salma mit Sahne. Wir sprachen mit der Band aus Lindenfels.
JOURNAL FRANKFURT: Gleich im ersten Satz eurer Biografie auf der Website fällt der Begriff Liedermacherin. Den sieht manch einer als Anachronismus und fragt sich: Wie kommen so junge Menschen auf die Idee, diesen dem des Singer/Songwriters vorzuziehen. Liegt es an den deutschen Texten und steht dahinter auch eine Haltung?
Salma: Vielleicht liegt es eher an den deutschen Texten als an einer Haltung. Und vielleicht weil Liedermacherin einfach schöner klingt als „Singer/Songwriter” und in dem Wort Liedermacherin für mich noch etwas Haptisches mitschwingt. Es klingt für mich einfach mehr wie ein Handwerk und neben der Kreativität ist es das eben auch: Man „baut” quasi Lieder! Zudem sind wir mit unserer seltsamen Besetzung mit klassischer Gitarre, Akkordeon und Kontrabassbalalaika näher an den folkig geprägten Liedermachern dran als an den sehr stark vom Pop geprägten Songwritern, die man eher mit einer Stahlsaitengitarre kennt. Theoretisch sprichst du da aber eine allgemeine Frage an, die wir uns selbst noch und immer wieder stellen: Wo ordnen wir uns ein? Wir sind nämlich vom Gefühl her irgendwo dazwischen, zwischen Tradition und Pop. Aber das ist auch gut so, schließlich leben wir heute in anderen Zeiten und sind musikalisch auch von dem geprägt, was nach den Liedermachern kam und sowieso ist Musik etwas fließendes, das sich ständig wandelt. Wer weiß, in welche Gewässer wir uns noch begeben.
Gerade entdecke ich im Netz den Hinweis auf das Waldeck-Kultur-Stipendium – aha, daher weht der Wind? Sind euch die Sechziger auf der Burg tatsächlich präsent?
Salma: Tatsächlich, müssen wir gestehen, haben wir von der Geschichte der Waldeck schon mal gehört, aber ganz so klar war uns die Tradition und Geschichte der Burg Waldeck vor unserem Aufenthalt dort dann doch nicht. Wir haben viel gelernt, das kann man sagen! Es war auf jeden Fall unglaublich an einem so inspirierenden Ort zu schreiben und auf eine Art in die Fußstapfen der „Großen”, wie Peter Rohland oder Hannes Wader, zu treten, auch wenn wir uns mit ihnen eher weniger musikalisch identifizieren. Und ich muss gestehen, dass ich die Inspirationen meiner Lieder kaum aus den Klassikern der Liedermacherei hole. Ja, um ehrlich zu sein, könnte ich generell noch viel nachholen, was das Musikhören angeht. Bei mir fängt das Liederschreiben eher mit dem Drang zu singen an. Oft ist da erst ein Gefühl, dann eine Melodie und dann der Text bzw. es wechselt beim Schreiben zwischen Text- und Melodiefindung hin und her. Manchmal weiß ich eben nicht ganz, was ich eigentlich sagen will. Aber da ist etwas in mir, meist eine Emotion, die dann lauter wird und versucht sich mitzuteilen. Die Struktur unserer Lieder ist oft mehr ein Popsong als die eines Strophenliedes, was man von den klassischen Liedermachern kennt.
Der viel zitierte kleine Ort im Odenwald – wie hat der die Musik konkret, bewusst wie un(ter)bewusst beeinflusst?
Lisa: Die Landschaft um Lindenfels hat etwas Beruhigendes und Entspannendes. Man kann gut abschalten und auf die eigene Kreativität hören. Das hat sicher einen bewussten und unbewussten Einfluss auf unser Schaffen. Aber das Gute an der Lage von Lindenfels ist auch, dass man echt nicht lange fahren muss, um in eine größere Stadt wie Mannheim, Frankfurt, Mainz zu sein, um sich Inspirationen zu holen und auf Konzerte zu gehen. Aber auch hier findet man so etwas, wie zum Beispiel das kommende LIFE2020 (Lindenfels Festival) im August.
Lennart: Das merkt man vor allem immer, wenn uns Freunde oder befreundete Künstler besuchen. Die sind immer total begeistert von der Ruhe, dem Sternenhimmel und der Freiheit, die man hier hat.
Salma: Hier ist’s einfach wie im Auenland. Da ist das Fantasieren nicht weit entfernt.
Wie steht ihr zu einem Begriff wie Folk und wie kam es zu eurem Instrumentarium? Da sind die meisten Menschen ja recht verblüfft, wenn sie die Bass-Balalaika sehen. Und wie wichtig ist euch der akustische Charakter eurer Musik? Es gibt ja den Mitschnitt eines „Lagerfeuerkonzertes” in eurer Discografie – das passt ja.
Salma: Also zunächst einmal ist es eine Kontrabassbalalika.
Lennart: Sogar fast eine Subkontrabassbalalaika. Mit 1,2 Meter Breite wäre sie das auch eigentlich. Aber leider ist sie 5 Zentimeter zu kurz oder auch zum Glück, wenn man unsere Logistikabteilung fragt.
Lisa: Angefangen haben wir tatsächlich erst mit akustischer und elektrischer Gitarre, E-Bass und Schlagzeug. Damals hat Lennart noch hinter den Drums gesessen und ich habe Bass gespielt. Da wir für manche Arrangements gerne Sound-Flächen wollten, hat unser damaliger Gitarrist, den Bass übernommen, sodass ich ein anderes Instrument spielen konnte. Also lernte ich kurzerhand Akkordeon für die Band, damit wir nicht immer ein unhandliches E-Piano mitschleppen müssen.
Lennart: Als kurz vor unserem zweiten Aufritt der Gitarrist ausgestiegen ist, mussten wir schnell eine Lösung finden. Ich witterte meine Chance endlich mal Bass in einer Band spielen zu können. Als wir keinen neuen Gitarristen oder Bassisten, dafür aber einen Schlagzeuger finden konnten, wurde mein Traum wahr. Weil neben den Anfragen für unser lauteres Band-Set auch kleinere akustische Auftritte angefragt wurden, habe ich nach einer Lösung für mich gesucht. Eine Akustik-Bass-Gitarre war keine Alternative, weil die, um Bass zu produzieren, auch wieder verstärkt werden muss. Kontrabass allerdings auch nicht, weil ich ohne Bünde doch noch etwas verloren bin. Also machte ich mich auf die Suche nach einem großen Bassinstrument mit Bünden. Und das ist das Ergebnis, womit wir sehr zufrieden sind.
Salma: Akustisch bedeutet für uns, dass wir in kleinen Locations und oft auch unverstärkt spielen. So hab ich letztendlich auch angefangen Musik zu machen. Das ist der Klang, der mir noch immer am vertrautesten ist. Man hört einfach anders. Ein Mikrophon oder ein Lautsprecher klingt einfach anders als ein Raum. Die Stimme ist einfach näher bei mir selbst. Dadurch habe ich mehr das Gefühl auch für mich zu singen und nicht nur für andere. Man ist einfach intimer irgendwie. Es ist keine Technik dazwischen. Genau dieses intime und natürlichere Gefühl hatte man auch bei den Lagerfeuerkonzerten in Lindenfels, die Lennart ins Leben gerufen hat. Man hört das Drumherum: den Wald, das Grillenzirpen und das knistern des Lagerfeuers. Man ist einfach mehr im Moment, mehr im Hier, an genau diesem Ort, weil dieser Ort genau so klingt, wie er klingt. Und das geht manchmal auf größeren Bühnen verloren. Dafür haben diese „lauten Gigs“ auch ihre Reize. Denn wenn man verstärkt spielt, können mehr Menschen zuhören, das bedeutet mehr Menschen können mitsingen und tanzen. Und das macht uns auch besonders viel Spaß!
Liegt es am Anblick eures Tieftöners und sorgt der allein für die Assoziation osteuropäischer Einflüsse in eurer Musik oder gibt es die – neben all den anderen von euch genannten – tatsächlich (und das Publikum tanzt Kasatschoz.
Lisa: Ich denke, wir suchen nicht aktiv nach einer Assoziation mit anderen Einflüssen, sie passieren einfach beim Arrangieren. Dass Lieder wie Musikerin eventuell danach klingen, als wären wir von osteuropäischer Musik beeinflusst, liegt eher daran, dass wir es mit Off-Beats arrangierten. Zu der Zeit hatte Lennart die KBB noch nicht. Aber die Optik des Instruments verstärkt das natürlich noch.
Salma: Das ist total spannend, dass du das fragst, weil es immer gut ist zu sehen, wie man eigentlich nach außen hin wirkt. Wie ordnen uns die Zuhörer ein? Oder wie ordnen wir uns selbst ein? Das wissen wir auch nicht wirklich. Wir schauen gerne in alle Schubladen hinein und nehmen uns das heraus, was uns gerade passt. Und dann ist es umso schöner, wenn es anderen auch gefällt.
Das Verspielte neben der Intimität in der Musik findet sich ja auch in den Texten in einem Mix aus ernsthaften Gesellschafts-Reflektionen, aber auch viel Witz und feiner Ironie wider ...
Salma: Eine Freundin, die Musikwissenschaften studiert, hat mal gesagt, dass die Lieder die ich schreibe bei traurigen Texten immer in Dur sind, als würde ich der Welt nicht zutrauen, dass sie so viel Traurigkeit verkraften könne. Vielleicht ist da was dran, aber vielleicht ist dass auch ein Selbstschutz, dass ich mir selbst nicht soviel Traurigkeit zumuten möchte. Wenn ich Lieder schreibe, dann ist es immer ein Prozess in dem ich selbst gerade stecke und ich will eine Lösung finden. Zudem spiele ich manche Lieder vielleicht 1000 Mal und ich glaube was ich mir immer wieder sage wird zu meiner eigenen Wahrheit. Da wünsche ich mir eher Lieder, die eine Stimmung in der ich war vielleicht reflektieren und gleichzeitig eine Lösung haben. Und manchmal ist die Lösung eben Leichtigkeit über oder unter Traurigkeit zu legen, das bedeutet nicht sie zu verdrängen, eher mit ihr zu lachen.
Offen für Abenteuer. Oder: Salma, der Schwamm J. Was darf man noch erwarten von der Band? Gibt es konkrete Pläne?
Lennart: Wir haben zwei sehr aufregende Jahre hinter uns. Seit wir den Bandsupporter Contest 2018 ganz unerwartet gewonnen haben, haben wir fast 100 Auftritte gespielt. Und natürlich haben wir, wie alle Bands, Künstler oder kreative Menschen große Pläne. Da wir nebenher aber auch ganz normal arbeiten bzw. studieren, sind wir seit dem Contest fast nicht dazu gekommen neue Lieder zu schreiben oder einfach mal Zeit als Freunde zu verbringen. Dafür nehmen wir uns aktuell mehr Zeit und das tut uns gerade sehr gut! Die Konzertanfragen werden aber (zum Glück) auch nicht weniger. Wir dürfen uns also auch in diesem Jahr wieder auf viele tolle Konzerte mit der ein oder anderen Veränderung freuen.
Salma: Aber gerade die Zeit die Lennart angesprochen hat nehmen wir uns jetzt mehr auch um Pläne für unsere Ziele zu machen. Wir sammeln unsere Lieder zusammen und arrangieren und suchen eine/n Produzenten/in, um mit uns zu arbeiten.
Lisa: Und trotzdem wollen wir natürlich offen bleiben für alle Eindrücke und Einflüsse, die wir in den Liedern und Arrangements verwurschteln können. Wir sind gespannt darauf, was uns auf unserem Weg noch alles erwartet.
10 Jahre Musikszene Frankfurt: Romie & Salma mit Sahne, Ffm., Zentralbibliothek, 24.3., 20 Uhr, Eintritt frei
Salma: Vielleicht liegt es eher an den deutschen Texten als an einer Haltung. Und vielleicht weil Liedermacherin einfach schöner klingt als „Singer/Songwriter” und in dem Wort Liedermacherin für mich noch etwas Haptisches mitschwingt. Es klingt für mich einfach mehr wie ein Handwerk und neben der Kreativität ist es das eben auch: Man „baut” quasi Lieder! Zudem sind wir mit unserer seltsamen Besetzung mit klassischer Gitarre, Akkordeon und Kontrabassbalalaika näher an den folkig geprägten Liedermachern dran als an den sehr stark vom Pop geprägten Songwritern, die man eher mit einer Stahlsaitengitarre kennt. Theoretisch sprichst du da aber eine allgemeine Frage an, die wir uns selbst noch und immer wieder stellen: Wo ordnen wir uns ein? Wir sind nämlich vom Gefühl her irgendwo dazwischen, zwischen Tradition und Pop. Aber das ist auch gut so, schließlich leben wir heute in anderen Zeiten und sind musikalisch auch von dem geprägt, was nach den Liedermachern kam und sowieso ist Musik etwas fließendes, das sich ständig wandelt. Wer weiß, in welche Gewässer wir uns noch begeben.
Gerade entdecke ich im Netz den Hinweis auf das Waldeck-Kultur-Stipendium – aha, daher weht der Wind? Sind euch die Sechziger auf der Burg tatsächlich präsent?
Salma: Tatsächlich, müssen wir gestehen, haben wir von der Geschichte der Waldeck schon mal gehört, aber ganz so klar war uns die Tradition und Geschichte der Burg Waldeck vor unserem Aufenthalt dort dann doch nicht. Wir haben viel gelernt, das kann man sagen! Es war auf jeden Fall unglaublich an einem so inspirierenden Ort zu schreiben und auf eine Art in die Fußstapfen der „Großen”, wie Peter Rohland oder Hannes Wader, zu treten, auch wenn wir uns mit ihnen eher weniger musikalisch identifizieren. Und ich muss gestehen, dass ich die Inspirationen meiner Lieder kaum aus den Klassikern der Liedermacherei hole. Ja, um ehrlich zu sein, könnte ich generell noch viel nachholen, was das Musikhören angeht. Bei mir fängt das Liederschreiben eher mit dem Drang zu singen an. Oft ist da erst ein Gefühl, dann eine Melodie und dann der Text bzw. es wechselt beim Schreiben zwischen Text- und Melodiefindung hin und her. Manchmal weiß ich eben nicht ganz, was ich eigentlich sagen will. Aber da ist etwas in mir, meist eine Emotion, die dann lauter wird und versucht sich mitzuteilen. Die Struktur unserer Lieder ist oft mehr ein Popsong als die eines Strophenliedes, was man von den klassischen Liedermachern kennt.
Der viel zitierte kleine Ort im Odenwald – wie hat der die Musik konkret, bewusst wie un(ter)bewusst beeinflusst?
Lisa: Die Landschaft um Lindenfels hat etwas Beruhigendes und Entspannendes. Man kann gut abschalten und auf die eigene Kreativität hören. Das hat sicher einen bewussten und unbewussten Einfluss auf unser Schaffen. Aber das Gute an der Lage von Lindenfels ist auch, dass man echt nicht lange fahren muss, um in eine größere Stadt wie Mannheim, Frankfurt, Mainz zu sein, um sich Inspirationen zu holen und auf Konzerte zu gehen. Aber auch hier findet man so etwas, wie zum Beispiel das kommende LIFE2020 (Lindenfels Festival) im August.
Lennart: Das merkt man vor allem immer, wenn uns Freunde oder befreundete Künstler besuchen. Die sind immer total begeistert von der Ruhe, dem Sternenhimmel und der Freiheit, die man hier hat.
Salma: Hier ist’s einfach wie im Auenland. Da ist das Fantasieren nicht weit entfernt.
Wie steht ihr zu einem Begriff wie Folk und wie kam es zu eurem Instrumentarium? Da sind die meisten Menschen ja recht verblüfft, wenn sie die Bass-Balalaika sehen. Und wie wichtig ist euch der akustische Charakter eurer Musik? Es gibt ja den Mitschnitt eines „Lagerfeuerkonzertes” in eurer Discografie – das passt ja.
Salma: Also zunächst einmal ist es eine Kontrabassbalalika.
Lennart: Sogar fast eine Subkontrabassbalalaika. Mit 1,2 Meter Breite wäre sie das auch eigentlich. Aber leider ist sie 5 Zentimeter zu kurz oder auch zum Glück, wenn man unsere Logistikabteilung fragt.
Lisa: Angefangen haben wir tatsächlich erst mit akustischer und elektrischer Gitarre, E-Bass und Schlagzeug. Damals hat Lennart noch hinter den Drums gesessen und ich habe Bass gespielt. Da wir für manche Arrangements gerne Sound-Flächen wollten, hat unser damaliger Gitarrist, den Bass übernommen, sodass ich ein anderes Instrument spielen konnte. Also lernte ich kurzerhand Akkordeon für die Band, damit wir nicht immer ein unhandliches E-Piano mitschleppen müssen.
Lennart: Als kurz vor unserem zweiten Aufritt der Gitarrist ausgestiegen ist, mussten wir schnell eine Lösung finden. Ich witterte meine Chance endlich mal Bass in einer Band spielen zu können. Als wir keinen neuen Gitarristen oder Bassisten, dafür aber einen Schlagzeuger finden konnten, wurde mein Traum wahr. Weil neben den Anfragen für unser lauteres Band-Set auch kleinere akustische Auftritte angefragt wurden, habe ich nach einer Lösung für mich gesucht. Eine Akustik-Bass-Gitarre war keine Alternative, weil die, um Bass zu produzieren, auch wieder verstärkt werden muss. Kontrabass allerdings auch nicht, weil ich ohne Bünde doch noch etwas verloren bin. Also machte ich mich auf die Suche nach einem großen Bassinstrument mit Bünden. Und das ist das Ergebnis, womit wir sehr zufrieden sind.
Salma: Akustisch bedeutet für uns, dass wir in kleinen Locations und oft auch unverstärkt spielen. So hab ich letztendlich auch angefangen Musik zu machen. Das ist der Klang, der mir noch immer am vertrautesten ist. Man hört einfach anders. Ein Mikrophon oder ein Lautsprecher klingt einfach anders als ein Raum. Die Stimme ist einfach näher bei mir selbst. Dadurch habe ich mehr das Gefühl auch für mich zu singen und nicht nur für andere. Man ist einfach intimer irgendwie. Es ist keine Technik dazwischen. Genau dieses intime und natürlichere Gefühl hatte man auch bei den Lagerfeuerkonzerten in Lindenfels, die Lennart ins Leben gerufen hat. Man hört das Drumherum: den Wald, das Grillenzirpen und das knistern des Lagerfeuers. Man ist einfach mehr im Moment, mehr im Hier, an genau diesem Ort, weil dieser Ort genau so klingt, wie er klingt. Und das geht manchmal auf größeren Bühnen verloren. Dafür haben diese „lauten Gigs“ auch ihre Reize. Denn wenn man verstärkt spielt, können mehr Menschen zuhören, das bedeutet mehr Menschen können mitsingen und tanzen. Und das macht uns auch besonders viel Spaß!
Liegt es am Anblick eures Tieftöners und sorgt der allein für die Assoziation osteuropäischer Einflüsse in eurer Musik oder gibt es die – neben all den anderen von euch genannten – tatsächlich (und das Publikum tanzt Kasatschoz.
Lisa: Ich denke, wir suchen nicht aktiv nach einer Assoziation mit anderen Einflüssen, sie passieren einfach beim Arrangieren. Dass Lieder wie Musikerin eventuell danach klingen, als wären wir von osteuropäischer Musik beeinflusst, liegt eher daran, dass wir es mit Off-Beats arrangierten. Zu der Zeit hatte Lennart die KBB noch nicht. Aber die Optik des Instruments verstärkt das natürlich noch.
Salma: Das ist total spannend, dass du das fragst, weil es immer gut ist zu sehen, wie man eigentlich nach außen hin wirkt. Wie ordnen uns die Zuhörer ein? Oder wie ordnen wir uns selbst ein? Das wissen wir auch nicht wirklich. Wir schauen gerne in alle Schubladen hinein und nehmen uns das heraus, was uns gerade passt. Und dann ist es umso schöner, wenn es anderen auch gefällt.
Das Verspielte neben der Intimität in der Musik findet sich ja auch in den Texten in einem Mix aus ernsthaften Gesellschafts-Reflektionen, aber auch viel Witz und feiner Ironie wider ...
Salma: Eine Freundin, die Musikwissenschaften studiert, hat mal gesagt, dass die Lieder die ich schreibe bei traurigen Texten immer in Dur sind, als würde ich der Welt nicht zutrauen, dass sie so viel Traurigkeit verkraften könne. Vielleicht ist da was dran, aber vielleicht ist dass auch ein Selbstschutz, dass ich mir selbst nicht soviel Traurigkeit zumuten möchte. Wenn ich Lieder schreibe, dann ist es immer ein Prozess in dem ich selbst gerade stecke und ich will eine Lösung finden. Zudem spiele ich manche Lieder vielleicht 1000 Mal und ich glaube was ich mir immer wieder sage wird zu meiner eigenen Wahrheit. Da wünsche ich mir eher Lieder, die eine Stimmung in der ich war vielleicht reflektieren und gleichzeitig eine Lösung haben. Und manchmal ist die Lösung eben Leichtigkeit über oder unter Traurigkeit zu legen, das bedeutet nicht sie zu verdrängen, eher mit ihr zu lachen.
Offen für Abenteuer. Oder: Salma, der Schwamm J. Was darf man noch erwarten von der Band? Gibt es konkrete Pläne?
Lennart: Wir haben zwei sehr aufregende Jahre hinter uns. Seit wir den Bandsupporter Contest 2018 ganz unerwartet gewonnen haben, haben wir fast 100 Auftritte gespielt. Und natürlich haben wir, wie alle Bands, Künstler oder kreative Menschen große Pläne. Da wir nebenher aber auch ganz normal arbeiten bzw. studieren, sind wir seit dem Contest fast nicht dazu gekommen neue Lieder zu schreiben oder einfach mal Zeit als Freunde zu verbringen. Dafür nehmen wir uns aktuell mehr Zeit und das tut uns gerade sehr gut! Die Konzertanfragen werden aber (zum Glück) auch nicht weniger. Wir dürfen uns also auch in diesem Jahr wieder auf viele tolle Konzerte mit der ein oder anderen Veränderung freuen.
Salma: Aber gerade die Zeit die Lennart angesprochen hat nehmen wir uns jetzt mehr auch um Pläne für unsere Ziele zu machen. Wir sammeln unsere Lieder zusammen und arrangieren und suchen eine/n Produzenten/in, um mit uns zu arbeiten.
Lisa: Und trotzdem wollen wir natürlich offen bleiben für alle Eindrücke und Einflüsse, die wir in den Liedern und Arrangements verwurschteln können. Wir sind gespannt darauf, was uns auf unserem Weg noch alles erwartet.
10 Jahre Musikszene Frankfurt: Romie & Salma mit Sahne, Ffm., Zentralbibliothek, 24.3., 20 Uhr, Eintritt frei
19. Februar 2020, 14.47 Uhr
Detlef Kinsler
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15. November 2024
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