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Lieblingswerk
Ardi Goldman: eine Madonna auf der Dachterrasse
Ardi Goldman ist Immobilienentwickler, Kulturmanager und leidenschaftlicher Kunstsammler. In seiner Wohnung, seinem Club „Fortuna Irgendwo“ und seinem Büro geht ihm langsam der Platz zum Hängen und Stellen besonderer Werke aus. Im Gastbeitrag verrät er sein Lieblingswerk.
Vor zehn Jahren begab ich mich, wie so oft, auf neue Pfade meiner ewigen Entdeckungsreise nach Kunst. Neugierig fand ich mich in der Galerie Johann König in Berlin wieder. Großartige Werke von wichtigen und namhaften Künstlerinnen und Künstlern waren ausgestellt. Der Skulpturengarten bannte meine Aufmerksamkeit am meisten.
Ich war fasziniert von einer außergewöhnlichen Marienfigur von Stefan Strumbel, der damals gerade anfing, sehr erfolgreich zu werden. Er war mit bunten Kuckucksuhren bekannt geworden, die durch ihre sozialkritischen Symbole provozieren. Karl Lagerfeld brachte seine Kuckucksuhren in die Fondation Chanel ein. Eine dieser kunstvollen Uhren hatte ich bereits zu einer früheren Zeit erworben. In seiner damaligen Schaffensphase arbeitete Strumbel bevorzugt mit dem Werkstoff Bronze.
In Bronze gegossen stand auch die Madonna im Skulpturengarten der Galerie König. Verschleiert durch eine Burka und eingewickelt in Bläschenfolie, wurde sie für mich zu einem ganz besonderen Kunstwerk. Eine christliche Ikone verhüllt in einem religiösen Widerspruch. Die Bläschenfolie, billiges Verpackungsmaterial, profanisiert das Ganze und stellt die Religion in Frage. Gerade für mich als Jude und Sohn eines Überlebenden des Warschauer Ghettos ist die Auseinandersetzung mit Religion sehr wichtig. Doch wie gesagt, ich fragte erst gar nicht nach dem Preis. Da mich seine Kunst jedoch so fesselte, nahm ich persönlich Kontakt zu Stefan Strumbel auf. Heute kenne ich Stefan als Freund und Sammler. Auch kenne ich einen seiner Galeristen Nils Müller, von der Galerie Ruttkowski 68, sehr gut.
Seine Skulpturen, von denen drei in Bronze und drei in Aluminium gegossen sind, ließen mich nicht los. Ich stand in regem Kontakt mit Stefan, und er erzählte mir, dass die Skulpturen letztlich alle an Museen und renommierte Kunstsammler verkauft wurden. Er wusste meine Begeisterung und die Behutsamkeit mit dem Umgang des sakralen Themas sehr zu schätzen. In meiner schweren Zeit in Köln begleitete er mich als Freund und wollte mir eine Freude bereiten, die lange anhalten und uns verbinden sollte. Die sechs Skulpturen waren verkauft, aber es gab jeweils noch einen Künstler-Proof in Aluminium und einen in Bronze. Ich könne wählen, sagte er. Da ich in meiner Bautätigkeit mit schweren, zeitenüberdauernden Materialien, die Patina ansetzen, arbeite, kam nur Bronze in Frage. Die Skulptur war ein Geschenk – er sagte, er würde mir eine Rechnung schicken, die ich einfach -bezahlen solle, ohne Fragen zu stellen. Über die Rechnungshöhe darf ich nicht sprechen. Sie ist auch irrelevant, da die Skulptur für mich unverkäuflich ist und in meinem Besitz bleiben wird.
Die Madonnenfigur ist jetzt das Zentrum meiner Dachterrasse. Wann immer ich meine Wohnung verlasse oder wiederkomme, gehe ich an ihr vorbei. In der Zwischenzeit besitze ich einige Kunstwerke von Stefan Strumbel, und von beiden Seiten besteht der Wunsch, gemeinsam an einem außergewöhnlichen Projekt, auf meinem Union Gelände in der Hanauer Landstraße in Frankfurt, zu arbeiten.
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Dieser Gastbeitrag ist zuerst in der Juli-Ausgabe des artkaleidoscope (3/22), dem Kunstmagazin für Frankfurt und Rhein-Main, erschienen.
Ich war fasziniert von einer außergewöhnlichen Marienfigur von Stefan Strumbel, der damals gerade anfing, sehr erfolgreich zu werden. Er war mit bunten Kuckucksuhren bekannt geworden, die durch ihre sozialkritischen Symbole provozieren. Karl Lagerfeld brachte seine Kuckucksuhren in die Fondation Chanel ein. Eine dieser kunstvollen Uhren hatte ich bereits zu einer früheren Zeit erworben. In seiner damaligen Schaffensphase arbeitete Strumbel bevorzugt mit dem Werkstoff Bronze.
In Bronze gegossen stand auch die Madonna im Skulpturengarten der Galerie König. Verschleiert durch eine Burka und eingewickelt in Bläschenfolie, wurde sie für mich zu einem ganz besonderen Kunstwerk. Eine christliche Ikone verhüllt in einem religiösen Widerspruch. Die Bläschenfolie, billiges Verpackungsmaterial, profanisiert das Ganze und stellt die Religion in Frage. Gerade für mich als Jude und Sohn eines Überlebenden des Warschauer Ghettos ist die Auseinandersetzung mit Religion sehr wichtig. Doch wie gesagt, ich fragte erst gar nicht nach dem Preis. Da mich seine Kunst jedoch so fesselte, nahm ich persönlich Kontakt zu Stefan Strumbel auf. Heute kenne ich Stefan als Freund und Sammler. Auch kenne ich einen seiner Galeristen Nils Müller, von der Galerie Ruttkowski 68, sehr gut.
Seine Skulpturen, von denen drei in Bronze und drei in Aluminium gegossen sind, ließen mich nicht los. Ich stand in regem Kontakt mit Stefan, und er erzählte mir, dass die Skulpturen letztlich alle an Museen und renommierte Kunstsammler verkauft wurden. Er wusste meine Begeisterung und die Behutsamkeit mit dem Umgang des sakralen Themas sehr zu schätzen. In meiner schweren Zeit in Köln begleitete er mich als Freund und wollte mir eine Freude bereiten, die lange anhalten und uns verbinden sollte. Die sechs Skulpturen waren verkauft, aber es gab jeweils noch einen Künstler-Proof in Aluminium und einen in Bronze. Ich könne wählen, sagte er. Da ich in meiner Bautätigkeit mit schweren, zeitenüberdauernden Materialien, die Patina ansetzen, arbeite, kam nur Bronze in Frage. Die Skulptur war ein Geschenk – er sagte, er würde mir eine Rechnung schicken, die ich einfach -bezahlen solle, ohne Fragen zu stellen. Über die Rechnungshöhe darf ich nicht sprechen. Sie ist auch irrelevant, da die Skulptur für mich unverkäuflich ist und in meinem Besitz bleiben wird.
Die Madonnenfigur ist jetzt das Zentrum meiner Dachterrasse. Wann immer ich meine Wohnung verlasse oder wiederkomme, gehe ich an ihr vorbei. In der Zwischenzeit besitze ich einige Kunstwerke von Stefan Strumbel, und von beiden Seiten besteht der Wunsch, gemeinsam an einem außergewöhnlichen Projekt, auf meinem Union Gelände in der Hanauer Landstraße in Frankfurt, zu arbeiten.
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Dieser Gastbeitrag ist zuerst in der Juli-Ausgabe des artkaleidoscope (3/22), dem Kunstmagazin für Frankfurt und Rhein-Main, erschienen.
9. August 2022, 12.41 Uhr
Ardi Goldmann
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22. November 2024
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