Frankfurt soll bis 2035 klimaneutral werden. Das Bündnis Verkehrswende Frankfurt blickt dabei auf spezielle Zielgruppen des Verkehrs.
Till Geginat /
Am Dienstag, den 25. April, gab es nicht nur Schokolade zum Mitnehmen, wenn auf einem herumgereichten Fragebogen angegeben wurde, wie der Teilnehmer auf die Veranstaltung aufmerksam wurde. Mitzunehmen war auch ein Einblick in die Ziele des Verkehrsdezernats der Stadt Frankfurt und in die Erwartungen der Frankfurter Stadtgesellschaft zur Frankfurter Verkehrspolitik.
Das Bündnis Verkehrswende Frankfurt lud zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion im Haus am Dom ein, zu dem rund 70 Leute erschienen. Die Veranstaltung ist Teil einer Reihe, die sich mit der Frankfurter Verkehrspolitik auseinandersetzt und fragt, wie Frankfurt bis 2035 klimaneutral werden kann – so wie es die Römerkoalition 2021 beschlossen hat.
Pendler stoßen doppelt so viel CO2 mit dem Auto aus wie Frankfurter
Der mit Zahlen und Grafiken vor allem aus einer 2017 veröffentlichten Studie gespickte Vortrag von Willi Lose vom Verkehrswendebündnis veranschaulicht den Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) im Frankfurter Stadtgebiet an den CO2-Emissonen. So ist die Pkw-Motorisierung in absoluten Zahlen in Frankfurt gestiegen: Von 2008 bis 2022 kamen 100 000 neue Einwohner mit Autos hinzu. Und auch gibt es immer mehr Haushalte, die mindestens ein Auto besitzen.
Der Vortrag spitzt sich jedoch auf eine Aussage Looses zu. Der Anteil an Ein- und Auspendlern steigt und diese fahren häufiger mit dem Auto als die Frankfurter, die nur in der Stadt fahren. Dazu kommt, dass die Pendler doppelt so viel CO2 mit dem Auto ausstoßen wie die Frankfurter im Stadtgebiet. Loose fordert daher für eine ökologische Verkehrswende: „Wir müssen an die Pendler ran.“
Stadtrat Majer appelliert an die Zivilgesellschaft
Noch-Verkehrsdezernent Stefan Majer (Bündnis 90/Die Grünen) bittet indes die Anwesenden im Raum, bei dem Thema Verkehrswende engagiert zu bleiben. „Beim ÖPNV ist jeder dafür, bis es vor die eigene Haustür kommt". Deshalb brauche es auch Bündnisse in der Art des Veranstalters, die möglichst auf allen politischen Ebenen zusammenarbeiten. Er sei stolz auf den „Masterplan Mobilität“ und die schon realisierten Projekte wie die neuen Radstreifen, und bekräftigt, dass nun mehr gebaut und nicht ewig geplant werden müsse.
Ein Rollstuhlfahrer verweist dann auch auf die Barrierefreiheit des ÖPNV, die nicht fehlen dürfe. Viele Orte der Stadt seien mit dem Auto nach wie vor besser zu erreichen, auch für Rollstuhlfahrer. Laut Majer werde die Barrierefreiheit bei allen Projekten mitgedacht und nach Lösungen gesucht, in allen Straßen Verkehrsanbindungen zu schaffen, ohne auf das Auto angewiesen zu sein.
Teilnehmer fordert mehr Zonen mit Tempo 30
Ein weiterer Teilnehmer fordert mehr Zonen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde einzuführen, um den Autoverkehr unattraktiver zu machen. Ebenso sollten mehr Parkraum weggenommen und die Parkhäuser teurer gemacht werden sowie über bestimmte Einfahrverbote nachgedacht werden.
Wolfgang Siefert (Bündnis 90/Die Grünen), der designierte Verkehrsdezernent, ist dem nicht abgeneigt. Gerade die Tempo-30-Zonen sollen ausgebaut werden. Momentan kämpft die Initiative „Lebenswerte Städte und Gemeinden", der auch Frankfurt angehört, für mehr Selbstbestimmung der Kommunen bei Fragen wie der Einführung von Tempo-30-Zonen. Für Siefert steht jedenfalls fest: „Wir müssen das Auto nicht verbieten, sondern nur reduzieren.“