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Foto: Detlef Kinsler
Foto: Detlef Kinsler

Zitadelle Mainz

Open Ohr Festival feiert 50. Geburtstag

Kunst, Kritik, Krawall – so lautet das diesjährige Motto des „Open Ohr Festivals“, das am Pfingstwochenende zum 50. Mal auf der Zitadelle in Mainz stattfindet. Auch für den OB ist ein absolutes Highlight.
Wer schon einmal bei einem Konzert auf der Zitadelle in Mainz war, schwärmt von der tollen Atmosphäre auf dem Jakobsberg am Rande der Altstadt. Konzerte finden, etwa im Rahmen des „Summer In The City“, normalerweise auf dem großen, baumbestandenen Platz gleich rechts hinter dem Eingang durch das Haupttor statt. Beim „Open Ohr“ wird dagegen das ganze weitläufige Areal bespielt. Besonders schön ist auch die Bühne mit Amphitheatercharakter am Drususstein (Foto). Auf dem Weg dahin gibt es reichlich Gastronomie, Verkaufs- und Infostände.

Seit 1975 treffen sich hier Menschen, denen die großen Open Air-Festivals zu kommerziell und inhaltsleer sind. Viele Jahre fand das „Open Ohr“ parallel zu „Rock am Ring“ statt. Größer könnte der Kontrast kaum sein. Träger der Veranstaltung ist das Jugendamt der Stadt Mainz. Inhaltlich verantwortlich zeichnet eine sich jährlich personell ändernde Freie Projektgruppe, die gerne darauf verweist, dass man allein durch die Tatsache, dass das Festival keinen Gewinn erwirtschaften muss, unabhängig bleiben kann und so der inhaltliche Anspruch ein wichtiger Eckpfeiler des „Open Ohr“ sein kann. Ein deutschlandweit einmaliges Konzept wie man nicht ohne Stolz anmerkt. Und eines, dass nicht nur auf Kulturkonsumenten setzt, sondern auf Menschen, die sich mit den gesellschaftlich relevanten Themen auseinandersetzen was sie auch beim Jubiläumsfestival u.a. wieder bei Podiumsdiskussionen tun können.

Stojšić: „Wir bearbeiten mit Hilfe von Musik, Theater, Film, Kabarett, Tanz und Literatur gesellschaftspolitische Themen“

„Seit nun einem halben Jahrhundert bearbeiten wir mit Hilfe von Musik, Theater, Film, Kabarett, Tanz und Literatur gesellschaftspolitische Themen. Doch noch nie haben wir die Kunst selbst unter die Lupe genommen. Höchste Zeit, dies zum Jubiläumsfestival zu machen“, meldet sich Lena Stojšić, Mitglied der diesjährigen Freien Projektgruppe zu Wort. „Wir sind davon überzeugt, dass Kunst und Kultur unserer demokratischen Gesellschaft helfen können, sich mit den vielen aktuellen Krisen auseinanderzusetzen. Denn nur eine starke Gesellschaft, eine Gesellschaft, die sich weiterentwickelt und optimistisch in die Zukunft blickt, kann die Probleme dieser Zeit tatkräftig angehen. Kunst kann dazu einen wesentlichen Beitrag leisten“, heißt es im Thesenpapier zum Festival.

Und weiter: „Wir wollen uns auf dem 50. Open Ohr Festival mit der Frage beschäftigen, welchen Beitrag die Kunst für eine demokratische Gesellschaft leisten kann und ob und wie sie dabei helfen kann, die großen Probleme unserer Zeit zu lösen. Die andere große Frage, der wir uns stellen wollen, ist, ob unsere Demokratie die Kunst ausreichend unterstützt. Spätestens seit 2005 wird die Forderung, den Schutz und die Förderung von Kunst und Kultur als Staatsziel im Grundgesetz zu verankern, kontrovers diskutiert. Die Ampelkoalition nahm dies als Ziel in ihren Koalitionsvertrag auf. Auch wenn dieses Ziel erreicht würde: Wäre damit genug für die Kunst, für Kulturschaffende und für das Publikum getan?“ Das Open Ohr will nun zum 50. Mal zeigen, dass Kunst etwas für „Birne, Bauch und Beine“ und dabei durchaus politisch ist.

50. „Open Ohr Festival“: Diese Künstler und Künstlerinnen wurden handverlesen

Entsprechend handverlesen sind die Künstler und Künstlerinnen, die eingeladen wurden, beim viertägigen Festival dabei zu sein. Dazu gehören Kafvka, die mit „Alle hassen Nazis” einen Hit für alle Veranstaltungen gegen Rechts geliefert haben, Nina Sonnenberg alias FIVA mit ihrem klug vorgetragenem Sprechgesang, der erklärte Feminist Conny, der sich in seinen Texten mit Geschlechterrollen und Männlichkeit auseinandersetzt und weiterhin Pamela Badjogo, Botticelli Baby, Liser, Dives, Culk und The Rhino. Die antagon theaterAKTion wird „Packages“ präsentieren, das Nationaltheater Mannheim wird mit von der Partie sein. Kai Degenhardt liest aus seinem Buch „Wessen Morgen ist der Morgen – Arbeiterlied und Arbeiterkämpfe in Deutschland”. Mit der Reihe „Zeitkapseln“ wird zudem ein Schlaglicht auf besonders bedeutende Festivalthemen der letzten 50 Jahre geworfen. In jeweils 15-minütigen Interviews beschäftigen sich Experten und Expertinnen mit der Frage, wie sich der politische Diskurs eines Themas in 50 Jahren Festivalgeschichte entwickelt hat. Behandelt werden u. a. Fremdenfeindlichkeit und Krieg.

Haase: „In 50 Jahren hat das kulturpolitische Festival Open Ohr in Mainz eine unbeschreibliche Strahlkraft entwickelt"

Auch für Nino Haase, den Oberbürgermeister der Stadt Mainz, ist das „Open Ohr“ ein absolutes Highlight im Veranstaltungskalender seiner Stadt, „In 50 Jahren hat das kulturpolitische Festival Open Ohr in Mainz eine unbeschreibliche Strahlkraft entwickelt, die nicht nur in unserer Stadt das Pfingstwochenende zu einem der besten Termine des Jahres macht, sondern von überall her Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Familien anzieht. Die intensive Auseinandersetzung mit aktuellen politischen Themen und die thematische Vielfalt der Veranstaltungen, der Musik und des Rahmenprogramms machen das Open Ohr immer wieder zu einem einzigartigen Beispiel nichtkommerzieller Jugendkultur. Jedes Jahr sind wir sehr dankbar, dass die Freie Projektgruppe das Festival plant und ein beeindruckendes Gespür für die Themen unserer Zeit beweist. Unser Dank gilt außerdem allen Mitarbeiter:innen des Amtes für Jugend und Familie, die seit nunmehr fünf Jahrzehnten dieses Festival mit höchstem Einsatz organisieren und unterstützen."

Info
50. Open Ohr, Mainz, Zitadelle, 17.-20.5., alle Informationen zu auftretenden Künstler und Künstlerinnen sowie die Eintrittspreise unter www.openohr.de
 
Fotogalerie:
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9. Mai 2024, 08.13 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
 
 
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