In Hessen verschärft sich die Wohnungskrise weiter. Einer Umfrage des hr zufolge klagen hessische Wohnungsbauunternehmen über Finanzierungsschwierigkeiten, was zu Preisexplosionen bei Neubauten führt.
Katja Thorwarth /
Laut einer Umfrage des hr unter hessischen Wohnungsbauunternehmen ist die Geschäftslage im Land "schlechter" bis "deutlich schlechter" als noch im Jahr 2020. 42 Unternehmen haben sich an der Erhebung beteiligt und repräsentieren rund 270 000 Wohnungen, in denen eine Million Menschen leben. Grundproblem sind die Finanzierungsschwierigkeiten bei Neubauten, weshalb die Mieten hier teils mehr als 50 Prozent in die Höhe geschnellt seien - Tendenz steigend. Vor allem im sozialen Wohnungsbau werde sich die Krise deutlich verschärfen.
Mussten 2020 durchschnittlich 9,50 Euro pro Quadratmeter für eine Mietwohnung im Neubau bezahlt werden, waren es 2023 bereits 14,46 Euro. Dies ist eine Kostensteigerung von 52 Prozent innerhalb von nur drei Jahren. Die Unternehmer prognostizieren Mietpreise von mehr als 20 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2024 in Hessen. Und hierbei handelt es sich nicht nur um das generell teure Rhein-Main-Gebiet, sondern um Hessen im Gesamten.
Mieten in Hessen steigen um 52 Prozent
„Gestiegene Zinsen, hohe Baukosten und Anforderungen an Neubauten bei gleichzeitig unzureichenden öffentlichen Förderprogrammen führen dazu, dass Wohnungsbau derzeit kaum wirtschaftlich zu betreiben ist. Aktuell vermieten wir zu 16 Euro/m². Die Kalkulation eines Ende November 2023 kalkulierten Neubaus ergab etwa 20 Euro/m²“, zitiert der hr hierzu die Gemeinnütziges Siedlungswerk GmbH Frankfurt. Hätten die an der Umfrage beteiligten Wohnungsbauunternehmen 2020 noch 788,38 Millionen Euro in Neubauten investiert, seien es 2023 nur noch 480,57 Millionen gewesen, was einem Einbruch um knapp 40 Prozent entspricht.
In den Fokus der Kritik gerät auch die Ampel-Regierung. Auf die Frage, ob es die Bundesregierung schaffen könnte, wie geplant 400 000 neue Wohnungen pro Jahr auszugeben, antworteten 17 befragte mit „Nein“. Keines der Unternehmen habe diese Prognose positiv beschieden. Vielmehr sei die Forderung an die Politik, die Krise auf dem Wohnungsmarkt in den Griff zu bekommen, „um den gesellschaftlichen Frieden zu sichern“, wie es in der Pressemitteilung heißt.
Die gebürtige Frankfurterin studierte an der Goethe-Uni Soziologie, Politik und Sozialpsychologie. Ihre journalistischen Schwerpunkte sind Politik, politisches Feuilleton und Meinung. Seit März 2023 Leitung online beim JOURNAL FRANKFURT.