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Gut Ding will Weile haben
Batschkapp-Umzug schreitet voran
Noch ist die Batschkapp allen Unkenrufen zum Trotz in Eschersheim. Doch nun wurde der Pachtvertrag für Seckbach unterschrieben und der Bauantrag für die Gwinnerstraße eingereicht. Der Umzugstermin ist noch offen.
Ein Jahr ist es her, da rauschte es gewaltig im Blätterwald. Liegenschafts-Amtsleiter Alfred Gangel hatte, sicher um die Stimmung in der Stadt zu sondieren, laut nachgedacht und damit sogar Batschkapp-Chef Ralf Scheffler überrascht. Mitten im Sommerloch titelten die Tageszeitungen „Batschkapp plant Umzug“, „Batschkapp nach Seckbach“, „Batschkapp sucht eine neue Bleibe“. Bis dahin hatte man nur gemeinsam das Gelände und die in Frage kommende Halle in Augenschein genommen und die Möglichkeit eines Umzugs in Betracht gezogen. Das genügte, dass die Club- und Konzertgänger glaubten, schon Anfang 2012 in die neue Location pilgern zu müssen. Aber gut Ding will Weile haben. Auch wenn zwischendurch immer mal wieder Headlines wie „Die Batschkapp wird geschlossen“ im Frühjahr die Diskussion neu entfachten, gibt es tatsächlich erst jetzt, genau ein Jahr später, Neues zu vermelden. Gerade wurde der Pachtvertrag für die Gwinnerstraße unterschreiben und vergangenen Freitag das Bauamt aufgesucht. „Bewaffnet mit vier dicken Ordnern“ (Scheffler) wurde der Bauantrag eingereicht.
Warum das so lange gedauert hat? Vor dem Kauf des Geländes durch die Stadt musste das Ansinnen durch die Instanzen. Im Dezember schließlich war es so weit. Danach führte das Batschkapp-Team Gespräche mit den zuständigen Ämtern, beauftragte einen Architekten und musste Gutachten für Brandschutz, Lärmschutz etc. erstellen lassen. Auch das braucht seine Zeit, genauso wie die aktuelle Prüfung der Unterlagen vor der endgültigen Erteilung der Bauerlaubnis. Denn erst dann kann die Fünfzigerjahre-Industriehalle konzertkompatible umgebaut werden, um endlich den Traum Schefflers nach einem Club mit einer Kapazität für bis zu 1500 Besuchern erfüllen zu können. Denn seit Schließung der Music-Hall und des Volksbildungsheimes fehlt es genau an dieser Kapazität in Frankfurt, für die ansonsten immer in die Hugenottenhalle in Neu-Isenburg oder ins Capitol nach Offenbach ausgewichen werden muss.
Denn wenn auch die Miete in diesen Häusern erschwinglich ist, so ist eine solche Außer-Haus-Produktion für Clubs wie die Batschkapp teuer. Fremdes Personal, fremde Security, fremde Gastronomie schlagen sich in der Kalkulation nieder. Da kann man als Veranstalter oft selbst bei ausverkauften Konzerten wenig bis nichts verdienen, zumal – was ja unterstützenswert ist – auch bekannte Künstler wie die junge deutschsprachige Sänger/Songschreiber-Szene um Philipp Poisel & Co. gerne für vergleichsweise bezahlbare Ticketpreise plädieren.
„Mir ist es immer wieder passiert, dass ich Konzerte ablehnen oder sagen musste, Leute, das geht so nicht, Alles was 20 Euro Eintritt kosten soll, kannst du in den fremden Hallen vergessen. Unter 25 Euro machst du da keinen Stich, da kannst du sparen an allen Ecken und Ende“, beschreibt Scheffler das Dilemma. „In den eigenen vier Wänden kann man das im Zweifelsfall mit der Gastronomie ausgleichen. Da kommt dann auch wieder das Thema Disco ins Spiel. Diese Querfinanzierung, die ermöglicht dir dann Konzerte, die du in einer fremden Hallen nicht machen kannst.“
Doch genau hier spielen die aktuell diskutierten und kritisierten neuen GEMA-Tarife mit hinein. Da hat Scheffler allerdings noch Hoffnung, dass die Politik nach heftigen Protesten der Szene eingreift. Von zum Teil sechsfach höheren Beiträgen ist die Rede. „Das habe ich noch gar nicht ausgerechnet, was das kostet im neuen Laden. Ich will es auch gar nicht wissen“, sagt Scheffler und fügt hinzu: „Wenn zum Beispiel die Feuerwehr das Projekt verhindert würde, dann sicherlich – auch wenn es ärgerlich wäre – aus nachvollziehbaren Gründen. Aber wenn eine Institution wie die GEMA massiv Einfluss nehmen kann auf deine unternehmerischen Entscheidungen, das kann doch überhaupt nicht sein.“
Nun werden nicht alle Konzerte, die dann in der neuen Batschkapp stattfinden sollen, die volle Kapazität der großen Halle brauchen. Denn zwischen der Größe der Innenstadt-Dependance Nachtleben für kleinere Bands und Aufbauthemen und dem neuen Domizil klafft dann eine Riesenlücke, entsprechend gilt es, den neuen Raum, jetzt schon liebevoll im Hausjargon „Schuhkarton mit Empore“ genannt, flexibel zu gestalten. Von „drei Größenordnungen“ spricht Scheffler. Die Komplettauslastung des Raumes, „unten und oben voll“, mit geschossener Empore und mit einer Art Raumteiler auf Höhe des Balkons. Auch dann ist die neue „Kapp“ noch größer als die alte, aber auch bei nicht ausverkauften Konzerten sollen Publikum und Künstler nicht das Gefühl eines unwirtlichen Raumes bekommen.
Was die neue Adresse betrifft, irgendwo im Nirgendwo zwischen Seckbach (wozu die Gwinnerstraße offiziell gehört), Enkheim, Fechenheim und dem Riederwald, so hat Scheffler keine Bedenken, dass diese vom Publikum nicht angenommen werden könnte. „Bei Konzerten ist das egal, da fahren die Leute nach Neu-Isenburg, Offenbach, Wiesbaden – da werden sie ja noch in den Riederwald kommen können. Da sehe ich keine Probleme.“ Zumal auch die Anbindung mit den Öffentlichen gegeben ist. Zwölf Minuten fährt die U7 Richtung Enkheim ab Hauptwache, letzte Rückfahrt 0:51 Uhr. Aber da gibt es auch noch den Nachtbus Ecke Borsigallee. „Da ist direkt die Haltestelle – da läufst du 200 Meter und bist direkt am Club“, sagt der Chef. „Verkehrstechnisch ist es gefühlt sogar näher zur Innenstadt als Eschersheim.“ Und – anders als andere Clubs, die aus der Innenstadt in die Außenbezirke zogen – war die Batschkapp schließlich schon immer an der Peripherie. Statt im Norden ist man eben dann im Osten – eine 90-Grad-Drehung auf dem Stadtplan. „Was die Tanzveranstaltungen betrifft, da glaube ich sogar, da können wir dann das ganze ,Hinterland’ ansprechen.“ Die A66 mündet am Hessen Center in die Borsigallee. „Da muss man nicht mehr quer durch die Stadt fahren, da kann ich mir vorstellen, dass man da ein neues Publikum erschließt.“ Zumal es an Parkplätzen nicht mangeln wird. Aber erst einmal muss die Baugenehmigung erteilt werden. Eine Deadline in Escherheim gibt es nicht, die alte „Kapp“ kann so lange wie nötig weiter bespielt werden. Wie schnell das neue Haus dann steht, vermag im Moment niemand zu sagen. Scheffler hofft auf Ende 2012. „Wenn man sieht, wie schnell heute Häuser hochgezogen werden, das geht ja ratzfatz.“
Warum das so lange gedauert hat? Vor dem Kauf des Geländes durch die Stadt musste das Ansinnen durch die Instanzen. Im Dezember schließlich war es so weit. Danach führte das Batschkapp-Team Gespräche mit den zuständigen Ämtern, beauftragte einen Architekten und musste Gutachten für Brandschutz, Lärmschutz etc. erstellen lassen. Auch das braucht seine Zeit, genauso wie die aktuelle Prüfung der Unterlagen vor der endgültigen Erteilung der Bauerlaubnis. Denn erst dann kann die Fünfzigerjahre-Industriehalle konzertkompatible umgebaut werden, um endlich den Traum Schefflers nach einem Club mit einer Kapazität für bis zu 1500 Besuchern erfüllen zu können. Denn seit Schließung der Music-Hall und des Volksbildungsheimes fehlt es genau an dieser Kapazität in Frankfurt, für die ansonsten immer in die Hugenottenhalle in Neu-Isenburg oder ins Capitol nach Offenbach ausgewichen werden muss.
Denn wenn auch die Miete in diesen Häusern erschwinglich ist, so ist eine solche Außer-Haus-Produktion für Clubs wie die Batschkapp teuer. Fremdes Personal, fremde Security, fremde Gastronomie schlagen sich in der Kalkulation nieder. Da kann man als Veranstalter oft selbst bei ausverkauften Konzerten wenig bis nichts verdienen, zumal – was ja unterstützenswert ist – auch bekannte Künstler wie die junge deutschsprachige Sänger/Songschreiber-Szene um Philipp Poisel & Co. gerne für vergleichsweise bezahlbare Ticketpreise plädieren.
„Mir ist es immer wieder passiert, dass ich Konzerte ablehnen oder sagen musste, Leute, das geht so nicht, Alles was 20 Euro Eintritt kosten soll, kannst du in den fremden Hallen vergessen. Unter 25 Euro machst du da keinen Stich, da kannst du sparen an allen Ecken und Ende“, beschreibt Scheffler das Dilemma. „In den eigenen vier Wänden kann man das im Zweifelsfall mit der Gastronomie ausgleichen. Da kommt dann auch wieder das Thema Disco ins Spiel. Diese Querfinanzierung, die ermöglicht dir dann Konzerte, die du in einer fremden Hallen nicht machen kannst.“
Doch genau hier spielen die aktuell diskutierten und kritisierten neuen GEMA-Tarife mit hinein. Da hat Scheffler allerdings noch Hoffnung, dass die Politik nach heftigen Protesten der Szene eingreift. Von zum Teil sechsfach höheren Beiträgen ist die Rede. „Das habe ich noch gar nicht ausgerechnet, was das kostet im neuen Laden. Ich will es auch gar nicht wissen“, sagt Scheffler und fügt hinzu: „Wenn zum Beispiel die Feuerwehr das Projekt verhindert würde, dann sicherlich – auch wenn es ärgerlich wäre – aus nachvollziehbaren Gründen. Aber wenn eine Institution wie die GEMA massiv Einfluss nehmen kann auf deine unternehmerischen Entscheidungen, das kann doch überhaupt nicht sein.“
Nun werden nicht alle Konzerte, die dann in der neuen Batschkapp stattfinden sollen, die volle Kapazität der großen Halle brauchen. Denn zwischen der Größe der Innenstadt-Dependance Nachtleben für kleinere Bands und Aufbauthemen und dem neuen Domizil klafft dann eine Riesenlücke, entsprechend gilt es, den neuen Raum, jetzt schon liebevoll im Hausjargon „Schuhkarton mit Empore“ genannt, flexibel zu gestalten. Von „drei Größenordnungen“ spricht Scheffler. Die Komplettauslastung des Raumes, „unten und oben voll“, mit geschossener Empore und mit einer Art Raumteiler auf Höhe des Balkons. Auch dann ist die neue „Kapp“ noch größer als die alte, aber auch bei nicht ausverkauften Konzerten sollen Publikum und Künstler nicht das Gefühl eines unwirtlichen Raumes bekommen.
Was die neue Adresse betrifft, irgendwo im Nirgendwo zwischen Seckbach (wozu die Gwinnerstraße offiziell gehört), Enkheim, Fechenheim und dem Riederwald, so hat Scheffler keine Bedenken, dass diese vom Publikum nicht angenommen werden könnte. „Bei Konzerten ist das egal, da fahren die Leute nach Neu-Isenburg, Offenbach, Wiesbaden – da werden sie ja noch in den Riederwald kommen können. Da sehe ich keine Probleme.“ Zumal auch die Anbindung mit den Öffentlichen gegeben ist. Zwölf Minuten fährt die U7 Richtung Enkheim ab Hauptwache, letzte Rückfahrt 0:51 Uhr. Aber da gibt es auch noch den Nachtbus Ecke Borsigallee. „Da ist direkt die Haltestelle – da läufst du 200 Meter und bist direkt am Club“, sagt der Chef. „Verkehrstechnisch ist es gefühlt sogar näher zur Innenstadt als Eschersheim.“ Und – anders als andere Clubs, die aus der Innenstadt in die Außenbezirke zogen – war die Batschkapp schließlich schon immer an der Peripherie. Statt im Norden ist man eben dann im Osten – eine 90-Grad-Drehung auf dem Stadtplan. „Was die Tanzveranstaltungen betrifft, da glaube ich sogar, da können wir dann das ganze ,Hinterland’ ansprechen.“ Die A66 mündet am Hessen Center in die Borsigallee. „Da muss man nicht mehr quer durch die Stadt fahren, da kann ich mir vorstellen, dass man da ein neues Publikum erschließt.“ Zumal es an Parkplätzen nicht mangeln wird. Aber erst einmal muss die Baugenehmigung erteilt werden. Eine Deadline in Escherheim gibt es nicht, die alte „Kapp“ kann so lange wie nötig weiter bespielt werden. Wie schnell das neue Haus dann steht, vermag im Moment niemand zu sagen. Scheffler hofft auf Ende 2012. „Wenn man sieht, wie schnell heute Häuser hochgezogen werden, das geht ja ratzfatz.“
15. August 2012, 11.01 Uhr
Detlef Kinsler
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