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„Getrickst wird, wo es nur geht“
Die Spezialisten der Frankfurter Postproduktionsfirma "Pixomondo" schaffen auf ihren Computern unter anderem jene visuellen Effekte, die den Betrachter schließlich im Kino erschauern lassen sollen. Hollywoodstreifen wie Roland Emmerichs "2012" oder "Der Rote Baron" bekamen im Frankfurter Osthafen den ultimativen Kick. Ideal für die Kreativen ist Frankfurts optimale Internetanbindung.
Plötzlich kommt die spiegelglatte Oberfläche des Maars in Bewegung. Ein mächtiger Strudel, meterhohe Wellen. Die Erde bebt. Das Straßenpflaster bricht Stein für Stein, Autos schwanken. Die idyllische Eifellandschaft wandelt sich zum Inferno. In "Vulkan" zumindest. Realität? Animation? Das Auge des Zuschauers sieht den Unterschied nicht. Für den Eindruck, mitten drin zu sein im Katastrophenszenario zeichnet ein Unternehmen aus Frankfurt verantwortlich: Pixomondo.
Für den Film "Der Rote Baron" von Roland Emmerich bauten die Fachleute eine komplette Häuserzeile aus dem Berlin der Gründerzeit digital nach, ebenso die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs. In Wirklichkeit agierten die Schauspieler auf einer Industriebrache, die am Rechner nachempfundene Kriegskulisse wurde später in die vom Dreh bereits digital angelieferten Szenen hinein montiert. Selbst die am Himmel kreisenden Doppeldecker fliegen virtuell. "Bei uns wird getrickst, wo es nur geht", beschreibt Sabrina Gerhardt, Executive Producer bei Pixomondo, den Alltag. Denn in den Filmstudios zwischen Hollywood, Berlin und München sind die Produktionsgelder knapp – und simulieren ist gü nstiger als ein Drehtag am Set. Selbst dann, wenn die manchmal Monate dauernde Nachbearbeitung sechsstellige Summen kostet. "Post Pro bietet aus dem Gesichtspunkt der Effektivität und des immer größer werdenden Preisdruckes im Markt Alternativen in der Umsetzung von Ideen", sagt Gerhardts Chef Christian Vogt (Foto) über die Gepflogenheiten der international geprägten Branche. Los Angeles, Peking, Schanghai, London heißen die Hotspots, an denen auch die Postproduktionen aus der Mainmetropole mit Ablegern präsent sind.
In Frankfurt arbeiten im Schnitt mehr als 40 Leute an Spezialeffekten für Werbe- und Kinofilme, die inzwischen gut die Hälfte des Geschäfts ausmachen. Mit digitaler Technik sorgen die Experten dafür, dass die Zuschauer "nicht sehen, was echt ist und was wir gemacht haben". Um Illusionen real erscheinen zu lassen, wurde zum Beispiel für die "Vulkan"-Wellen jeder einzelne Bildpunkt – Pixel – genau berechnet, dann wurden unterschiedliche Bildelemente entwickelt, im Computer übereinander gelegt und jede Kamerabewegung präzise nachgestellt. Am Ende nehmen die Wellen im Film ihren rechnergeplanten naturgetreuen Lauf. Ähnliches vollbrachte das Team in einem Imagefilm im Auftrag der Lufthansa. Die Airline l ieß den kompletten A380 digital inszenieren. Echt war lediglich die Besatzung. Piloten und Flugbegleiterinnen tun Dienst wie in der normalen Maschine – dass Handgriffe und Bewegungen in einem nachgestellten Flieger ablaufen, merkt der Betrachter nicht. Ziel erreicht, meint Gerhardt: "Nicht sehen, was echt ist, und was wir gemacht haben." Schon der kleinste Unterschied würde den Zuschauer irritieren und ihn von der Bilderbotschaft ablenken. Für die kreative Bildschirm-Präzisionsarbeit braucht es "Menschen, die ähnlich wie ein Fotograf den Blick für die Dinge haben", sagt die Producerin. Ein gutes Auge "für die Natur, die Welt da draußen" gilt als Voraussetzung für eine hollywoodreife Nachbereitung. Das Personal, einschließlich freier Mitarbeiter, stammt aus der Region. "Hier bekommen wir sehr gute Leute, was ganz toll ist", sagt Gerhardt. Unter den Mitarbeitern sind Architekten ebenso wie Designer von der Fachhochschule Darmstadt-Dieburg.
Mit der Region fühlt Pixomondo sich verbunden. Nicht zuletzt, weil Gründer und Geschäftsführer Thilo Kutter aus dem südhessischen Pfungstadt stammt und das "Mutterschiff" seines Unternehmens am Main ansiedelte. Kutter lebt längst in Los Angeles, das Geschäft ist über die Grenzen Frankfurts hinausgewachsen. "Aus Sicht des lokalen Geschäfts macht eine Niederlassung in Frankfurt wenig Sinn. Unser Kunden kommen zu 80 Prozent von außerhalb", sagt Christian Vogt. Aber für die Stadt spricht zusätzlich zu Verbundenheit und Mitarbeiter-Reservoir "die Dichte an qualitativ hochwertigen Postproduktionen". Diese wiederum hängt zusammen mit der großen Zahl an nationalen wie international tätigen Werbea genturen und damit potenziellen Kunden wie Autokonzernen oder Fluggesellschaften.
In den vergangenen Jahren hat sich die Werbebranche teilweise Richtung Düsseldorf, Hamburg, Berlin und München verlagert. Die "Post Pro"-Branche steuert jetzt gegen. Etwa mit dem Anfang 2010 von Pixomondo, Acht Frankfurt und Weber-Networking etablierten Interessenverband zur Stärkung der Post- und Werbefilmproduktionen (AdFRM), der das Potenzial ins öffentliche Bewusstein rücken will, oder einem Round Table des Wirtschaftsdezernats. Dass der Art Directors Club in diesem Frühjahr am Main tagte, verbuchen die Kreativen schon einmal als gelungene Imagewerbung. Außerdem gibt es noch einen weiteren handfesten Standortfaktor: die optimale Internetanbindung. Die schnellen Leitungen der Daten autobahn führen mitten ins Herz des wachsenden Kreativzentrums entlang der Hanauer Landstraße im Osthafenviertel. Je näher der Rechner an den Leitungen, desto schneller die Verbindung. In der Postproduktion, in der die Berechnung eines einzigen Bildes Stunden dauern kann, ist dies ein enormer wirtschaftlicher Vorteil. Die Räume von Pixomondo liegen genau über dem größten Rechenzentrum Frankfurts.
Margarete Lausberg (pia)
Plötzlich kommt die spiegelglatte Oberfläche des Maars in Bewegung. Ein mächtiger Strudel, meterhohe Wellen. Die Erde bebt. Das Straßenpflaster bricht Stein für Stein, Autos schwanken. Die idyllische Eifellandschaft wandelt sich zum Inferno. In "Vulkan" zumindest. Realität? Animation? Das Auge des Zuschauers sieht den Unterschied nicht. Für den Eindruck, mitten drin zu sein im Katastrophenszenario zeichnet ein Unternehmen aus Frankfurt verantwortlich: Pixomondo.
Für den Film "Der Rote Baron" von Roland Emmerich bauten die Fachleute eine komplette Häuserzeile aus dem Berlin der Gründerzeit digital nach, ebenso die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs. In Wirklichkeit agierten die Schauspieler auf einer Industriebrache, die am Rechner nachempfundene Kriegskulisse wurde später in die vom Dreh bereits digital angelieferten Szenen hinein montiert. Selbst die am Himmel kreisenden Doppeldecker fliegen virtuell. "Bei uns wird getrickst, wo es nur geht", beschreibt Sabrina Gerhardt, Executive Producer bei Pixomondo, den Alltag. Denn in den Filmstudios zwischen Hollywood, Berlin und München sind die Produktionsgelder knapp – und simulieren ist gü nstiger als ein Drehtag am Set. Selbst dann, wenn die manchmal Monate dauernde Nachbearbeitung sechsstellige Summen kostet. "Post Pro bietet aus dem Gesichtspunkt der Effektivität und des immer größer werdenden Preisdruckes im Markt Alternativen in der Umsetzung von Ideen", sagt Gerhardts Chef Christian Vogt (Foto) über die Gepflogenheiten der international geprägten Branche. Los Angeles, Peking, Schanghai, London heißen die Hotspots, an denen auch die Postproduktionen aus der Mainmetropole mit Ablegern präsent sind.
In Frankfurt arbeiten im Schnitt mehr als 40 Leute an Spezialeffekten für Werbe- und Kinofilme, die inzwischen gut die Hälfte des Geschäfts ausmachen. Mit digitaler Technik sorgen die Experten dafür, dass die Zuschauer "nicht sehen, was echt ist und was wir gemacht haben". Um Illusionen real erscheinen zu lassen, wurde zum Beispiel für die "Vulkan"-Wellen jeder einzelne Bildpunkt – Pixel – genau berechnet, dann wurden unterschiedliche Bildelemente entwickelt, im Computer übereinander gelegt und jede Kamerabewegung präzise nachgestellt. Am Ende nehmen die Wellen im Film ihren rechnergeplanten naturgetreuen Lauf. Ähnliches vollbrachte das Team in einem Imagefilm im Auftrag der Lufthansa. Die Airline l ieß den kompletten A380 digital inszenieren. Echt war lediglich die Besatzung. Piloten und Flugbegleiterinnen tun Dienst wie in der normalen Maschine – dass Handgriffe und Bewegungen in einem nachgestellten Flieger ablaufen, merkt der Betrachter nicht. Ziel erreicht, meint Gerhardt: "Nicht sehen, was echt ist, und was wir gemacht haben." Schon der kleinste Unterschied würde den Zuschauer irritieren und ihn von der Bilderbotschaft ablenken. Für die kreative Bildschirm-Präzisionsarbeit braucht es "Menschen, die ähnlich wie ein Fotograf den Blick für die Dinge haben", sagt die Producerin. Ein gutes Auge "für die Natur, die Welt da draußen" gilt als Voraussetzung für eine hollywoodreife Nachbereitung. Das Personal, einschließlich freier Mitarbeiter, stammt aus der Region. "Hier bekommen wir sehr gute Leute, was ganz toll ist", sagt Gerhardt. Unter den Mitarbeitern sind Architekten ebenso wie Designer von der Fachhochschule Darmstadt-Dieburg.
Mit der Region fühlt Pixomondo sich verbunden. Nicht zuletzt, weil Gründer und Geschäftsführer Thilo Kutter aus dem südhessischen Pfungstadt stammt und das "Mutterschiff" seines Unternehmens am Main ansiedelte. Kutter lebt längst in Los Angeles, das Geschäft ist über die Grenzen Frankfurts hinausgewachsen. "Aus Sicht des lokalen Geschäfts macht eine Niederlassung in Frankfurt wenig Sinn. Unser Kunden kommen zu 80 Prozent von außerhalb", sagt Christian Vogt. Aber für die Stadt spricht zusätzlich zu Verbundenheit und Mitarbeiter-Reservoir "die Dichte an qualitativ hochwertigen Postproduktionen". Diese wiederum hängt zusammen mit der großen Zahl an nationalen wie international tätigen Werbea genturen und damit potenziellen Kunden wie Autokonzernen oder Fluggesellschaften.
In den vergangenen Jahren hat sich die Werbebranche teilweise Richtung Düsseldorf, Hamburg, Berlin und München verlagert. Die "Post Pro"-Branche steuert jetzt gegen. Etwa mit dem Anfang 2010 von Pixomondo, Acht Frankfurt und Weber-Networking etablierten Interessenverband zur Stärkung der Post- und Werbefilmproduktionen (AdFRM), der das Potenzial ins öffentliche Bewusstein rücken will, oder einem Round Table des Wirtschaftsdezernats. Dass der Art Directors Club in diesem Frühjahr am Main tagte, verbuchen die Kreativen schon einmal als gelungene Imagewerbung. Außerdem gibt es noch einen weiteren handfesten Standortfaktor: die optimale Internetanbindung. Die schnellen Leitungen der Daten autobahn führen mitten ins Herz des wachsenden Kreativzentrums entlang der Hanauer Landstraße im Osthafenviertel. Je näher der Rechner an den Leitungen, desto schneller die Verbindung. In der Postproduktion, in der die Berechnung eines einzigen Bildes Stunden dauern kann, ist dies ein enormer wirtschaftlicher Vorteil. Die Räume von Pixomondo liegen genau über dem größten Rechenzentrum Frankfurts.
Margarete Lausberg (pia)
Web: www.pixomondo.com
26. Juli 2010, 11.30 Uhr
red
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