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Foto: © Wolfram Ziltz
Foto: © Wolfram Ziltz

Gesicht der Stadt

Brigitte Franzen hat den anderen Blick

Brigitte Franzen ist die neue Präsidentin der HfG. Sie möchte die Hochschule in eine neue Zukunft überführen. Im Fokus stehen vor allem Detailfragen zum Neubau, für den 2027 der erste Spatenstich erfolgen soll.
JOURNAL FRANKFURT: Frau Franzen, seit dem 1. Oktober sind Sie Präsidentin der Hochschule für Gestaltung. Sind Sie gut in Offenbach angekommen?
Brigitte Franzen: Ja, auf jeden Fall. Ich liebe die Hochschule und die Stadt. Ich bin sehr freundlich und sehr offen willkommen geheißen worden.

Wie ist Ihr Blick auf die HfG und auf Offenbach?
Die HfG ist eine Institution, die in Offenbach seit fast 200 Jahren verankert ist. Gleichzeitig ist die Hochschule aber auch seit kurzem eine Frankfurter Institution, weil die Höchster Porzellanmanufaktur zu uns gehört, worüber ich sehr froh bin. Dieses Spannungsfeld zeigt die Bandbreite dessen, was wir repräsentieren: zum Beispiel die Geschichte und Anwendung von künstlerischem und gestalterischem Material, dessen Gegenwart und Zukunft und welche Funktionen Kunst und Design für die Gesellschaft haben. Das sind für die HfG insgesamt wichtige Fragen. Offenbach ist sehr repräsentativ für Deutschland mit einer multiperspektivischen Gesellschaft und nicht eindimensional, wie manche Leute das von außen möglicherweise wahrnehmen.

„Ich bin mit sehr viel Leidenschaft Museumsfrau“

Was können Kunst und Design für die Gesellschaft tun?
Ich glaube, dass das eine immer wichtiger werdende Thematik ist, die damit zu tun hat, dass wir als Gesellschaft unsere Demokratie gestalten wollen. Dieses Gestalten ist nicht nur eine Formung von Ideen, sondern eine Gestaltung von Form, von Lebenswelt, von Produkten, aber auch von künstlerischen Äußerungen, die unsere gesellschaftlichen Prozesse begleiten und in sie eingebettet sind. Diese Tradition der HfG, die stark im Bauhaus und in der Ulmer Hochschule für Gestaltung wurzelt, hat eine interessante Herkunft und eine daraus ableitbare Perspektive auf die Zukunft. Das hat natürlich auch viel mit dem Ort zu tun, von dem aus man denkt und arbeitet, weil Sie nach Offenbach fragten.

Sie haben bis zu Ihrem Wechsel an die HfG vier Jahre das Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt geleitet. Warum haben Sie sich für einen Wechsel entschieden?
Ich bin mit sehr viel Leidenschaft Museumsfrau, jedoch hat mich die Aufgabe an der HfG unglaublich gereizt, als ich die Ausschreibung sah. Vielleicht, weil das Gestaltungspotenzial einer Hochschule noch vielfältiger ist und mehr Dimensionen hat; auch mit Blick auf diesen fantastischen Neubau, den wir bekommen werden, oder auf die Frage, welche Bedingungen wir als Gesellschaft für die jüngeren Generationen schaffen. Auszubilden und Ideen für die Zukunft zu entwickeln und daran unmittelbar an einer Hochschule beteiligt zu sein, macht nicht nur wahnsinnig viel Spaß, sondern ist Zukunftsgestaltung. Ich bringe aufgrund meiner vorherigen Erfahrungen an Universitäten, in Museen und bei einer Kunststiftung einen anderen Blick und andere Erfahrungen mit als jemand, der seine gesamte Karriere an einer Hochschule gemacht hat.

Landschaft, Ökologie und Umgang mit der Natur immer relevanter

Themen wie Landschaftstheorie tauchen in Ihrer Arbeit auf. Sie haben außerdem über das Verhältnis von Kunst und Natur am Beispiel von Künstlergärten promoviert. Wie werden sich diese Themen an der HfG wiederfinden?
Eine gute Frage. Einerseits begleiten mich die Themen natürlich biografisch. Andererseits ist das Buch ‚Die vierte Natur‘ schon 25 Jahre alt. Meine Praxis bei Senckenberg hat diesbezüglich mein Wissen auf den neuesten Stand gebracht. Die Themen Landschaft, Ökologie, Umgang mit der Natur werden immer aktueller und relevanter. Das wird uns weiter begleiten und muss im Hinblick auf das Miteinander und das Wirken einer Hochschule betrachtet werden. In der Hochschule hat das auf der einen Seite eine praktische Komponente: Wie nachhaltig sind wir in unserem Wirtschaften? Aber auch die Frage nach der sozialen Nachhaltigkeit ist wichtig. Bezogen auf den Neubau gestalten wir natürlich eine nachhaltige Architektur.

Wie soll diese aussehen?
Die Fassade und die Dächer werden Photovoltaik beinhalten, außerdem sollen sie teilweise begrünt werden. Das Schwammstadt-Prinzip wird mit einem großen Garten im Innenhof des Neubaus berücksichtigt.

Neubau der HfG Offenbach „auch eine Art Selbstfindungsprozess“

Sie haben auch die soziale Nachhaltigkeit angesprochen. Was verstehen Sie darunter?
Es geht darum, über hierarchiefreie Umgangsformen und Verfahrensweisen nachzudenken und diese auch zu praktizieren und die Frage nach Biodiversitätserhalt auch auf den sozialen Bereich zu übertragen. Im Mittelpunkt sollen Gewaltfreiheit, Aufgeklärtheit, das Interesse an komplexen Fragestellungen, aber auch Forschungsbasiertheit stehen. Wir verbinden mit dem Neubau, der in rund sieben Jahren als Architektur dastehen wird, auch eine Art Selbstfindungsprozess.

Wie können wir uns diesen Prozess vorstellen?
Als eine Neudefinition und Justierung unseres Miteinanders: Was kann und möchte eine zeitgenössische Hochschule wie die HfG sein? Welche Inhalte wird man in Zukunft hier studieren, welche Lehrgebiete werden angeboten, und wie läuft das Studieren der Zukunft ab? Es ist ein ganzheitliches Denken, das diesen Begriff der Nachhaltigkeit für mich definiert.

„Wir wollen die Studierenden der Zukunft anlocken“

Der Neubau ist beschlossen, 2027 soll der erste Spatenstich erfolgen. Wie werden Sie dem Projekt Ihren Stempel aufdrücken?
Das Projekt wurde von meinem Vorgänger Bernd Kracke und einer Arbeitsgruppe aus der Hochschule intensiv bearbeitet und sehr gut vorbereitet. Ich konnte relativ nahtlos andocken an die Vorarbeiten. Jetzt geht es um Detailfragen. Wie wird die Bibliothek genau aussehen? Welche Materialien werden wir im Inneren verwenden? Wie ist die Fassade ausgebildet, wieviel Photovoltaik können wir reinnehmen? Das ist natürlich alles nicht nur ein Gestaltungs-, sondern auch ein Kostenfaktor. Eine Menge Stellschrauben werden jetzt wichtig, weil es um die exakte Ausformung geht und weil die Räume immer konkreter werden.

Das Grundprinzip besteht darin, dass die verschiedenen Lehrgebiete, aber auch die Verwaltung und die Werkstätten, sich räumlich sehr stark überkreuzen und überschneiden werden. Es wird keine Aufteilung in Flügel oder getrennte Gebäude mehr geben. Wir sind eine Hochschule, in der es kein Klassensystem gibt, das spiegelt sich auch in der Architektur wider. Wir werden die Durchlässigkeit zwischen den Lehrgebieten noch stärker räumlich etablieren und auch Werkstätten zusammenfassen. Das beinhaltet ökologische, ökonomische und soziale Komponenten. Wir denken Kunst und Design gemeinsam, und genau das bildet dieser Neubau ab. Wir wollen die Studierenden der Zukunft anlocken, neue Professorinnen und Professoren gewinnen. Da müssen wir beste Arbeitsbedingungen ermöglichen.

Info
Professor Dr. Brigitte Franzen, geboren 1966 in Freiburg, studierte Kunstgeschichte, Europäische Ethnologie, Germanistik und Soziologie in Karlsruhe, Wien und Marburg. Neben zahlreichen Lehrtätigkeiten betreute sie seit 1993 rund 100 Ausstellungsprojekte und arbeitete unter anderem als Kuratorin am Westfälischen Landesmuseum in Münster sowie für die Skulptur Projekte Münster 07. Von 2009 bis 2015 war sie Direktorin des Ludwig Forum für Internationale Kunst in Aachen. 2015 wurde sie Alleinvorstand und Geschäftsführerin der Peter und Irene Ludwig Stiftung. Brigitte Franzen ist verheiratet und lebt in Frankfurt.
 
Fotogalerie:
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16. Januar 2025, 10.20 Uhr
Jasmin Schülke
 
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. – Mehr von Jasmin Schülke >>
 
 
 
 
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