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Das war 2024
Fußball EM in Frankfurt, „Zombieland“ und Bahnbabo in Rente – Der Jahresrückblick
Egal ob in der Fan Zone am Mainufer, im Bahnhofsviertel oder in so mancher Straßenbahn – 2024 ist im Frankfurter Stadtleben einiges passiert. Das JOURNAL blickt zurück.
Die politisch bewegten Zeiten sind natürlich auch in Frankfurt spürbar. Es wurde viel demonstriert, unter anderem auch gegen den Rechtsruck. Im Januar rief Fridays for Future zu einer Demo gegen Rechts auf, an der sich etwa 40 000 bis 50 000 Menschen beteiligten. Kurz zuvor hatten Recherchen von Corrective ein Geheimtreffen von Rechtsextremen mit AfD-Mitgliedern – aber auch Mitgliedern der CDU und Werteunion – offengelegt und für Bestürzung gesorgt. Ein breites gesellschaftliches Bündnis rief im Februar erneut zu einer Kundgebung gegen den Rechtsruck auf, an der etwa 20 000 Menschen teilnahmen.
2024 belustigte und erhitzte der „Anzeigenhauptmeister“ die Gemüter vieler Menschen in Deutschland, indem er als Passant Falschparker anzeigte. Frankfurt hat mit dem Fahrradaktivisten und Stadtverordneten Falko Görres (Die Partei) auch jemanden, der Parksünder regelmäßig abschleppen lässt, wobei sein Auftreten deutlich weniger skurril als das des „Anzeigenhauptmeisters“ ist. Im als Fahrradfahrer seien Falschparker einfach ein Dorn im Auge. Auch sei Falschparken kein Kavaliersdelikt, sondern gefährde Menschen, wie Görres dem JOURNAL in einem Interview im Februar mitteilte. Der „neue Straßenkampf“, wie eine deutsche Zeitung titelte, und damit Görres Kampf gegen Falschparker bekam 2024 deshalb besondere Aufmerksamkeit.
Mit einer deutschlandweit einmaligen Aktion hat die Stadt Frankfurt im März dieses Jahrs für Aufsehen gesorgt. Für den Fastenmonat Ramadan wurde die Große Bockenheimer Straße/Freßgass mit Fanoos-Laternen, Halbmonden und Sternen geschmückt. Ein schönes Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung in einer Stadt, in der Menschen aus rund 180 Nationen leben, befanden viele. Die Aktion löste mehrheitlich positive Reaktionen über die Stadtgrenzen hinaus aus. Durch diese Form der Anerkennung „fällt uns keine Kerze vom Christbaum“, wie Stadtdekan Johannes zu Eltz befand. Gleichzeitig polarisierte die Ramadan Dekoration, kritisiert wurden auch die Kosten von etwa 100 000 Euro.
Im Mai 2024 musste die Frankfurter Eintracht von ihrem langjährigen Präsidenten Abschied nehmen. Seit 2000 prägte Fischer die Geschicke bei der SGE, seit 2005 zusätzlich in der Rolle des stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden. Fischer vertrat auch eine klare politische Haltung, der Sport dürfe aus seiner Sicht nicht unpolitisch sein: „Wir sind ein Verein mit 112 Nationen. Wir sind ein bunter Club und akzeptieren nur bunt. […] Das ist das, was wir leben und umarmen. Wer das nicht lebt und umarmt, den schmeißen wir raus.“ Fischer wird sich weiterhin gegen Hass und Ausgrenzung in der Stadt engagieren. Der Eintracht bleibt er außerdem als Ehrenpräsident erhalten. Bei seinem Abtritt als Präsident ließ er alle Mitglieder seines Herzensvereins wissen: „Ich liebe euch!“
Vom 14. Juni bis 14. Juli drehte sich in Frankfurt vieles um Fußball. Im Waldstadion fanden insgesamt fünf Spiele der Fußball-EM 2024 statt, dazu sorgte die Fan Zone am Mainufer für ordentlich Betrieb. Zu Besuch waren Belgier, Slowaken, Dänen, Engländer, Schweizer, Slowaken, Rumänen und viele mehr. Während das Großereignis für fußballbegeisterte Frankfurter ein absolutes Highlight war, ging es für viele andere mit ein paar Einschränkungen einher. Etwa 30 Millionen Euro kostete die Ausrichtung der EM die Stadt, wobei aber auch der wirtschaftliche Gesamtnutzen nicht zu unterschätzen ist.
Im Zuge der Fußball-EM 2024 warnte eine britische Boulevardzeitung die englischen Fans vor einem Besuch des „Zombieland“, dem Frankfurter Bahnhofsviertel. Eine völlig überzogene Darstellung, wie auch der Frankfurter OB Mike Josef (SPD) fand. Zu einem Imagegewinn außerhalb Frankfurts hat der „Zombieland“-Vergleich sicher nicht beigetragen. Für Frankfurter ist die Situation rund um den Hauptbahnhof natürlich nichts Neues. Die Stadt bemüht sich schon lange darum, das Viertel zu entwickeln und sicherer zu machen, bisher mit mäßigem Erfolg. Eine Umfrage im Oktober zeigte beispielsweise, dass sich die Menschen weitere Maßnahmen für mehr Sauberkeit, Sicherheit und Aufenthaltsqualität von der Stadtpolitik wünschen.
Schockierend war ein Vorfall am Frankfurt Hauptbahnhof im August. Gegen 21 Uhr an einem Dienstagabend kam es an Gleis 9 zu einem Mord. Der Täter, der seinem Opfer in den Kopf geschossen hatte, wurde schnell gefasst, über eine Familienfehde als Tatmotiv wurde spekuliert. Die Tat hat dabei das Augenmerk auf die Sicherheit in der Stadt gerichtet. Im Jahre 2022 gab es in Frankfurt beispielsweise im Vergleich zu Berlin pro Kopf etwa dreimal so viele Mordfälle. Allerdings spielen Schusswaffen nur selten eine Rolle und sind Morde fast nie so geplant und kaltblütig, wie der Vorfall im August. Die Anzahl der Fälle von Mord und Totschlag sanken aber von 72 im Jahre 2022 auf 54 im Jahre 2023, wie aus der Polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht.
Peter Wirth, besser bekannt als Bahnbabo und Deutschlands bekanntester Straßenbahnfahrer, ist im Oktober dieses Jahres in den verdienten Ruhestand gegangen. Seine besondere Art, den Beruf auszufüllen sowie Showeinlagen, Gedichte und die Zuneigung gegenüber seinen Passagieren, machten manche Straßenbahnfahrt in Frankfurt zu einem Erlebnis. Doch der Buchautor, Kraftsportler und ehemalige Oberbürgermeisterkandidat bleibt der Stadt wohlmöglich in anderer Funktion erhalten. Wie er bei einem Treffen mit dem JOURNAL im Oktober bekräftigte, möchte er sozial engagiert bleiben und in der Jugendarbeit und Politik tätig werden. Auch eine weitere Kandidatur für den Posten des Oberbürgermeisters will er nicht ausschließen.
27. Dezember 2024, 10.00 Uhr
Florian Aupor
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Großes Stadtgeläute
Alle Jahre wieder klingen in Frankfurt die Glocken
Zu Heiligabend findet in Frankfurt wie in jedem Jahr das traditionelle Stadtgeläute statt. An diesen Orten der Innenstadt wird das Konzert der Kirchenglocken am besten zu hören sein.
Text: Lukas Mezler / Foto: Gloriosa, die größte Glocke Frankfurts © Harald Schröder
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28. Dezember 2024
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