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Terror-Prozess um Halil D.
„Er war der Bomben-Narr“
Zwei Jugendfreunde des Terrorverdächtigen Halil D. sollten am Dienstag auf Wunsch des Angeklagten aussagen. Doch der eine entlastete ihn nicht und der andere erschien erst gar nicht – was ein Bußgeld zur Folge hatte.
„Er war der Bomben-Narr, ich der Pistolen-Narr.“ Das soll Herr L. bei einer polizeilichen Vernehmung über den Terrorverdächtigen Halil D. gesagt haben. Halil D. sitzt gerade auf der Anklagebank des Landgerichts, weil er verdächtigt wird, einen Anschlag auf das Radrennen am 1. Mai 2015 geplant zu haben. Herr L. und Halil D. waren jahrelang befreundet, gingen gemeinsam auf mehrere verschiedene Schulen – und schon zu dieser Zeit sollen sich beide mit Sprengstoff und Waffen beschäftigt haben. Kein Wunder, dass die Vorsitzende Richterin Clementine Englert Herrn L. gerne als Zeugen vernommen hätte. Der tauchte aber nicht auf – und ließ sich mit einem ärztlichen Attest entschuldigen. Nicht genug für die Richterin: Sie witterte eine faule Ausrede und fragte in der zuständigen Praxis nach. Dort sei der Zeuge ohne Termin aufgetaucht und habe über Bauschmerzen geklagt, deren Ursache nicht bestimmt werden konnte. Auch habe er angegeben, dass das Attest für den Arbeitgeber bestimmt ist.
Grund genug für Englert, Herrn L. eine Lektion zu erteilen. Der muss nicht nur 300 Euro Bußgeld zahlen, sondern wird auch bei der nächsten Vorladung von der Polizei abgeholt und zum Gerichtssaal kutschiert. Vorerst aber musste die Kammer sich mit der Aussage des Polizeibeamten begnügen, der Herrn L. verhört hatte. Der Beamte H. berichtete, dass der Zeuge inzwischen der rechten Szene angehöre – oder zumindest eine rechte Gesinnung zeige. Vor einiger Zeit sei er wohl in der Szene aktiver gewesen, seit er einen Sohn hat, habe er sich zurückgezogen. Wie passt das zusammen? Ein mutmaßlicher Nazi und ein mutmaßlicher Islamist? „So wie meine Haare kürzer wurden, wurde sein Bart länger“, soll L. in Bezug auf Halil D. ausgesagt haben. Weiteres wird die Kammer wohl am 30. Mai hören – dann ist der Zeuge L. erneut geladen.
Auch ein weiterer Jugendfreund von Halil D. stand auf der Zeugenliste und erschien tatsächlich auch. Mit Herrn O. war der Angeklagte ebenfalls zur Schulzeiten befreundet. Aber als der Vater von Halil D. eines Abends gegen 23 Uhr vor der Tür des Zeugen stand, war dieser wenig begeistert. Denn Herr O. fürchtete, dass es für seine Familie negative Folgen haben könnte, in Verbindung mit mutmaßlichen Terroristen gebracht zu werden. „Wegen so etwas, kann man schon mal seinen Job verlieren“, sagte er. Daher habe er jeden Kontakt abgelehnt.
Geladen wurde der Zeuge nicht auf Wunsch der Staatsanwaltschaft. Halil D. hatte sich wohl eine entlastende Aussage erhofft. Denn offenbar versucht der Anwalt des Angeklagten zu beweisen, dass die selbstgebaute Bombe, die die Polizei im Keller von Halil D. gefunden hatte, noch aus Schulzeiten stammt. Herr O. war jedoch keine Hilfe. Er gab an, nie etwas vom Bombenbauen mitbekommen zu haben.
>> Hier alle weiteren Artikel zum Terror-Prozess
Grund genug für Englert, Herrn L. eine Lektion zu erteilen. Der muss nicht nur 300 Euro Bußgeld zahlen, sondern wird auch bei der nächsten Vorladung von der Polizei abgeholt und zum Gerichtssaal kutschiert. Vorerst aber musste die Kammer sich mit der Aussage des Polizeibeamten begnügen, der Herrn L. verhört hatte. Der Beamte H. berichtete, dass der Zeuge inzwischen der rechten Szene angehöre – oder zumindest eine rechte Gesinnung zeige. Vor einiger Zeit sei er wohl in der Szene aktiver gewesen, seit er einen Sohn hat, habe er sich zurückgezogen. Wie passt das zusammen? Ein mutmaßlicher Nazi und ein mutmaßlicher Islamist? „So wie meine Haare kürzer wurden, wurde sein Bart länger“, soll L. in Bezug auf Halil D. ausgesagt haben. Weiteres wird die Kammer wohl am 30. Mai hören – dann ist der Zeuge L. erneut geladen.
Auch ein weiterer Jugendfreund von Halil D. stand auf der Zeugenliste und erschien tatsächlich auch. Mit Herrn O. war der Angeklagte ebenfalls zur Schulzeiten befreundet. Aber als der Vater von Halil D. eines Abends gegen 23 Uhr vor der Tür des Zeugen stand, war dieser wenig begeistert. Denn Herr O. fürchtete, dass es für seine Familie negative Folgen haben könnte, in Verbindung mit mutmaßlichen Terroristen gebracht zu werden. „Wegen so etwas, kann man schon mal seinen Job verlieren“, sagte er. Daher habe er jeden Kontakt abgelehnt.
Geladen wurde der Zeuge nicht auf Wunsch der Staatsanwaltschaft. Halil D. hatte sich wohl eine entlastende Aussage erhofft. Denn offenbar versucht der Anwalt des Angeklagten zu beweisen, dass die selbstgebaute Bombe, die die Polizei im Keller von Halil D. gefunden hatte, noch aus Schulzeiten stammt. Herr O. war jedoch keine Hilfe. Er gab an, nie etwas vom Bombenbauen mitbekommen zu haben.
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25. Mai 2016, 10.35 Uhr
Christina Weber
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