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Foto: ©Harald Schröder
Foto: ©Harald Schröder

Glasmalerei in Frankfurt

Spuren aus Glas

Was Elisabeth Schillings-Theißen erschafft, das bleibt – zumindest für sehr lange Zeit. „Man hinterlässt Spuren“, sagt die Inhaberin der einzigen Glasmalerei Frankfurts.
Am Rande des Ortskerns von Schwanheim betreibt sie zusammen mit ihrer Mutter und einem Angestellten ihr Geschäft. Vorne verkauft sie Kleinigkeiten wie Schalen, Lampen, Anhänger oder Kerzenhalter. „So etwas stellen wir in der Zeit zwischen den Großaufträgen her“, erklärt die Frau mit dem freundlichen Lächeln, dann führt sie nach hinten in ihre Werkstatt.

Dort dominiert ihr großer Arbeitstisch in der Mitte des Raums, die Wände sind dekoriert mit etlichen Glasbildern. Die Motive sind sehr unterschiedlich. Ein Segelschiff auf
hoher See, ein Schwan, zwei schnäbelnde Wellensittiche gehören ebenso dazu wie Ansichten von Frankfurt, ein Bembel und Struwwelpeter. Dort und in den dicken Musterbüchern von Schillings-Theißen können sich die Kunden Anregungen für ihre Spezialaufträge holen. „Die meisten bevorzugen Motive aus der Natur“, erklärt sie. Besonders stolz ist sie auf ihren großen Engel in bunten Farben, der von hinten angestrahlt im kleinen Besprechungsraum an der Wand hängt – es ist ihr Meisterstück.



Schillings-Theißens Meisterwerk – ein Engel in bunten Farben © Harald Schröder

Mit der Glasmalerei ist Schillings-Theißen aufgewachsen. Ihre Eltern gründeten 1972 den Betrieb, gewerkelt wurde zunächst in einer Lkw-Garage in Schwanheim. Schon damals waren sie der einzige Glasmaler-Betrieb in der Mainmetropole, der letzte hatte wenige Jahre zuvor geschlossen. Sechs Jahre später bauten sie am heutigen Standort ihr Geschäft mit großem Keller für das Glaslager und obenliegender Wohnung, das Paar bekam zwei Töchter. Schillings-Theißen, Jahrgang 1980, wollte nach der Schule eigentlich in die Werbung gehen, überlegte es sich dann aber anders. „Da landet viel im Papierkorb, in das man seine Energie gesteckt hat“, erklärt sie ihren Beweggrund.

Ein uraltes Handwerk

Und so lernte sie im elterlichen Betrieb den Beruf der Glasmalerin, zur Berufsschule musste sie nach Hadamar bei Limburg fahren. Dort lernte sie unter anderem Materialkunde, zum Beispiel die Eigenschaften verschiedener Gläser beim Erhitzen. Auch Wappenkunde und Veredlungstechniken standen auf dem Stundenplan. „Das Handwerk gibt es seit vielen hundert Jahren, es hat sich bei uns wenig geändert“, erklärt die Glasmalerin. Zu den Änderungen gehört, dass die Öfen nun elektrisch sind und daher exakt auf die nötigen 600 Grad eingestellt werden können. Früher bei den Holz- und Kohleöfen konnte nur ungefähr gearbeitet werden. Die ersten kunstvollen Glasscheiben gab es in Europa bereits im neunten Jahrhundert, und zwar ausschließlich in Kirchen und Klöstern. Vor allem Mönche beherrschten damals diese Kunst.



Ein Koch mit Schweinekopf © Harald Schröder

Die Glasmalerei ist bis heute ein aufwendiges Handwerk, das fängt schon beim Glas an. Verwendet wird in der Frankfurter Glasmalerei ausschließlich mundgeblasenes Glas, nur dieses besitzt die nötige Struktur und Brillanz. Die großen Scheiben lagern bei Schillings-Theißen im Keller. Einen kleinen Teil ihrer Arbeit präsentiert sie an einer bereits vorbereiteten Ansicht von Schwanheim: Sie bringt braune Farbe auf das Glas auf, mit einem besonderen Pinsel namens „Dachshaarvertreiber“ streicht sie darüber, so wird die Farbe geglättet.

Schließlich nimmt sie einen sogenannten Stupfpinsel mit kurzen Borsten und wischt damit vorsichtig mit ganz ruhiger Hand an einigen Stellen etwas die braune Farbe heraus. „Wenn ich zu viel Kaffee getrunken habe, merke ich das“, sagt sie während ihrer konzentrierten Arbeit. Im Gegensatz zur üblichen Malerei, bei der die Künstler Schatten setzen, werden in der Glasmalerei Lichter gesetzt, und die Schatten bleiben stehen. Farben werden erst im letzten Schritt aufgetragen.

Vielfältige Aufgaben

Die Kunden des Frankfurter Betriebs kommen aus ganz Hessen und darüber hinaus in einem Umkreis von etwa 200 Kilometern. Dabei sind die Aufträge bunt gemischt. Viele Kirchen sind dabei, so beschäftigt sich die Glasmalerin gerade mit der Restaurierung der Turmfenster der Basilika in Bingen. Bei solchen Aufträgen arbeitet sie direkt vor Ort, manchmal sehr hoch über dem Boden. Am liebsten hat sie es bei Restaurierungen, wenn ihr Werk zum Schluss unauffällig aussieht und es heißt: Man sieht ja gar nichts. „Das ist für mich das schönste Kompliment“, erklärt die Glasmalerin und präsentiert Vorher-nachher-Fotos einer Engel-Darstellung.

Vorher fehlt dem Engel das halbe Gesicht, danach zeigt sich darauf ein Lächeln, als wäre es nie anders gewesen. Das Auftragsbuch von Schillings-Theißen ist gut gefüllt, so kann es weitergehen. „Die Leute machen es sich zu Hause schön“, erklärt sie die vielen Anfragen auch von Privatmenschen etwa nach Glasbildern für Fenster oder entsprechende Einfassungen für die Türen. Andere haben zum Beispiel auf dem Flohmarkt Glasbilder erstanden und möchten sie nun fachgerecht restaurieren lassen. Auch die Corona-Zeit hat Schillings-Theißen nach anfänglichem Bangen letztlich gut überstanden. Zwar musste sie den Laden schließen, aber die Arbeit in der Werkstatt und draußen an den Kirchen konnte weitergehen. „Ich bin zufrieden“, sagt sie.
 
Fotogalerie:
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3. Januar 2025, 09.54 Uhr
Sabine Maurer
 
Sabine Maurer
Die gebürtige Hessin studierte BWL, mit dem Diplom in der Tasche machte sie zunächst ein Volontariat und sich danach als Journalistin selbstständig. Seit Frühjahr 2024 für die Klassikseiten im JOURNAL verantwortlich. – Mehr von Sabine Maurer >>
 
 
 
 
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