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Bis die Scheiße aufhört
Nachdem das Studierendenparlament vergangene Woche einstimmig zum Protest gegen den „Hochschulpakt 2011-2015“ aufgerufen hatte, folgte auf dem IG-Farben Campus die entsprechende Vollversammlung.
Eine „Vollversammlung“ im wahrsten Sinne des Wortes wurde es leider nicht. Eingängige Rockmusik aus den Boxen der provisorisch aufgebauten Bühne und der strahlende Sonnenschein ließen einen Hauch von Sommerfest aufkommen, aber der Anlass war schließlich ein weitaus ernsterer.
Auf diversen Bannern und Plakaten machten die Gegner des Hochschulpakts klar, was sie von den geplanten Einsparungen und der Bildungspolitik der Landesregierung halten. „Reiche Eltern für alle!“, „Keine Mauer, keine Schranke, Elite ist nur ein kranker Gedanke!“ um einige zu nennen. Man gab sich also betont kämpferisch.
Mit einer minimalen Verspätung von einer guten Stunde ergriff dann auch schon die erste Rednerin das Wort. Es sei das Ziel, eine gemeinsame Resolution aller hessischen Universitäten zu verabschieden und sich gegen die geplanten Einsparungen auszusprechen. Die ohnehin schon „katastrophalen Zustände“ und heillos überlaufenen Seminarräume, in denen schon mal 70 Leute mehr als gedacht „Platz nehmen“ müssen, würden durch Kürzungen im Bildungssektor nur noch verschlechtert. Über welche Summen reden wir eigentlich, wenn wir von Kürzungen reden? Es geht um 79 Millionen Euro für Universitäten und Schulen. Jährlich!
Oliver Brüchert von der Bildungsgewerkschaft GEW brachte es auf den Punkt: „Wieder soll man da sparen, wo es am meisten weh tut.“ Der steigende Leistungsdruck kommt noch erschwerend zu den Einsparungen hinzu. Die Universitäten bekommen weniger Geld, sollen aber gleichzeitig mehr leisten? Sorry, aber das klingt irgendwie bescheuert und unmöglich, liebe Landesregierung.
Jan, der aus Marburg kam und von der Landeskonferenz der AStA-Teams berichtete, nahm bei seiner Rede kein Blatt vor den Mund. „Durch den Hochschulpakt fehlen Frankfurt 8 Millionen Euro im Jahr – allein um die beschissene Situation, die wir gerade haben, aufrechtzuerhalten!“ Wie recht er doch hat. Alex von der AStA formulierte weniger drastisch, der Gedanke wird trotzdem transportiert: „Wir haben es hier mit einem weiteren Akt der Zerstörung von dem, was man einst Bildung nannte, zu tun.“
Zum Ende hin - die geröteten Körperpartien häuften sich angesichts der knallenden Sonne langsam - wurde die Resolution der Landeskonferenz der AStA-Teams verlesen und darüber abgestimmt. Na, wie ist das wohl ausgegangen? Richtig. Einstimmig für die Verabschiedung der Resolution. Auch ich, obwohl kein Student an der Uni Frankfurt, habe brav meine Hand gehoben und applaudiert. War ja für den guten Zweck.
Geschlossen wurde mit den nüchternen Worten: „Wir hören erst mit der Scheiße auf, wenn der Scheiß’ aufhört!“ Hoffentlich bald, kann ich nur sagen.
Text und Fotos: Jonas Jung
28. April 2010, 17.04 Uhr
Redaktion
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