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Transatlantische Kunst im Weltkulturen Museum
"Zwischen Meer und Erde"
Zwei zeitgenössische Künstler, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Einer aus Brasilien, der andere aus Portugal. Und doch haben sie eins gemeinsam: Über den Atlantik hinweg arbeiten sie gegen das Erbe des Kolonialismus an.
Seine Kunst hat etwas Versöhnliches, etwas Heilendes: Bei Ayrson Heráclito geht es um Sklaverei, die Diaspora in Amerika und die afrobrasilianische Kultur und ihrer Verbindung mit Afrika. Natürlich sind seine Arbeiten als postkoloniale Kritik an Sklaverei und Rassismus zu verstehen. Doch statt sich in Verbitterung und Trauer zu erschöpfen, stellen sie den Versuch dar, die Vergangenheit zu überwinden. Der brasilianische Künstler arbeitet in Installationen, Performances, Fotografien und Videoarbeiten. Das Weltkulturen Museum stellt seine Arbeiten nun zusammen mit dem portugiesischen Künstler Rigo 23 in der Ausstellung "Entre Terra e Mar. Zwischen Erde und Meer. Transatlantische Kunst".
Heráclito zeigt sehr eindringliche, symbolbeladene Performances in der Ausstellung. Eine davon, ist die Performance "Transmutação da carne", die auf Einladung Marina Abramovićs 2015 entstand. Darin werden Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft mit den Initialen einstiger Sklavenhalter gebrandmarkt. Doch nicht unmittelbar auf ihrer Haut. Die Performer tragen auf ihrem Oberkörper Trockenfleisch, das sich schützend zwischen Haut und Brenneisen legt. Das Trockenfleisch gilt in Brasilien als günstiges und nahrhaftes Lebensmittel. In einer Art bedeutungsaufgeladener Zeremonie brennt Heraclitó die Initialen der Sklavenhalter auf die Performer. Dieser Moment, in dem sich das Fleisch, also der menschliche Körper in Besitz wandelt, ist den Gesichtern klar abzulesen - eine katharsische Performance.
Rigo 23 kommt von der anderen Seite des Atlantiks. Der portugiesische Künstler versteht sich als politischer Künstler und entwickelt seine Projekte in Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Gruppen wie den Black Panthern, Vertretern des American Indian Movement, der Zapatista-Bewegung in Mexiko oder den Guaraní-Gruppen in Brasilien. So bezieht er in seinen Arbeiten Lebensrealitäten, Vorstellungswelten und politische Forderungen indigener Völker mit ein. Gleichzeitig reflektieren die Arbeiten interkulturelle Beziehungen in einer globalisierten Welt. In seiner raumgreifenden Installation, die direkt im Treppenhaus zu sehen ist, "Teko Mbarate - Kampf um Leben" ist eine Version der Guaraní zu sehen, die ein nukleares Unterseeboot kurzerhand zu einem lebensbejahenden, schöpferischen Symbol umgedeutet haben. Rigo 23, der auf einer portugiesischen Insel groß geworden ist, war sich dem Blick der "Anderen" schon früh bewusst: Als kleiner Junge wurde er von den Kameras etlicher Touristen verewigt.
Die Ausstellung zeigt was für unterschiedliche Formen postkoloniale Kritik in der Kunst annehmen kann. Dass man wütend und aktivistisch mit der Bürde der Geschichte umgehen kann oder aber, dass man sich an der Heilung der Wunden versuchen kann.
>> "Entre Terra e Mar. Zwischen Erde und Meer. Transatlantische Kunst", 12. Oktober 2017 - 26. August 2018, Weltkulturen Museum, Schaumainkai 29-37. Mehr Informationen unter www.weltkulturenmuseum.de.
Heráclito zeigt sehr eindringliche, symbolbeladene Performances in der Ausstellung. Eine davon, ist die Performance "Transmutação da carne", die auf Einladung Marina Abramovićs 2015 entstand. Darin werden Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft mit den Initialen einstiger Sklavenhalter gebrandmarkt. Doch nicht unmittelbar auf ihrer Haut. Die Performer tragen auf ihrem Oberkörper Trockenfleisch, das sich schützend zwischen Haut und Brenneisen legt. Das Trockenfleisch gilt in Brasilien als günstiges und nahrhaftes Lebensmittel. In einer Art bedeutungsaufgeladener Zeremonie brennt Heraclitó die Initialen der Sklavenhalter auf die Performer. Dieser Moment, in dem sich das Fleisch, also der menschliche Körper in Besitz wandelt, ist den Gesichtern klar abzulesen - eine katharsische Performance.
Rigo 23 kommt von der anderen Seite des Atlantiks. Der portugiesische Künstler versteht sich als politischer Künstler und entwickelt seine Projekte in Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Gruppen wie den Black Panthern, Vertretern des American Indian Movement, der Zapatista-Bewegung in Mexiko oder den Guaraní-Gruppen in Brasilien. So bezieht er in seinen Arbeiten Lebensrealitäten, Vorstellungswelten und politische Forderungen indigener Völker mit ein. Gleichzeitig reflektieren die Arbeiten interkulturelle Beziehungen in einer globalisierten Welt. In seiner raumgreifenden Installation, die direkt im Treppenhaus zu sehen ist, "Teko Mbarate - Kampf um Leben" ist eine Version der Guaraní zu sehen, die ein nukleares Unterseeboot kurzerhand zu einem lebensbejahenden, schöpferischen Symbol umgedeutet haben. Rigo 23, der auf einer portugiesischen Insel groß geworden ist, war sich dem Blick der "Anderen" schon früh bewusst: Als kleiner Junge wurde er von den Kameras etlicher Touristen verewigt.
Die Ausstellung zeigt was für unterschiedliche Formen postkoloniale Kritik in der Kunst annehmen kann. Dass man wütend und aktivistisch mit der Bürde der Geschichte umgehen kann oder aber, dass man sich an der Heilung der Wunden versuchen kann.
>> "Entre Terra e Mar. Zwischen Erde und Meer. Transatlantische Kunst", 12. Oktober 2017 - 26. August 2018, Weltkulturen Museum, Schaumainkai 29-37. Mehr Informationen unter www.weltkulturenmuseum.de.
10. Oktober 2017, 10.43 Uhr
Tamara Marszalkowski
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