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Vor Gericht
Fahrerflucht vor der Haustür
Seit fast zwei Jahrzehnten gehört das Frankfurter Amtsgericht zu den spannendsten Schauplätzen für skurrile Geschichten – besonders Verkehrsdelikte bieten faszinierende Einblicke in menschliche Abgründe.
Seit 19 Jahren gehe ich jetzt mindestens einmal im Monat ins Frankfurter Amtsgericht, um mir Verhandlungen anzuschauen und anzuhören. Am allerliebsten mag ich tatsächlich Verkehrsdelikte: Die sind meistens harmlos in der Sache, aber nicht selten erhellend, weil da so wahnsinnig viel über die Menschen herauszufinden ist. Über das Rechthabenwollen. Darüber, dass es da einfach „ums Prinzip geht“; ein Satz, der jeden Richter und jede Richterin aufstöhnen lässt.
Einmal saß ich als Zeuge vor Gericht, weil ich beobachtet habe, wie ein Mann einen Busfahrer beleidigte und bespuckte, weil er nicht einsehen wollte, dass sein Auto im Weg stand. Der Mann erschien nicht zur Verhandlung und wurde in Abwesenheit verurteilt. Und nun, vor einigen Wochen, wurde ich wieder einmal Zeuge eines spektakulären Kriminalfalls, und das auch noch unmittelbar vor meiner Haustür: Fahrerflucht.
Vom Zufall zum Protokoll: Ein spektakulärer Fall direkt vor der Tür
Keine Sorge – ich sitze nicht mit Polsterkissen am Fenster und beobachte den Verkehr. Es ergab sich einfach so. Ein Mann parkte extrem ungeschickt ein, rammte dabei einen auf dem Fußweg geparkten Motorroller um, stieg aus, besah sich sein Auto, hievte den Roller wieder in den Stand, wischte ein wenig daran herum und ging dann seines Weges. Zeugen, die ihm sagten, er solle doch bitte dableiben, brüllte er an. Ich notierte mir seine Autonummer und meldete mich bei der Polizei.
Daraufhin bekam ich einen Zeugenbefragungsbogen zugeschickt. Der hatte in etwa den Umfang dessen, was ich mir eher für einen Einbürgerungsantrag vorgestellt hatte. Ich glaube, es waren zwölf Seiten. Drei Stunden saß ich daran, bis ich ihn so ausgefüllt hatte, dass es mir korrekt vorkam. Autoritätshöriger Kleinbürger, der ich bin, wollte ich natürlich auch nichts verkehrt machen. Nun warte ich auf Nachricht. Ich schätze, der Mann wird einen Strafbefehl bekommen. Und so wie er sich vor Ort aufgeführt hat, wird er ihn nicht akzeptieren. Dann geht es vor Gericht. Ich werde die vor Spannung erstarrte Leserschaft auf dem Laufenden halten.
Einmal saß ich als Zeuge vor Gericht, weil ich beobachtet habe, wie ein Mann einen Busfahrer beleidigte und bespuckte, weil er nicht einsehen wollte, dass sein Auto im Weg stand. Der Mann erschien nicht zur Verhandlung und wurde in Abwesenheit verurteilt. Und nun, vor einigen Wochen, wurde ich wieder einmal Zeuge eines spektakulären Kriminalfalls, und das auch noch unmittelbar vor meiner Haustür: Fahrerflucht.
Keine Sorge – ich sitze nicht mit Polsterkissen am Fenster und beobachte den Verkehr. Es ergab sich einfach so. Ein Mann parkte extrem ungeschickt ein, rammte dabei einen auf dem Fußweg geparkten Motorroller um, stieg aus, besah sich sein Auto, hievte den Roller wieder in den Stand, wischte ein wenig daran herum und ging dann seines Weges. Zeugen, die ihm sagten, er solle doch bitte dableiben, brüllte er an. Ich notierte mir seine Autonummer und meldete mich bei der Polizei.
Daraufhin bekam ich einen Zeugenbefragungsbogen zugeschickt. Der hatte in etwa den Umfang dessen, was ich mir eher für einen Einbürgerungsantrag vorgestellt hatte. Ich glaube, es waren zwölf Seiten. Drei Stunden saß ich daran, bis ich ihn so ausgefüllt hatte, dass es mir korrekt vorkam. Autoritätshöriger Kleinbürger, der ich bin, wollte ich natürlich auch nichts verkehrt machen. Nun warte ich auf Nachricht. Ich schätze, der Mann wird einen Strafbefehl bekommen. Und so wie er sich vor Ort aufgeführt hat, wird er ihn nicht akzeptieren. Dann geht es vor Gericht. Ich werde die vor Spannung erstarrte Leserschaft auf dem Laufenden halten.
17. Januar 2025, 10.00 Uhr
Christoph Schröder
Christoph Schröder
Christoph Schröder studierte in Mainz Germanistik, Komparatistik und Philosophie. Seine Interessensschwerpunkte liegen auf der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und dem Literaturbetrieb. Er ist Dozent für Literaturkritik an der Goethe-Universität Frankfurt. Mehr von Christoph
Schröder >>
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Text: Jasmin Schülke / Foto: © Greg Dobrzycki
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