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Zum Weltfrauentag

Sarah Sorge: „Frauenpolitik ist ein Kampf“

Sarah Sorge ist nicht nur Politikerin und designierte Dezernentin für Bildung und Frauen, sondern auch Mutter einer 11-jährigen Tochter. Familie und Beruf unter einen Hut bringen, damit kennt sie sich aus.
Als neue Dezernentin für Bildung und Frauen kehrt Sarah Sorge (Grüne) am 15. März zurück in die Frankfurter Politik und tritt in Jutta Ebelings Fußstapfen. Drei Jahre lang war sie bereits Stadtverordnete, ehe es sie als politische Geschäftsführerin und später als Landtagsabgeordnete nach Wiesbaden verschlug. Mit ihrer 11 Jahre alten Tochter Lina lebt Sorge in Sachsenhausen. Dass sie ihren beruflichen Lebensmittelpunkt wieder in ihre Heimatstadt verlagern kann, freut sie sehr. Und auch politisch sind die Bedingungen reizvoll: „Ich finde es toll, endlich nicht mehr in der Opposition zu sein.“

Bisher waren Wissenschaft und Kultur Sorges Themenschwerpunkte. Nun muss sie sich einer neuen He­rausforderung stellen: Frauen- und Bildungspolitik, beides Bereiche, die sie nicht nur persönlich betreffen, sondern ihr auch sehr am Herzen liegen. „Frauenpolitik ist ein immer wieder neu beginnender Kampf“, sagt Sorge. Mal gebe es starke Vorwärtsbewegungen, dann werde wieder zurückgerudert. Immer öfter wenden sich Frauen gegen eine Politik, die die spezifische Förderung des weiblichen Geschlechts im Blick hat. „Gerade junge Frauen verstehen manchmal nicht, warum Frauenpolitik noch immer wichtig ist. In der Schule und an der Uni schneiden sie meist besser ab als Männer, und so denken sie: Ich werde nicht diskriminiert, mir stehen alle Türen offen!“ Dabei mache sich die Diskriminierung erst viel später bemerkbar, im Arbeitsleben. „Viele Frauen wundern sich dann, warum auf einmal alle männlichen Kollegen an ihnen vorbeiziehen und Führungspositionen besetzen, während sie bleiben, wo sie sind“, so Sorge.

Frauen hätten heute immer noch schlechtere Karrierechancen, denn es fehlten oftmals die Seilschaften, die einen beruflichen Aufstieg vereinfachen. „Als Frau kommt man eher selten dazu, beim Feierabendbierchen mit dem Boss Karrierepläne zu schmieden“, sagt Sorge. Es sei eine latente Diskriminierung, die man heute erlebe, die sich aber statistisch deutlich niederschlage: Nur 10 Prozent der Führungspositionen werden von Frauen besetzt. „Und auch beim Thema Kinder merken Frauen oft erst, dass es ihnen die Gesellschaft doch nicht so leicht macht, wie sie vielleicht bis dahin dachten.“ Denn Betreuungsplätze sind vielerorts rar, und wenn der Nachwuchs keinen Platz in einer Kindertagesstätte findet, dann sind es meist Frauen, die ihre Job-Pause verlängern müssen. „An diesem Punkt greifen meine beiden Funktionen ineinander, und das ist sehr schön!“ Denn ganz oben auf Sorges Prioritätenliste steht die Schaffung neuer Betreuungsplätze für die Unter-Dreijährigen, aber auch für die Älteren. Ein Thema, das ohnehin hochaktuell ist, denn spätestens ab 2013 soll jedes Kind ab dem zweiten Lebensjahr einen gesetzlichen Anspruch auf einen Betreuungsplatz haben.

„Wir müssen die Kinderbetreuung weiter ausbauen, damit Frauen überhaupt eine Chance haben, Karriere und Familie miteinander zu vereinbaren“, sagt Sorge. „Jutta Ebeling war in dieser Angelegenheit sehr engagiert. Überhaupt ist Frankfurt in Sachen Kinderbetreuung Vorreiter für andere Kommunen. Trotzdem gibt es noch viel zu tun.“ Denn schließlich sei hier auch der Bedarf höher als in ländlicheren Regionen. „In der Stadt gibt es einfach mehr Familien, in denen beide Eltern berufstätig sind.“ Ebenfalls am Herzen liegt Sorge die frühkindliche Förderung. „Es geht schließlich nicht nur darum, dass die Kinder irgendwo untergebracht sind, solange die Eltern arbeiten. Man muss sie in der Zeit auch fördern, ihnen neue Impulse geben und spielerisch ihr Interesse wecken.“

Gerade für Kinder aus „bildungsfernen Familien“ müsse man neue Lernimpulse geben, damit sie die gleichen Chancen auf eine gute Ausbildung haben. „In unserer Gesellschaft geht so viel Potenzial verloren. Der beste Weg, den Fachkräftemangel zu überwinden, ist, schon früh unsere Kinder für das Lernen zu begeistern.“ Hierzu sei ein langsamer und nachhaltiger Ausbau des Bildungssystems wichtig. Berufe wie Lehrer und Erzieher müssten attraktiver werden. Aber wie soll das alles gehen, mit einem Sparhaushalt und gekürztem Etat? „Da mache ich mir auch große Sorgen. Ich werde wohl um vieles kämpfen müssen“, sagt Sorge.

Eine Version dieses Artikels erschien im Journal Frankfurt vom 28. Februar 2012.
 
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8. März 2012, 10.22 Uhr
Henriette Nebling
 
 
 
 
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