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Grace Jones: Absolut authentisch
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Gerade fragte sich das Publikum in der nicht ausverkauften Jahrhunderthalle (die Tickets waren schon schweineteuer) noch, wie denn die Gruppe Trybez (ein Santa Esmeralda-Milli Vanilli-Loona-Verschnitt, eher alt- und hausbacken) in den Genuss des Vorprogramms von Grace Jones gekommen sei, prompt beantwortete der Sänger mit den Dreadlocks die brennende Frage und bedankte sich brav bei seiner Mama, dem „Hurricane“, der schon hinter der Bühne warte, für die Chance hier aufzutreten. Doch der Nachwuchs war schnell vergessen, als Grace Jones mit viel Theaterdonner nach einer Pause ihre Selbstinszenierung begann – hinter einem Vorhang und auf einer Hebebühne hoch über den Musikern zeigte sie ihre markante Silhouette, Beine bis in den Himmel, fast kahler Schädel: „Nighclubbing“ hieß die Devise.
Massive Bässe fuhren dem teils doch schon gesetzteren Publikum (selbst ein Sven Väth sieht bald aus wie Max Raabe) in die Magengrube, Gitarre und Synthesizer lieferten schrille, scharfe Sound am anderen Spektrum der Frequenzskala und Grace’ tiefe, diabolische Stimme tat ein übriges, um auf den Abend einzustimmen. Leiser als beim parallel stattfindenden Konzert von ACDC ein paar Kilometer stadteinwärts würde es hier ganz sicher nicht werden. Aber auch gut? Comebacks haben oft ihre eigene Gesetzmäßigkeit. Nach 20 Jahren ein neues Album, als androgyne Stilikone mit 60 noch mal auf Tour gehen, sich öffentlich und so nah zeigen – das hätte auch in die Hose gehen können.
Aber Grace Jones, noch immer so sehnig und geschmeidig, wie wir sie aus den regelmäßigen Wiederholungen des James-Bond-Films „Im Angesicht des Todes“ kennen, ist nach wie vor eine Augenweide, was sie auch
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Die musikalischen Kontraste wurden scharf und dramaturgisch wohl gewählt gesetzt im Mix aus Songs vom aktuellen Album und alten, frenetisch bejubelten Hits. Police’ „Demolition Man“ mit fast destruktiver Gewalt folgte der bereits erwähnte „Libertango“, Pariser Flair in „La Vie En Rose“ kontrastierte sie mit New Yorker Disco-Funk à la „Bumper“. Bryan Ferrys „Love Is The Drug“ nahm sie jegliche Schnulzenkomponente und machte es zum Electropunk. Gefolgt von „Slave To The Rhythm“ und Jones’ Kampf mit der Riesenwindmaschine in „Hurricane“. Dass sie Fans aus dem Publikum zum Tanzen auf die Bühne holte, dann bei vollem Saallicht noch mal raus kam, um sich auf deutsch mehr als herzlich zu bedanken, zeigte, dass Grace keine reine Kunstfigur ist, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Und die Frau ist ein Ereignis.
Detlef Kinsler
26. März 2009, 17.00 Uhr
Detlef Kinsler
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