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Zwischen Taubenliebe und Anfeindungen
Ehrenamtliche des Stadttaubenprojekts Frankfurt angegriffen
Taubenhilfe in Frankfurt steht unter Druck: Ehrenamtliche werden angegriffen, während ein altes Fütterungsverbot die Arbeit erschwert. Ein aktueller Vorfall verdeutlicht die Eskalation des Konflikts.
Tauben haben es in Frankfurt nicht leicht – und ihre Unterstützerinnen und Unterstützer ebenso wenig. So wurde vergangenen Donnerstag eine Ehrenamtliche des Stadttaubenprojekts Frankfurt e.V. im Europaviertel von einem Unbekannten angegriffen. Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen der Taubenhilfe in der Mainmetropole.
Angriff im Europaviertel
Am frühen Morgen des 5. Dezember, gegen 5 Uhr, ließ eine Frau mittleren Alters wie gewohnt Körner für die Tauben auf der Europaallee fallen. Dort wurde sie von einem Mann von hinten gepackt, in den Schwitzkasten genommen und schließlich in die Knie gezwungen. Er drehte ihr die Arme auf den Rücken, entriss ihr die Tasche mit dem Futter und drohte: „Beim nächsten Mal wird etwas Schlimmeres passieren.“
Das Opfer beschrieb den Angreifer als groß gewachsenen Mann in dunklem Anzug und pinkem Hemd. Ein Handy hatte sie nicht dabei, um die Situation zu dokumentieren. Später erstattete sie Anzeige gegen Unbekannt, die der Redaktion vorliegt.
Gewalt gegen Helferinnen und Helfer
„Uns ist total bewusst, dass es verboten ist – es ist eine Ordnungswidrigkeit. Aber das rechtfertigt noch lange nicht, uns zu überfallen oder festzuhalten“, erklärt Stefanie Schuler, ebenfalls aktiv im Stadttaubenprojekt, im Gespräch mit dem JOURNAL. Solche Übergriffe seien keine Seltenheit, erreichten jedoch mit dem aktuellen Vorfall eine neue Eskalationsstufe. Festgehalten, beschimpft, bespuckt oder von Nachbarn angezeigt zu werden, sei trauriger Alltag für die Ehrenamtlichen.
Dabei hätten Taubengegner und die Mitglieder des Vereins ein gemeinsames Ziel: die Reduktion der Taubenpopulation. „Auch wir haben keinen Bock auf die ganzen herrenlosen Tauben auf der Straße“, betont Schuler. Für die Tiere bedeute das Leben auf der Straße eine einzige Quälerei.
Ein Leben im Müll und der Kampf gegen die Überpopulation
Ein Hauptproblem sei das nicht artgerechte Futter, das die Tiere auf der Straße finden – Müll und Dreck, der ihre Körper stark belastet. Dies führt nicht nur zu gesundheitlichen Problemen bei den Tauben, sondern auch zu den von vielen Bürgerinnen und Bürgern kritisierten Hinterlassenschaften.
Um das Leiden der Tiere zu verringern, identifiziert der Verein regelmäßig Taubenschwärme, sucht deren Brutstätten auf und tauscht dort Eier gegen „Fake-Eier“ aus, um die Population zu reduzieren. Angesichts der rund 25 000 Stadttauben in Frankfurt keine einfache Aufgabe. Eine einzige Taube brütet fünf bis sieben Mal im Jahr, was den Austausch von etwa 50 000 bis 70 000 Eiern erfordert. Hinzu kommen Brutstätten an schwer zugänglichen Orten wie Hochhäusern, unter Brücken oder unzugänglichen Bereichen an Gebäuden. „Wir sind nicht zimperlich. Ich quetsche mich überall durch und habe auch keine Platzangst, aber es funktioniert nicht immer“, sagt Schuler.
Konflikte mit der Stadt
Ein Gesetz aus dem Jahr 1970, das das Füttern von Tauben verbietet, erschwert die Arbeit des Vereins zusätzlich. Aus Sicht des Vereins sei das Verbot zwar sinnvoll, da viele Menschen ungeeignetes Futter verwenden. Dennoch habe man Verständnis für diejenigen, die die Tiere füttern möchten.
Die Stadt Frankfurt habe zwar ein sogenanntes „Taubenmanagement“. Doch Schuler gibt an, niemanden aus diesem Bereich jemals getroffen zu haben oder deren Arbeit zu kennen. Stattdessen leite die Stadt täglich 20 bis 40 Meldungen über kranke oder verletzte Tauben an den Verein weiter, damit diese in den Lebenshof nach Oberrad gebracht werden können.
Ehrenamt unter Druck
Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer stehen dabei vor einem Dilemma: Um die Tiere einzufangen, ist das Füttern unverzichtbar. „Natürlich müssen wir die Tiere anlocken. Wir haben sogar einen Kescher dabei. Aber ein fliegendes Tier zu sichern, ist eine Herausforderung – selbst wenn es krank ist“, schildert Schuler.
Trotz ihrer Bemühungen riskieren die Helferinnen und Helfer bei jedem Einsatz, eine Ordnungswidrigkeit zu begehen und Bußgelder zu erhalten. Seit Jahren kämpft das Stadttaubenprojekt um eine offizielle Genehmigung zur Fütterung – bislang ohne Erfolg.
Am frühen Morgen des 5. Dezember, gegen 5 Uhr, ließ eine Frau mittleren Alters wie gewohnt Körner für die Tauben auf der Europaallee fallen. Dort wurde sie von einem Mann von hinten gepackt, in den Schwitzkasten genommen und schließlich in die Knie gezwungen. Er drehte ihr die Arme auf den Rücken, entriss ihr die Tasche mit dem Futter und drohte: „Beim nächsten Mal wird etwas Schlimmeres passieren.“
Das Opfer beschrieb den Angreifer als groß gewachsenen Mann in dunklem Anzug und pinkem Hemd. Ein Handy hatte sie nicht dabei, um die Situation zu dokumentieren. Später erstattete sie Anzeige gegen Unbekannt, die der Redaktion vorliegt.
„Uns ist total bewusst, dass es verboten ist – es ist eine Ordnungswidrigkeit. Aber das rechtfertigt noch lange nicht, uns zu überfallen oder festzuhalten“, erklärt Stefanie Schuler, ebenfalls aktiv im Stadttaubenprojekt, im Gespräch mit dem JOURNAL. Solche Übergriffe seien keine Seltenheit, erreichten jedoch mit dem aktuellen Vorfall eine neue Eskalationsstufe. Festgehalten, beschimpft, bespuckt oder von Nachbarn angezeigt zu werden, sei trauriger Alltag für die Ehrenamtlichen.
Dabei hätten Taubengegner und die Mitglieder des Vereins ein gemeinsames Ziel: die Reduktion der Taubenpopulation. „Auch wir haben keinen Bock auf die ganzen herrenlosen Tauben auf der Straße“, betont Schuler. Für die Tiere bedeute das Leben auf der Straße eine einzige Quälerei.
Ein Hauptproblem sei das nicht artgerechte Futter, das die Tiere auf der Straße finden – Müll und Dreck, der ihre Körper stark belastet. Dies führt nicht nur zu gesundheitlichen Problemen bei den Tauben, sondern auch zu den von vielen Bürgerinnen und Bürgern kritisierten Hinterlassenschaften.
Um das Leiden der Tiere zu verringern, identifiziert der Verein regelmäßig Taubenschwärme, sucht deren Brutstätten auf und tauscht dort Eier gegen „Fake-Eier“ aus, um die Population zu reduzieren. Angesichts der rund 25 000 Stadttauben in Frankfurt keine einfache Aufgabe. Eine einzige Taube brütet fünf bis sieben Mal im Jahr, was den Austausch von etwa 50 000 bis 70 000 Eiern erfordert. Hinzu kommen Brutstätten an schwer zugänglichen Orten wie Hochhäusern, unter Brücken oder unzugänglichen Bereichen an Gebäuden. „Wir sind nicht zimperlich. Ich quetsche mich überall durch und habe auch keine Platzangst, aber es funktioniert nicht immer“, sagt Schuler.
Ein Gesetz aus dem Jahr 1970, das das Füttern von Tauben verbietet, erschwert die Arbeit des Vereins zusätzlich. Aus Sicht des Vereins sei das Verbot zwar sinnvoll, da viele Menschen ungeeignetes Futter verwenden. Dennoch habe man Verständnis für diejenigen, die die Tiere füttern möchten.
Die Stadt Frankfurt habe zwar ein sogenanntes „Taubenmanagement“. Doch Schuler gibt an, niemanden aus diesem Bereich jemals getroffen zu haben oder deren Arbeit zu kennen. Stattdessen leite die Stadt täglich 20 bis 40 Meldungen über kranke oder verletzte Tauben an den Verein weiter, damit diese in den Lebenshof nach Oberrad gebracht werden können.
Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer stehen dabei vor einem Dilemma: Um die Tiere einzufangen, ist das Füttern unverzichtbar. „Natürlich müssen wir die Tiere anlocken. Wir haben sogar einen Kescher dabei. Aber ein fliegendes Tier zu sichern, ist eine Herausforderung – selbst wenn es krank ist“, schildert Schuler.
Trotz ihrer Bemühungen riskieren die Helferinnen und Helfer bei jedem Einsatz, eine Ordnungswidrigkeit zu begehen und Bußgelder zu erhalten. Seit Jahren kämpft das Stadttaubenprojekt um eine offizielle Genehmigung zur Fütterung – bislang ohne Erfolg.
9. Dezember 2024, 12.57 Uhr
Till Taubmann
Till Christian Taubmann
Jahrgang 1997, Studium in Kommunikationsdesign an der Hochschule Mainz, Arbeit als freier Illustrator, seit Januar 2023 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till Christian
Taubmann >>
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Text: Sina Claßen / Foto: Symbolbild © Adobe Stock/Stephan Böhm
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