Foto: Symbolbild © Adobe Stock/Comofoto
Großmäuler versus Finanzgenies

In Berlin wird geprahlt, in Frankfurt gemacht

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Getreu der alten Kaufmannsregel „Das Geld verdient man im Einkauf“ betreibt Eintracht Frankfurt kluges Finanzmanagement – und ist dabei sportlich erfolgreich. Wie es anders geht, sieht man in der Hauptstadt.

Michi Herl /

Vom heutigen Fußball verstehe ich nicht mehr viel. Ich bin zwar nach wie vor Mitglied des FK Pirmasens, denn mein Urgroßvater hat den Verein anno 1903 mitgegründet. Kleiner Hinweis für die spöttischen Grinser: Im Frankfurter Waldstadion waren die meisten Zuschauer aller Zeiten am 23. Mai 1959, nämlich 81 000 beim Halbfinalspiel um die Deutsche Meisterschaft zwischen der Eintracht und dem FKP. Also ist es selbstverständlich, dass ich stets, wenn ich mal in der Pfalz bin, gerne ins Stadion gehe.

Allerdings bin ich immer wieder verwundert, wenn dort alte wackelige Männer auf mich zukommen und behaupten, mit mir zur Schule gegangen zu sein. Dass ich mit der heutigen Kickerei nicht mehr viel anfangen kann, hat aber nichts mit meinem biblischen Alter zu tun. Es ist (Achtung, Plattitüde!) die Kommerzialisierung, die mich nervt. Die Zeiten, als ein Gerd Müller ein hoch dotiertes Angebot eines anderen Vereins mit den Worten „Ich kann jeden Tag nur ein Schnitzel essen“ ablehnte, sind halt vorbei.

Frankfurt: schnelles Geld, Risikobereitschaft und abgefuckte Börsenmakler

Auch mein geliebter FK Pirmasens hat gerade die Chance, mal wieder in die Regionalliga aufzusteigen – würde aber flugs wieder absteigen. Es fehlt halt die Kohle. Damit komme ich zur Frankfurter Eintracht. Denn man tut dort das, was man von einem Verein in der Finanzmetropole kaum erwarten würde. Frankfurt, da denken viele an schnelles Geld, Risikobereitschaft, abgefuckte Börsenmakler, Bad Banks und Milliardenspiele. Das ist ja auch nicht ganz verkehrt. Nicht so bei der Eintracht. Oder nicht mehr. Mittlerweile sind dort Leute am Werk, die ein kluges Finanzmanagement betreiben. Getreu der alten Kaufmannsregel „Das Geld verdient man im Einkauf“ – und dabei auch noch sportlich erfolgreich sind.

Wie es auch anders geht, sieht man beim selbsternannten „Big City Club“ in der Metropole der Großmäuler Berlin. Dort werden seit Jahren höchst dilettantisch viele Millionen verbrannt, die man nie besaß. Halbseidene Investoren geben sich die Klinke in die Hand – und der einst so stolze Verein krebst mittlerweile armselig in den Niederungen der Zweiten Liga herum. Es ist, wie es immer war: In Berlin wird groß geprahlt, was für gigantisch Tolles man bald tun wird – in Frankfurt wird net lang gebabbelt, sondern gemacht.


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