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And This is Us
Seismographen ihrer Zeit
Der Frankfurter Kunstverein zeigt die Arbeiten von elf Künstlerinnen und Künstlern. Sie stehen für die Vielfalt aktueller Kunstproduktionen der Stadt.
In den vergangenen Wochen glich der Frankfurter Kunstverein einem Atelierhaus: Es wurde gehämmert, gemalt – viele Arbeiten sind hier am Römerberg entstanden und gerade rechtzeitig zur Eröffnung fertig geworden. Zum vierten Mal stellt Direktorin Franziska Nori die Räumlichkeiten jungen Kunstschaffenden zur Verfügung, für alle ist es die erste Ausstellung außerhalb ihrer Kunsthochschule. In der Ausstellung „And This is Us – Junge Kunst aus Frankfurt“ sind Werke zu sehen, die für den Ort und die Ausstellung gefertigt wurden. Die Künstlerinnen und Künstler kommen von der Städelschule in Frankfurt und der Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG).
Was beschäftigt junge Kunstschaffende? Wie wirken die Jahre der Pandemie und der Krieg in Europa auf ihr Schaffen ein? „Ihr Blick auf die Zukunft ist nicht optimistisch, sondern eher melancholisch“, sagt Franziska Nori. Nicht ein übergeordnetes Thema stehe in der Ausstellung im Vordergrund, vielmehr werden die Künstlerinnen und Künstler bei der Umsetzung ihrer eigenen Themen begleitet. Junge Kunstschaffende, so Nori, waren schon immer Seismographen ihrer Zeit.
Gleich im Treppenhaus sind Sonja Rychkovas Arbeiten zu sehen. Es sind großformatige monochrome Malereien, die junge Menschen darstellen: Zwei Männer in Rückenansicht, entspannt auf dem Boden sitzend. Ihre Ellenbogen berühren sich. Es ist ein Moment voller Nähe und Vertrautheit. „Ich möchte in meinen Bildern meine Generation und ihr Umfeld festhalten und suche dabei einen kraftvollen Moment“, sagt Rychkova. Sie studiert seit 2020 Malerei an der HfG. Die Künstlerin konzentriert sich auf die Körperlichkeit, im Gegensatz zur klassischen Portraitmalerei fehlen auf ihren Bildern erkennbare Gesichter.
Meret Kern studiert ebenfalls an der HfG. Sie zeigt 24 Zeichnungen – Kohle und Gouache. Entstanden sind rund 300, Nori und Kern haben für die Ausstellung eine Auswahl getroffen. Bei den Kohlezeichnungen ist die Linie das wesentliche Element. Diese verwischt Meret Kern punktuell und erzeugt damit Plastizität. Die abgebildeten Gesichter zeigen Emotionen. Die Künstlerin sucht die Essenz des Ausdrucks. Melancholisch und still blicken uns ihre Wesen an, es gibt keine dargestellte Umgebung, nichts, wo man sie verorten könnte. Jedes Wesen steht für sich allein.
Im Untergeschoss umfängt uns blaues Licht. Eine weibliche Stimme aus dem Off beschreibt, wie die Astronautin Elie in einem Raumschiff vom La Place du 30 Juin, dem zentralen Platz in Kinshasa, startet und sich in Richtung des Mondes Europa bewegt. Dort angekommen, versucht Elie Leben zu pflanzen. Rashiya Elanga ist Filmemacherin und Installationskünstlerin. In ihrer Videoinstallation „Another dream under the Troposphere“ beschreibt sie eine Reise in das Unbekannte auf der Suche nach Identität. Es ist eine imaginäre Reise ins All, die sie in Bezug zu Geschehnissen im Kongo setzt, dem Land, aus dem ihre Eltern kommen.
Zeitgenössische Kunst ließ schon immer die Auseinandersetzung mit den großen existenziellen Fragen zu, die auch aus gesellschaftlichen Veränderungen aufgeworfen werden. Diese werden von den Kunstschaffenden aufgegriffen und verbildlicht, um Diskurse anzustoßen. Im Frankfurter Kunstverein haben sie ihre erste Bühne bekommen.
>>„And This is Us 2023 – Junge Kunst aus Frankfurt”, 30. März bis 11. Juni.
Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler: Benedikt Ackermann, Offert Albers, Rashiyah Elanga, Anita Esfandiari, Pia Ferm, Lisa-Sophie Gehrmann, Jenny Sofie Kasper, Ramon Keimig, Meret Kern, Nassim L’Ghoul, Sonja Rychkova
Was beschäftigt junge Kunstschaffende? Wie wirken die Jahre der Pandemie und der Krieg in Europa auf ihr Schaffen ein? „Ihr Blick auf die Zukunft ist nicht optimistisch, sondern eher melancholisch“, sagt Franziska Nori. Nicht ein übergeordnetes Thema stehe in der Ausstellung im Vordergrund, vielmehr werden die Künstlerinnen und Künstler bei der Umsetzung ihrer eigenen Themen begleitet. Junge Kunstschaffende, so Nori, waren schon immer Seismographen ihrer Zeit.
Gleich im Treppenhaus sind Sonja Rychkovas Arbeiten zu sehen. Es sind großformatige monochrome Malereien, die junge Menschen darstellen: Zwei Männer in Rückenansicht, entspannt auf dem Boden sitzend. Ihre Ellenbogen berühren sich. Es ist ein Moment voller Nähe und Vertrautheit. „Ich möchte in meinen Bildern meine Generation und ihr Umfeld festhalten und suche dabei einen kraftvollen Moment“, sagt Rychkova. Sie studiert seit 2020 Malerei an der HfG. Die Künstlerin konzentriert sich auf die Körperlichkeit, im Gegensatz zur klassischen Portraitmalerei fehlen auf ihren Bildern erkennbare Gesichter.
Meret Kern studiert ebenfalls an der HfG. Sie zeigt 24 Zeichnungen – Kohle und Gouache. Entstanden sind rund 300, Nori und Kern haben für die Ausstellung eine Auswahl getroffen. Bei den Kohlezeichnungen ist die Linie das wesentliche Element. Diese verwischt Meret Kern punktuell und erzeugt damit Plastizität. Die abgebildeten Gesichter zeigen Emotionen. Die Künstlerin sucht die Essenz des Ausdrucks. Melancholisch und still blicken uns ihre Wesen an, es gibt keine dargestellte Umgebung, nichts, wo man sie verorten könnte. Jedes Wesen steht für sich allein.
Im Untergeschoss umfängt uns blaues Licht. Eine weibliche Stimme aus dem Off beschreibt, wie die Astronautin Elie in einem Raumschiff vom La Place du 30 Juin, dem zentralen Platz in Kinshasa, startet und sich in Richtung des Mondes Europa bewegt. Dort angekommen, versucht Elie Leben zu pflanzen. Rashiya Elanga ist Filmemacherin und Installationskünstlerin. In ihrer Videoinstallation „Another dream under the Troposphere“ beschreibt sie eine Reise in das Unbekannte auf der Suche nach Identität. Es ist eine imaginäre Reise ins All, die sie in Bezug zu Geschehnissen im Kongo setzt, dem Land, aus dem ihre Eltern kommen.
Zeitgenössische Kunst ließ schon immer die Auseinandersetzung mit den großen existenziellen Fragen zu, die auch aus gesellschaftlichen Veränderungen aufgeworfen werden. Diese werden von den Kunstschaffenden aufgegriffen und verbildlicht, um Diskurse anzustoßen. Im Frankfurter Kunstverein haben sie ihre erste Bühne bekommen.
>>„And This is Us 2023 – Junge Kunst aus Frankfurt”, 30. März bis 11. Juni.
Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler: Benedikt Ackermann, Offert Albers, Rashiyah Elanga, Anita Esfandiari, Pia Ferm, Lisa-Sophie Gehrmann, Jenny Sofie Kasper, Ramon Keimig, Meret Kern, Nassim L’Ghoul, Sonja Rychkova
29. März 2023, 14.33 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
Schülke >>
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