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„Wir finden uns geil!“ – Fanta 3 zur Vorhörung bei youfm
„Die sind eloquent – es macht Spaß zuzuhören“ meinte einer zu seinem Kumpel auf dem Herrenklo. Und der war keiner von den handverlesenen „Hardcore-Fans“ bei der Vorhörung des neuen Albums der Fantastischen Vier, von denen Moderator Daniel (fast) den ganzen Abend redete. Youfm hatte wieder einmal zu einer exklusiven Listening Party zehn Tage vor Veröffentlichung von „Für Dich Immer Noch Fanta Sie“ ins „Sturm & Drang“ aufs neue Campus-Gelände eingeladen. Und die Aktionsgewinner durften nicht nur vorm Rest der Republik fast das ganze Album hören, sondern ihren Lieblingen auch noch Fragen stellen. „Sie sind zum Anfassen da, das ist Sinn der Sache“, meinte Daniel zu den mit Handys und Digitalkameras bewaffneten vorderen Reihen. Gelächter. „Äh, so nicht...“. Die Atmosphäre stimmte von Anfang an, die Stimmung auch. Also Auftritt Fanta 4, ja denkste, Fanta 3 – Michi Beck war zuhause geblieben. „Wir teilen uns die Arbeit auf“, kommentierte Smudo, der während der Album-Produktion teilweise in Babypause war, jetzt die Promotionstage genießt, die nicht so Michis Ding seien. Also ließ er sich von Thomas D. und And. Ypsilon assistieren.
Zum Einstieg der Albumopener „Gladiatoren“. „Klingt wie Peter Fox“, dachte ich gleich, verkniff mir aber die Bemerkung und überließ die Frage später einem der Gäste. Eine der ersten Fragestellerinnen outete sich als Geburtstagskind und wünschte sich ein Ständchen. Sie bekam es, allerdings kein „Happy Birthday“. Die Drei bestanden auf „Zum Geburtstag viel Glück“. Den Part des Podcasts wird sich die junge Dame ganz sicher downloaden. „Es ist sehr unterschiedliches Material geworden“, kommentieren die Jungs, die man sonst synchron kopfnickend beim Mithören der eigenen Tracks erlebt. „Wir finden uns geil“, grinsen sie unisono darauf angesprochen und man glaubt es ihnen auch wenn sie gar nicht auf dicke Hose machen. Thomas D. spricht von „Krautrock-Elementen“. Ob das die Youngsters im Saal nachvollziehen können? Sicher kein Begriff, der so bekannt ist wie „Old-School“. Denn das sind die Fantas auch gerne mal, aber genauso gerne auch auf Höhe der Zeit. „Aber eigentlich ist alles leer gesampelt.“ Also muss man neue, alte Wege gehen...
Ein youfm-Hörer vertritt die These, die Musik der Jungs klinge immer „gewaltiger“. Hä, hä – die Schwaben-Rapper auf dem Weg zu Wagner nach Bayreuth (die Frage stellte keiner, die Profis sollten sich gefälligst zurückhalten, war ja nicht ihre Veranstaltung). „Nach ,Die da´ hatten wir das Gefühl, uns beweisen zu müssen. Nach ,Lauschgift´ wurden wir entspannter....“ Das war schon 1995. Eher detaillereich wolle man sein, siehe auch das an Hieronymus Bosch erinnernde CD-Cover, das natürlich besonders in der Vinyl-Version richtig wirkt. Auch Monty Python zitieren sie mal. Deren schräger britischer Humor fasziniert sie. „Es ist doch schön, wenn man sieht, dass der Beruf Spaß macht“, nimmt das Smudo auch für seine Band in Anspruch.
Jetzt kommt die Frage: Welche Alben habt ihr im Vorfeld der Produktion gehört, was hat euch beeinflusst, was gekickt? Kurzes Schweigen. Ja, sie haben mit Jungs gearbeitet, die auch an Peter Fox’ Killeralbum beteiligt waren. Und sie finden den Berliner klasse. „Aber das war eher Zufall, dass sich das gecrosst hat.“ Sei´s drum. Aber in Deutschlands „gibt’s sonst fast nix“ was sie beeindruckt. Obwohl: Dendemann ist schon gut... Smudo hat via „The Blueprint 3“ endlich die Magie („Seine Direktheit ist was ganz Besonderes...“) von Jay-Z entdeckt. Und Thomas D. bleibt seinem Eminem treu, weshalb man ihn schon aufgrund seines Wohnortes Eifelem nennt. Good joke, guys,
Fanta 3 räumen dann in den ernsthaften Momenten des Abends auch mit Vorurteilen auf. „Musik, das sind 5 Prozent Inspiration und 95 Prozent harte Arbeit“ bis die Beats, die Lyrics, die Produktion stehen. Was alles im Mülleimer landet, auch davon erzählen sie und rappen die Zeilen, die es nicht aufs Album geschafft haben. Dann gönnen sie sich doch lieber einen Gospel, ein Adenauer-Zitat („Die einen kennen mich, die anderen können mich...“) oder ihre Interpretation des Ganzen im wahrlich krude geratenen „Kaputt“ (nomen est omen). Hab ich da tatsächlich die Zeilen gehört „Wer mich hasst, fick dich, wer mich liebt, fick mich...“? Ok – von den bekloppten Normalos hör ich mir das an, nicht aber von den wahren Spießern wie Sido und Bushido....
Und dann noch die unvermeidliche Frage nach den Starallüren... „Beim Ascheregen waren wir alle gleich“. Da saß man auch mal auf dem Boden im Gang eines ICE, ganz ohne „Wisst ihr eigentlich, wer ich bin?“. Kam da keiner vorbei und meint, bist Du nicht...? „Ach, das ist das Klischee des erkannten Stars...“, stapeln sie tief. Dass Smudo, Thomas D. und And.Ypsilon dann plötzlich vor der versammelten Studentenschaft Champagner trinken, ist kein Anfall von Dekadenz, der die gerade getroffene Aussagen konterkariert. Sie haben ihm vom Haus ausgegeben bekommen und so ein paar Schlückchen machen dann doch glatt auch die folgende Autogrammstunde, bei der kein Wunsch nach einem gemeinsamen Foto abgelehnt wurde, noch lockerer. Ach ja: Das Album ist gut, klingt fett, groovt ungemein und ist – wie die Jungs, na klar – geil!
Fotos: Detlef Kinsler
6. Mai 2010, 15.00 Uhr
Detlef Kinsler
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