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Erste Experimentalphysikerin vermacht Goethe-Uni 10 Millionen Euro
Als sich Gisela Eckhardt 1947 an der Uni einschreibt, war sie die einzige weibliche Physikstudentin. Sie fühlte sich unerwünscht und ausgebremst. Trotzdem hat die gebürtige Frankfurterin der Uni rund zehn Millionen Euro vermacht.
Ihr Berufswunsch stand schon früh fest und hartnäckig war die 1926 in Frankfurt am Main Geborene bereits als junges Mädchen: Mit zwölf Jahren verlangte Gisela Eckhardt von ihrer Mutter, dass diese testamentarisch verfügen soll, dass ihre Tochter einmal Physik studieren dürfe. Später setzte sich ihr Lehrer an der Wöhlerschule dafür ein, dass sie einen Studienplatz in Physik bekam – sie war die einzige Frau am Institut. Ihre Erinnerungen an die Studienzeit waren nicht die besten. Eckhard fühlte sich unerwünscht und ausgebremst.
Ein Professor habe sogar verhindert, dass sie zügig ihr Diplom abschließen konnte, erzählte sie einmal. Auch viele Jahre später machte sie der Zeitverlust noch wütend, wenn sie davon berichtete. Doch die resolute Wissenschaftlerin ließ sich in ihrem Leben nicht aufhalten. Mit ihrem späteren Mann, ihrem Studienkollegen Wilfried Eckhardt, fuhr sie regelmäßig Rennen durch Frankfurt, es gab noch keine Geschwindigkeitsbeschränkung, wie sie sagte. Das Rennen führte von einem Elternhaus zum anderen. Es gewann, wer am Kreisverkehr Baseler Platz auf dem Kopfsteinpflaster besser driften konnte. Nicht selten soll sie es gewesen sein.
Ein Mann wäre für diese Leistung in ganz anderer Weise ausgezeichnet worden
1958 beschloss das Ehepaar, gemeinsam in die USA auszuwandern. Ein Befreiungsschlag für die Physikerin, denn hier verwirklichte sie ihren Traum: Sie konnte forschen. 1962 dann der große Erfolg: Sie ist an der Erfindung des Raman-Lasers, der bis heute vielfach in der Medizin eingesetzt wird, maßgeblich beteiligt. Obwohl diese Entdeckung nicht zuletzt durch ihren Anteil an den Forschungsergebnissen bahnbrechend war, blieb ihr die erhoffte Anerkennung als Physikerin weitgehend versagt.
So wurde auch dieser Erfolg Sinnbild für die unzulängliche Wahrnehmung und Würdigung ihrer Leistung aufgrund ihres Geschlechts. Sie war zutiefst davon überzeugt, dass ein Mann für diese Leistung in ganz anderer Weise ausgezeichnet worden wäre. Heute ist ihre Leistung weltweit anerkannt. Die Harvard University führt Gisela Eckhardt als „one of the early pioneers“ der Laserphysik auf.
Eckhardts Bindung zu Frankfurt war stark
Obwohl sie in den USA lebte, verbrachte Eckhardt jedes Jahr einige Wochen in ihrem Elternhaus in Sachsenhausen, auch, um sich um das später verkaufte Familienunternehmen zu kümmern. Sie war Erbin des Elektronik-Großhandels Alfred Elsholtz & Co., der im Jahr 1970 durch Fusion mit den Firmen Eugen Bauer und Ludwig Spoerle KG in dem Unternehmen Uni Elektro aufging. Die Bindung an ihre Geburtsstadt war stark, und das wurde auch in einem 2015 in Frankfurt erschienenen Zeitungsartikel deutlich. Daraufhin nahm Andreas Eckel Kontakt zu ihr auf.
Er ist an der Goethe-Universität für die private Hochschulförderung verantwortlich. Bei einem der folgenden Gespräche fragte Eckhardt ihn, wie sie in ihrer Geburtsstadt etwas Bleibendes hinterlassen und der Forschung insbesondere von Frauen in der Experimentalphysik nachhaltig etwas Gutes tun könne. Eckel schlug eine Stiftungsprofessur mit ihrem Namen vor. Eckhardt starb 2020 in Malibu im Alter von 93 Jahren. In ihrem Testament hat sie verfügt, dass die Frankfurter Uni 10 Millionen Euro bekommt.
In diesen Tagen wird die Stiftungsprofessur für Experimentalphysik ausgeschrieben. Für Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität und selbst Physiker, ist die Einrichtung der Professur ein Meilenstein in der Alumni-Arbeit. „Zum ersten Mal stammt eine der größten testamentarischen Einzelzuwendungen, die die Goethe-Universität jemals erhalten hat, von einer Alumna der Universität.“
Ein Professor habe sogar verhindert, dass sie zügig ihr Diplom abschließen konnte, erzählte sie einmal. Auch viele Jahre später machte sie der Zeitverlust noch wütend, wenn sie davon berichtete. Doch die resolute Wissenschaftlerin ließ sich in ihrem Leben nicht aufhalten. Mit ihrem späteren Mann, ihrem Studienkollegen Wilfried Eckhardt, fuhr sie regelmäßig Rennen durch Frankfurt, es gab noch keine Geschwindigkeitsbeschränkung, wie sie sagte. Das Rennen führte von einem Elternhaus zum anderen. Es gewann, wer am Kreisverkehr Baseler Platz auf dem Kopfsteinpflaster besser driften konnte. Nicht selten soll sie es gewesen sein.
1958 beschloss das Ehepaar, gemeinsam in die USA auszuwandern. Ein Befreiungsschlag für die Physikerin, denn hier verwirklichte sie ihren Traum: Sie konnte forschen. 1962 dann der große Erfolg: Sie ist an der Erfindung des Raman-Lasers, der bis heute vielfach in der Medizin eingesetzt wird, maßgeblich beteiligt. Obwohl diese Entdeckung nicht zuletzt durch ihren Anteil an den Forschungsergebnissen bahnbrechend war, blieb ihr die erhoffte Anerkennung als Physikerin weitgehend versagt.
So wurde auch dieser Erfolg Sinnbild für die unzulängliche Wahrnehmung und Würdigung ihrer Leistung aufgrund ihres Geschlechts. Sie war zutiefst davon überzeugt, dass ein Mann für diese Leistung in ganz anderer Weise ausgezeichnet worden wäre. Heute ist ihre Leistung weltweit anerkannt. Die Harvard University führt Gisela Eckhardt als „one of the early pioneers“ der Laserphysik auf.
Obwohl sie in den USA lebte, verbrachte Eckhardt jedes Jahr einige Wochen in ihrem Elternhaus in Sachsenhausen, auch, um sich um das später verkaufte Familienunternehmen zu kümmern. Sie war Erbin des Elektronik-Großhandels Alfred Elsholtz & Co., der im Jahr 1970 durch Fusion mit den Firmen Eugen Bauer und Ludwig Spoerle KG in dem Unternehmen Uni Elektro aufging. Die Bindung an ihre Geburtsstadt war stark, und das wurde auch in einem 2015 in Frankfurt erschienenen Zeitungsartikel deutlich. Daraufhin nahm Andreas Eckel Kontakt zu ihr auf.
Er ist an der Goethe-Universität für die private Hochschulförderung verantwortlich. Bei einem der folgenden Gespräche fragte Eckhardt ihn, wie sie in ihrer Geburtsstadt etwas Bleibendes hinterlassen und der Forschung insbesondere von Frauen in der Experimentalphysik nachhaltig etwas Gutes tun könne. Eckel schlug eine Stiftungsprofessur mit ihrem Namen vor. Eckhardt starb 2020 in Malibu im Alter von 93 Jahren. In ihrem Testament hat sie verfügt, dass die Frankfurter Uni 10 Millionen Euro bekommt.
In diesen Tagen wird die Stiftungsprofessur für Experimentalphysik ausgeschrieben. Für Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität und selbst Physiker, ist die Einrichtung der Professur ein Meilenstein in der Alumni-Arbeit. „Zum ersten Mal stammt eine der größten testamentarischen Einzelzuwendungen, die die Goethe-Universität jemals erhalten hat, von einer Alumna der Universität.“
11. Juli 2023, 10.21 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
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