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Corona-Krise

Viele Geschäfte in Hessen öffnen wieder

In Hessen können ab Montag viele Geschäfte mit einer Fläche von bis zu 800 Quadratmetern ihren Betrieb wieder aufnehmen. Auch Eisdielen dürfen öffnen. Seit Samstag gibt es auch für größere Läden neue Regelungen.
Seit Montagmorgen dürfen Geschäfte mit weniger als 800 Quadratmetern Verkaufsfläche wieder öffnen. Dies gilt auch für Einzelhandelsgeschäfte in Einkaufspassagen und Einkaufszentren. Darüber hinaus können Buchhandlungen sowie Auto- und Fahrradhändler – unabhängig von ihrer Fläche – den Betrieb wieder aufnehmen. Diese ersten Lockerungen hat die Hessische Landesregierung vergangenen Mittwoch verkündet.

Am Samstagabend wurden die Maßnahmen noch einmal ergänzt; auch für größere Geschäfte wurde eine Regelung gefunden: Sie dürfen ebenfalls öffnen, wenn sie ihre Verkaufsfläche auf die festgesetzte Grenze von 800 Quadratmetern reduzieren und diese klar kennzeichnen. Das teilte das Wirtschaftsministerium mit. Grund dafür sei, dass sich die Mehrzahl der angrenzenden Bundesländer für diesen Weg entschieden hätten.

Für viele Einzelhändler bedeutet das ein erstes Aufatmen. Auch Marcus Schwartz, Centermanager des Einkaufszentrums Myzeil, ist erleichtert über die neuen Regelungen. „Grundsätzlich steht die Gesundheit unserer Gäste natürlich im Vordergrund, doch durch die Begrenzung auf 800 Quadratmeter wurde ein fairer Wettbewerb für alle Geschäfte geschaffen.“ Aktuell hätten 27 der rund 100 Läden im Myzeil geöffnet, für einige Geschäfte sei es jedoch schwierig, so kurzfristig zu reagieren, erklärt Schwartz. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäfte seien noch in Kurzarbeit und müssten nun erst wieder akquiriert werden. Größere Läden wie Saturn oder Bershka müssten die geforderten Absperrungen noch vornehmen. „Wir sind froh über die ersten Lockerungen, vor allem für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das geht bei den Studierenden los, die am Wochenende bei uns arbeiten aber auch um ganze Existenzen, wenn das gekürzte Gehalt im Alltag nicht ausreicht", so Schwartz.

Auch Nicola Timm, Inhaberin von Spielzeux, einem kleinen Spielzeugwarengeschäft in Sachsenhausen, freut sich über die Öffnung. „Allein für die Existenzängste ist das ein gutes Gefühl.“ Sie lässt aktuell nur maximal zwei Kundinnen oder Kunden in den Laden und empfiehlt, sich vorab im Onlineshop zu informieren, um lange Einkaufszeiten zu vermeiden. „Meine Mitarbeiterin und ich tragen beide Masken, doch richtige Informationen über die Regelungen gab es nicht. Hier hätte ich mir mehr Kommunikation gewünscht.“

Kritik zur nachträglichen Lockerung kam seitens der Gewerkschaft Verdi. Bernhard Schiederig, Fachbereichsleiter für Handel von Verdi Hessen, sprach von „einer erweiterten Ladenöffnung durch die Hintertür.“ Die Neuregelung „über Nacht“ verdeutliche, dass das Hessische Gesundheitsministerium unter Minister Kai Klose sowie das von Tarek Al-Wazir (beide Bündnis 90/Die Grünen) geführte Wirtschaftsministerium „angesichts der Proteste aus der Handelsbranche eingeknickt“ seien. Durch ihre „Auslegung“ der Änderung der Vierten Verordnung zur Bekämpfung des Coronavirus vom 16. April habe die Hessische Landesregierung demonstriert, „was die Uhr geschlagen hat.“ Schiederig kritisiert: „Hatte die Schließung von Geschäften und Betrieben noch etwas mit der Corona-Epidemie zu tun, so scheint deren Wiederöffnung also eher den wirtschaftlichen Zielen der Unternehmen geschuldet zu sein.“
 
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20. April 2020, 13.48 Uhr
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