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Musik zum Osterfest
Zum Heulen schön und mit heilender Wirkung
Ostern ist Bach-Zeit. Auf diese einfache Formel könnten sich zumindest Fans klassischer Musik einigen. Aber Ostern ist auch Thema in Musical, Rock, Pop, R&B und Jazz. Wir haben Ihnen eine Auswahl imposanter Songs zusammengestellt.
Allein fünf Passionen komponierte der große Johann Sebastian Bach, nur zwei davon sind vollständig erhalten. Die „Johannes-Passion“ (aus dem Jahr 1724) und die „Matthäus-Passion“ (1736) berichten vom Leiden und Sterben Jesus Christi, bildhaft wie dramatisch gestaltet. „Bach würde wohl staunen, wenn er erleben könnte, wie beliebt seine Matthäuspassion heute ist“, konnte man schon vor Jahren in der Berliner Morgenpost lesen. „Auch Menschen, die nie zum Sonntagsgottesdienst in die Kirche gehen, wollen zu Ostern die ,Matthäus-Passion‘ erleben.“ Das können sie in Zeiten der Corona-Krise natürlich nicht in feierlich geschmückten Sakralbauten. Da bleiben nur die Stereoanlagen oder die Online-Angebote im Netz. Da lassen sich Aufführungen der Werke finden.
Aber Ostern war nicht nur ein Thema für die Meister des Barocks. 1984 komponierte Jazz-Pianist Oscar Peterson seine neunsätzige „Easter Suite“. Im Trio aufgenommen fehlt seiner Interpretation alles Monumentale, ist dadurch nicht minder faszinierend. Im Gegenteil. Mit viel Swing- und Blues-Appeal widmet sich der Kanadier Abendmahl und Auferstehung. Unter dem Dirigat von Quincy Jones trauten sich 1992 Soulstars wie Stevie Wonder, Patti Austin und Take 6 an eine poppige Annäherung an Georg Friedrich Händels „Messiah“. Für Jethro Tulls „A Passion Play“ (1973) nutzte Sänger, Flötist und Songschreiber Ian Anderson biblische Bezüge, stellt aber nicht den Sohn Gottes in den Mittelpunkt der Erzählung, sondern einen gewissen Ronnie Pilgrim, der – just verstorben – als Geist seiner eigenen Beerdigung beiwohnt. Zu viel Satire für den Zeitgeschmack. Es hagelte Kritik. Heute zählt „A Passion Play“ zu den „100 Greatest Prog Albums of all Time“.
Ein absoluter Klassiker ist das von Irving Berlin komponierte „Easter Parade“ aus dem gleichnamigen, erfolgreichen Filmmusical von 1948. Da schmachtet die äußerst charmante Judy Garland Tanzpartner Fred Astaire an. Zum Happy End zwischen dem Star und dem Tanznachwuchs kommt es beim Osterspaziergang. „Jesus died for somebody's sins but not mine“ sang Patti Smith (Foto) auf ihrer CD „Horses“, auf „Easter“ drei Jahre später überraschte sie 1978 mit religiösen Anspielungen. Im Rockmagazin Creem hieß es zum Titelsong, der sei voller christlicher Obsessionen, insbesondere Tod und Wiederauferstehung sind Thema. Vom Dorn, dem Schleier und einem Gesicht der Gnade singt sie. Und vom Botschafter der Träume und dem Prinz des Friedens. Die Musik des Nordiren Van Morrison hat nicht selten einen Gospel-Touch und pastoralen Charakter. In „And The Healing Has Begun“ von 1979 feiert „Van the Man“ auch seine eigene Wiederauferstehung und beschwört die heilende Kraft der Musik. „Wenn du nach diesen Songs und diesem Album fragst, dann geht es darum, zum wahren Zentrum in dir zurückzukehren“, kommentierte der Sänger.
Für das Storytelling auf seinem Album „No Better Than This" (2010) heimste John Mellencamp beste Kritiken ein und prompt in eine Reihe mit Johnny Cash und Bob Dylan gestellt. „Easter Eve“ erzählt in vierzehn Versen die Geschichte von einem jungen Mann, der am Tag der Feier der Auferstehung Christi mit seinem Vater in einem Café mit Gewalt konfrontiert wird und sich wehrt. Mit „Easter Parade“ ist den Schotten von The Blue Nile 1984 eine besonders elegische und zum Heulen schöne Piano-Ballade über die Suche nach großen Gefühlen in all der Leere gelungen. Das berührte auch Peter Gabriel und Rickie Lee Jones, die den Song später im Duett mit Blue Nile-Sänger Paul Buchanan neu interpretierten. 1976 gegründet, gehört der Longplayer „Apple Venus Volume 1“ von 1999 eher zum Spätwerk der psychedelischen Briten von XTC. Mit dem subtil orchestrierten Pop sei ihnen eine Art Exorzismus gelungen, erklärte Bandleader Andy Partridge. Denn man habe sich endlich an den großen Vorbildern Lennon/McCartney, Burt Bacharach und Brian Wilson abgearbeitet. In seinem Stück „Cannon“ zitiert das Duo The White Stripes einen traditionellen Gospel Blues Song. „John The Revelator“ wurde schon 1930 von Blind Willie Johnson aufgenommen und soll sich auf die Offenbarung des Johannes beziehen. So gar nicht „heilig“ ist das Bild, das Joan Wasser alias Joan As Police Woman in ihrem Lied „Valid Jagger" (Jagger stehe für einen ikonisch maskulinen Mann, deutete sie an), dem sie „bigger than the Easter bunny on Easter day“ begegnen wolle. Wycliff Jean (The Fugees) holte sich R&B-Queen Patti LaBelle, um mit ihr 2003 „Celebrate“ einzuspielen und sie die Zeilen „Dressing up for church on Easter Sunday“ singen zu lassen. Auch Kula Shaker, die von indischer Musik inspirierten Brit-Rocker laden in „Smart Dogs“ (1996) zur Party ein. Ihr Tipp: „Spending easter with your mother darling, it's a freaky roller coaster ride.”
Aber Ostern war nicht nur ein Thema für die Meister des Barocks. 1984 komponierte Jazz-Pianist Oscar Peterson seine neunsätzige „Easter Suite“. Im Trio aufgenommen fehlt seiner Interpretation alles Monumentale, ist dadurch nicht minder faszinierend. Im Gegenteil. Mit viel Swing- und Blues-Appeal widmet sich der Kanadier Abendmahl und Auferstehung. Unter dem Dirigat von Quincy Jones trauten sich 1992 Soulstars wie Stevie Wonder, Patti Austin und Take 6 an eine poppige Annäherung an Georg Friedrich Händels „Messiah“. Für Jethro Tulls „A Passion Play“ (1973) nutzte Sänger, Flötist und Songschreiber Ian Anderson biblische Bezüge, stellt aber nicht den Sohn Gottes in den Mittelpunkt der Erzählung, sondern einen gewissen Ronnie Pilgrim, der – just verstorben – als Geist seiner eigenen Beerdigung beiwohnt. Zu viel Satire für den Zeitgeschmack. Es hagelte Kritik. Heute zählt „A Passion Play“ zu den „100 Greatest Prog Albums of all Time“.
Ein absoluter Klassiker ist das von Irving Berlin komponierte „Easter Parade“ aus dem gleichnamigen, erfolgreichen Filmmusical von 1948. Da schmachtet die äußerst charmante Judy Garland Tanzpartner Fred Astaire an. Zum Happy End zwischen dem Star und dem Tanznachwuchs kommt es beim Osterspaziergang. „Jesus died for somebody's sins but not mine“ sang Patti Smith (Foto) auf ihrer CD „Horses“, auf „Easter“ drei Jahre später überraschte sie 1978 mit religiösen Anspielungen. Im Rockmagazin Creem hieß es zum Titelsong, der sei voller christlicher Obsessionen, insbesondere Tod und Wiederauferstehung sind Thema. Vom Dorn, dem Schleier und einem Gesicht der Gnade singt sie. Und vom Botschafter der Träume und dem Prinz des Friedens. Die Musik des Nordiren Van Morrison hat nicht selten einen Gospel-Touch und pastoralen Charakter. In „And The Healing Has Begun“ von 1979 feiert „Van the Man“ auch seine eigene Wiederauferstehung und beschwört die heilende Kraft der Musik. „Wenn du nach diesen Songs und diesem Album fragst, dann geht es darum, zum wahren Zentrum in dir zurückzukehren“, kommentierte der Sänger.
Für das Storytelling auf seinem Album „No Better Than This" (2010) heimste John Mellencamp beste Kritiken ein und prompt in eine Reihe mit Johnny Cash und Bob Dylan gestellt. „Easter Eve“ erzählt in vierzehn Versen die Geschichte von einem jungen Mann, der am Tag der Feier der Auferstehung Christi mit seinem Vater in einem Café mit Gewalt konfrontiert wird und sich wehrt. Mit „Easter Parade“ ist den Schotten von The Blue Nile 1984 eine besonders elegische und zum Heulen schöne Piano-Ballade über die Suche nach großen Gefühlen in all der Leere gelungen. Das berührte auch Peter Gabriel und Rickie Lee Jones, die den Song später im Duett mit Blue Nile-Sänger Paul Buchanan neu interpretierten. 1976 gegründet, gehört der Longplayer „Apple Venus Volume 1“ von 1999 eher zum Spätwerk der psychedelischen Briten von XTC. Mit dem subtil orchestrierten Pop sei ihnen eine Art Exorzismus gelungen, erklärte Bandleader Andy Partridge. Denn man habe sich endlich an den großen Vorbildern Lennon/McCartney, Burt Bacharach und Brian Wilson abgearbeitet. In seinem Stück „Cannon“ zitiert das Duo The White Stripes einen traditionellen Gospel Blues Song. „John The Revelator“ wurde schon 1930 von Blind Willie Johnson aufgenommen und soll sich auf die Offenbarung des Johannes beziehen. So gar nicht „heilig“ ist das Bild, das Joan Wasser alias Joan As Police Woman in ihrem Lied „Valid Jagger" (Jagger stehe für einen ikonisch maskulinen Mann, deutete sie an), dem sie „bigger than the Easter bunny on Easter day“ begegnen wolle. Wycliff Jean (The Fugees) holte sich R&B-Queen Patti LaBelle, um mit ihr 2003 „Celebrate“ einzuspielen und sie die Zeilen „Dressing up for church on Easter Sunday“ singen zu lassen. Auch Kula Shaker, die von indischer Musik inspirierten Brit-Rocker laden in „Smart Dogs“ (1996) zur Party ein. Ihr Tipp: „Spending easter with your mother darling, it's a freaky roller coaster ride.”
9. April 2020, 12.31 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
Kinsler >>
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15. November 2024
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