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Foto: Die zukünftige Emil-Mangelsdorff-Allee © Detlef Kinsler
Foto: Die zukünftige Emil-Mangelsdorff-Allee © Detlef Kinsler

Würdigung einer Frankfurter Jazzlegende

Emil Mangelsdorff bekommt eine eigene Allee

Eine Jazzlegende erfährt eine große Ehrung: Emil Mangelsdorff bekommt zum 100. Geburtstag am 11. April seine eigene Allee. Freunde und Weggefährten spielen ein Konzert aus dem Holzhausenschlösschen heraus.
JOURNAL FRANKFURT: Am 11. April wäre Emil Mangelsdorff 100 Jahre alt geworden. Spätestens seit seinem Tod vor drei Jahren wurde eine Idee immer konkreter, die Kastanienallee zwischen der Paul-Hindemith-Anlage und dem Holzhausenschlösschen zur Emil-Mangelsdorff-Allee zu machen. Haben Sie mit diesem Plan offene Türen bei der Stadt eingerannt, wie ließ sich das schließlich realisieren?
Clemens Greve: Es gab nach Emils Tod von Seiten des Ortsbeirats 3 schnell den Konsens, dass ein Platz oder eine Straße nach Emil Mangelsdorff benannt werden müsse. Es wurden verschiedene Ideen diskutiert, die Emils Namen tragen sollten, zum Beispiel die Umbenennung des Holzhausenteichs, was ich allerdings nicht befürworten konnte. Zur Diskussion standen auch eine Baumgruppe im Holzhausenpark oder die Benennung eines Raumes im Holzhausenschlösschen, aber letztlich hat man sich mit klarer Mehrheit für die Umbenennung der Kastanienallee entschieden.

Sie führt auf Emils langjährige Wirkungsstätte zu und er ist diesen Weg oft zu seinen insgesamt 213 Konzerten im Holzhausenschlösschen entlanggegangen. Die Allee trug bisher keinen offiziellen Namen, sondern war nur als „Kastanienallee“ bekannt – somit ändert sich auch für die Nachbarn nichts. Die Frankfurter Bürgerstiftung hat diesen Plan direkt nach Emils Tod verschiedenen Politikern des Ortsbeirates 3 vorgeschlagen und auf Nachfragen der Politiker natürlich immer wieder auf die enge Verbindung zu unserem Haus hingewiesen.

Feierlichkeiten mit Freunden und Weggefährten in Frankfurt

Wie genau wird sich die Einweihung abspielen, wer wird alles Vorort und präsent sein?
Die offizielle Einweihung der Emil-Mangelsdorff-Allee um 17 Uhr wird vom Ortsbeirat 3 und den verschiedenen städtischen Ämtern vollzogen. Emils Witwe Teslime Mangelsdorff wird eine Plakette enthüllen, die Jazz Initiative Frankfurt ist musikalisch präsent und es gibt verschiedene Redebeiträge. Um 18 Uhr startet dann unser Geburtstagskonzert der Frankfurter Bürgerstiftung für Emil. Ein großes Konzert aus den Fenstern zur Justinianstrasse hin. Emil war Musiker, er hat mit der Musik „gesprochen“ und so werden wir keine langen Reden halten, wir wollen Emils Musik hören, gespielt von seinen langjährigen Musikerfreunden.

Natürlich gibt es auch ein Konzert unter dem Motto „Blues Forever". Dazu haben Sie viele alte Freunde und Weggefährten eingeladen …
Emils Begrüßungsworte nach dem ersten gespielten Stück lauteten meistens: „Schön dass Sie, sehr verehrtes Publikum wieder so zahlreich da sind und wir für sie Musik spielen dürfen.“ Und schon wurde musiziert und nicht geredet. Wir bereiten dieses Konzert schon seit etwa einem Jahr vor. Die Besetzung hat Thomas Siffling, seit 2024 Leiter unserer neuen Jazzreihe „Ella & Louis“, gemeinsam mit uns zusammengestellt. Neben Emils langjähriger Band um den Pianisten Thilo Wagner, den Bassisten Jean Philippe Wadle und den Schlagzeuger Axel Pape werden weitere legendäre Bühnenpartner wie Bob Degen und Wilson De Oliveira mit von der Partie sein. Auch Thomas Siffling, der noch zusammen mit Emil aufgetreten ist und der von Emil sehr geschätzt wurde, spielt mit. Auf dem Programm stehen viele von Emils Lieblingshits und seine eigenen Kompositionen.

Fensterkonzerte aus dem Holzhausenschlösschen und finanzielle Förderungen

Da Ihre „Ella & Louis Jazz Club“-Konzerte immer schnell ausverkauft sind, gibt es diesmal wieder ein Konzert aus den Fenstern heraus. Damit möglichst viele Menschen teilhaben können?
Dass die Konzerte der Reihe immer ausgebucht sind, freut uns sehr. Es zeigt uns auch, dass der Jazz-Bedarf in Frankfurt trotz der vielen tollen Angebote, die es seit Jahrzehnten gibt, weiterhin groß ist. Aus diesem Grund haben wir die Anzahl unserer Jazzkonzerte dieses Jahr auch von zwölf auf 16 erhöht und führen im Sommer auch ein „Fensterkonzert“ bei freiem Eintritt durch. Aber auch, wenn die Lage anders wäre, hätten wir uns sicherlich für Emils Geburtstag für ein „Fensterkonzert“ entschieden. Ganz in Emils Sinne wollten wir möglichst viele Menschen mit seiner Musik beschenken – da war es geradezu zwingend, sie nach draußen zu spielen und keinen Eintritt zu verlangen. Die Musiker stehen in den Fenstern des Holzhausenschlösschens zur Emil-Mangelsdorff-Allee hin, wo sich das Publikum versammeln und Emil an seinem Hundertsten feiern kann.

Er selbst hat bei uns ja auch solche „Fensterkonzerte“ gespielt. Sie wurden während der Pandemie aus der Not heraus unter dem Titel „Türen zu – Fenster auf!“ geboren, sind beim Publikum aber so beliebt, dass wir sie weiterhin ins Programm nehmen. Das Holzhausenschlösschen ist ein offener Kulturort für die Menschen in Frankfurt und auf diese Weise können wir das viel besser zeigen als mit einem Konzert im Haus, wo der Platz nun mal leider begrenzt ist. Das Konzert findet bei jedem Wetter statt. Die Musiker sitzen auf alle Fälle auch bei Regen im Trocknen und die Gäste müssten bei Regen einfach wasserdichte Kleidung anziehen. Wir bauen aber auf schönstes Wetter! Getränke und Essen wird vor der Emil-Mangelsdorff-Allee angeboten.

Das „musikalische Wohnzimmer“ von Emil Mangelsdorff

Die Musiker werden vom Freundes- und Förderkreis der Frankfurter Bürgerstiftung finanziert, damit kein Eintritt gezahlt werden muss. Dafür sind wir unseren Spendern sehr, sehr dankbar, denn ohne Spenden geht bei uns nichts. Auch Emil Mangelsdorff hätte nicht über 200 Mal im Holzhausenschlösschen spielen können, wenn die Gagen für die Musiker und die ganzen anderen begleitenden Kosten, die ein solcher Konzertabend mit sich bringt, keine Förderer gefunden hätte. Ohne Förderer kann bei uns nichts passieren. Jeden Tag sprechen wir mit möglichen neuen Spendern. Emil wusste das und freute sich wenn die Konzerte ausverkauft waren, damit wenigstens circa 30 Prozent der Kosten für einen solchen Abend über den Eintritt mitfinanziert werden konnten.

Hätte unser Haus mehr Sitzplätze, dann könnte der Eintritt mehr auffangen. So haben wir nun einmal ein kleines Kulturhaus, dass aber viele Menschen so lieben wie es nun einmal ist. Emil liebte unser Haus und die Atmosphäre, er nannte es sein „musikalisches Wohnzimmer“. Wenn während seines Spiels der Fischreiher vom Weiher aufstieg, freute sich Emil jedes Mal und er fragte das Publikum: „Haben Sie den Reiher gesehen? Ist das nicht schön?“ Das Publikum freute sich mit und einmal, es war im Sommer, setzte sich der Reiher während des Spiels ans geöffnete Fenster und Emil schaute ihn an und sagte: „Wir sind Freunde!“ Das Publikum applaudierte und da flog der Vogel erschrocken weg und Emil beruhigte mit den Worten aus dem Fenster schauend: „Spätestens morgen bist du ja wieder da.“
 
Fotogalerie:
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28. März 2025, 12.00 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
 
 
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