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B3 Biennale

Die Suche nach Realität

Neben der Buchmesse eröffnet heute Abend auch die B3 Biennale des bewegten Bildes. In einer Kooperation mit „The Arts+“ synchronisiert das Festival seine Programmgestaltung im Rahmen der Buchmesse und setzt sich vor allem mit der Frage nach Realität auseinander.
Es ist wieder Buchmesse-Zeit und in Frankfurt dreht sich alles um Literatur. Doch in diesem Jahr bietet der Start der Messe auch ein kleines Highlight für Kunstliebhaberinnen und -liebhaber: Zum ersten Mal arbeiten „The Arts+“ und die B3 Biennale des bewegten Bildes zusammen, Teile des Programms finden auf der Buchmesse statt. So ist unter anderem das Herzstück, die Leitausstellung, der B3 Biennale inmitten des „The Arts+“-Areals in Halle 4.1 auf der Messe zu sehen. Ein Highlight der Ausstellung, die seit 2013 Ist-Zustand und die Zukunft der Bewegtbildbranche dokumentiert, ist die begehbare Großinstallation der New Yorker Künstlervereinigung „3-Legged Dog”.

Unter dem Motto „Frauenpower“ steht die feministische Künstlerin und Bloggerin Lena Chen im Fokus. Chen, eines der ersten Opfer des sogenannten Revenge Porns, arbeitet als Aktmodell, Spoken-Word-Artistin und Performerin und versucht auf diese Weise, selbstbestimmt und offensiv die Hoheit über ihren Körper und ihre Identität zurückzugewinnen. Ihre Arbeit „Expose her“ beschreibt eindrücklich diesen schmerzhaften Prozess als Kampf gegen Dissoziation und Psychose, da sich die Grenzen zwischen Kunst und Fiktion auflösen. Dieses Werk stellt die Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen, Künstler und Muse, Voyeur und Exhibitionist, Täter und Opfer in Frage.

Die Videoinstallation „Five Meditations on Death“ setzt sich mit dem Thema Tod auseinander, denn getreu dem Motto des diesjährigen Programms „What’s real?“, ist nichts realer als der Tod. Die 5-Kanal-Film-Installation ist eine künstlerische und sehr persönliche Auseinandersetzung der deutschen Filmemacherin Nico Weber mit dem Thema Tod, als poetische Erzählung in fünf Kapiteln montiert und komponiert, verstörend und gleichzeitig zärtlich.

Das Thema Künstliche Intelligenz interessiert immer mehr Menschen. Auch der chinesische Künstler Fei Jun hat sich damit auseinandergesetzt. Er stellt seine interaktive Installation „Interesting World“ vor. Sie basiert auf einem von Fei und einer Gruppe von Ingenieuren entwickelten, KI-gesteuerten Kategorisierungssystem, das Informationen aus Google Maps verwendet. Die KI nimmt die Emotionen und die Gesichter der Zuschauenden auf, um daraus Elemente ihrer Identität abzuleiten.

Im „B3 VR Park“ bekommen VR-Filme und Installationen eine Bühne: In den 25 vorgestellten Werken, zumeist Welt-, Europa- sowie Deutschlandpremieren, treffen Narration und Emotion, Illusion und Simulation in diesem Medium auf besondere Weise aufeinander und fordern unser Verständnis von Realität digital heraus. Der französisch-argentinische VR-Film „Gloomy Eyes“ setzt sich mit den Themen Ausgrenzung und Rassismus auseinander: Als die Sonne der Menschen überdrüssig wurde, beschloss sie, sich zu verstecken und nie wieder aufzugehen. Die Dunkelheit erweckte die Toten aus ihren Gräbern. Ein Zombie namens Gloomy und ein sterbliches Mädchen namens Nena verlieben sich und erleben eine tiefe Verbindung. Als Erzähler der Geschichte fungiert Hollywood-Schauspieler Colin Farell. Der VR-Film „4 Feet“ behandelt das Thema Sexualität und Behinderung: Juana, ein 18-jähriges Mädchen im Rollstuhl, möchte unbedingt ihre Sexualität erforschen. Sie hat ein Blind Date mit einem Jungen, den sie in den sozialen Medien gefunden hat und dem sie nichts von ihrer Behinderung sagt.

Das Festival bietet zudem auch ein breites Filmprogramm: Alle Werke setzen sich auf unterschiedlichste Weise mit dem Fokus „Realities“ auseinander. Insgesamt stellen sich 25 Spiel- und Kurzfilme sowie ausgesuchte TV-Serien dem Urteil von Besucherinnen und Besuchern sowie Wettbewerbs-Jury, darunter befinden sich auch fünf Deutschlandpremieren. Eine dieser Premieren ist der Film „The Wall of Mexico“, der eine Parabel auf den geplanten Mauerbauer zwischen den USA und Mexiko darstellt: Die politische Komödie spielt in einer amerikanischen Kleinstadt, in der die einzige mexikanische Familie ebenfalls die reichste der Stadt ist. Um die Stadtbürgerinnen und -bürger davon abzuhalten, Wasser aus ihrem Brunnen zu stehlen, will die Familie eine große Mauer um ihre Farm bauen.

Weitere Film-Höhepunkte sind „God of the Piano“, der von einer Musikerin, ihrer musikalisch versierten Familie und ihrem neugeborenen Sohn, der taub auf die Welt gekommen ist, handelt. In „Adam“ wird das Thema Sehnsucht nach Liebe eines Jungen und seiner Erfahrung in der LGBTQ-Szene thematisiert. „My little One“ zeigt eine ungewöhnliche Zusammenkunft ehemaliger Geliebten.

Die B3 Biennale des bewegten Bildes findet seit 2013 alle zwei Jahre statt. Sie bestimmt den genre- und länderübergreifenden Diskurs über Trends und Entwicklungen des bewegten Bildes in den Themenfeldern Kunst, Kino, TV, Games, Design, Kommunikation und Immersion. Veranstalter ist die Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG).

>> B3 Biennale des bewegten Bildes, 15.10.-20.10., weitere Infos unter: www.b3biennale.de
 
Fotogalerie:
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15. Oktober 2019, 12.37 Uhr
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