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Alt-Sachsenhausen. Das Original seit 1193



„Die Fraa Rauscher aus der Klappergass, die hot e Beul am Ei, ob´s vom Rauscher, ob's vom Alte kimmt, des klärt die Polizei“. Diese populären Zeilen entsprangen einer wahren Begebenheit. Ja, der Ebbelwoikonsum hinterließ bereits vor hundert Jahren seine eindeutigen Spuren. Doch entsprang dem Leben in der Großen und Kleinen Ritter-, der Paradies- und Klappergasse weit mehr als diese Strophen.

Spaziert oder solpert man über das Kopfsteinpflaster, fühlt man sich schnell in eine andere Ära versetzt. Bereits seit 1193 schreibt Alt-Sachsenhausen offiziell Geschichte. Damals umgab eine Stadtmauer, das „dribbdebach“ gelegene Viertel. Nur noch der Kuhhirtenturm (1490), den einst Paul Hindemith (1923-1927) zu den Lebzeiten von Fraa Rauscher bewohnte, erinnert an die Grenze. Die Klappergass, in der die besungene Dame wohnte, hat ihren Namen durch die hier im Mittelalter beheimateten Aussätzigen. Diese mussten mittels Holzklappern ihr Kommen ankündigen. Auf wen die längste Gasse Sachsenhausens, die Große Rittergasse, wortwörtlich verweist, ist offensichtlich.

Ohne Gärtner Werner, einem nicht ganz so bekanntem Einwohner, wäre vieles anders gekommen. Im guten Obstjahr 1754 erhielt er als Erster die Erlaubnis zum Ausschank von Apfelwein. Die Reblaus tat ihr übriges und seit Mitte des 19. Jahrhunderts ersetzten Obstgärten die Weinberge. Seitdem ist Erflogsgeschichte vom „Stöffsche“ und dem „Gerippten“ kaum zu stoppen. Sogar eine Fernsehsendung (www.youtube.com/watch?v=i--OANzdmmI) wurde dem Frankfurter „Nationalgetränk“ (mehr oder weniger) gewidmet. Der Blaue Bock wurde zwischen 1957 und 1987 ganze 208 ausgestrahlt.

Doch Alt-Sachsenhausen steht für mehr als feuchtfröhliches Amüsement. Denn in keinem anderen Stadtteil sprudeln so viele Brunnen. Das feiern die Sachsenhäuser jeden Sommer, ursprünglich nach der alljährlichen Reinigung ihrer Trinkwasserbrunnen, mit großem Programm, Umzug und Wahl einer Brunnenkönigin. Bereits 1490 wurde das Fest erwähnt. Vom 13-16 August wird dieses Jahr die Tradition zum 520-mal auf dem Paradiesplatz begangen (hier ein kleiner Vorgeschmack www.youtube.com/watch?v=Wu1SZK3nkno)

An Fraa Rauscher erinnert nicht nur ein Brunnen, ihr Denkmal in der Klappergasse, der in unregelmäßigen Abständen aus dem Mund Wasser in Richtung der Passanten spuckt.
Heute stolpert vor allem nach Einbruch der Dunkelheit ein Klientel übers Kopfsteinpflaster, dass an Fraa Rauschers Geschichte erinnert. Doch das „Stöffsche“ zum „Rauschen“ ist ein anderes heute. Im wahrsten Sinne des Wortes ist die Paradiesgasse zum Himmel auf Erden für viele Liebhaber des hemmungslosen und hochprozentigen Alkoholkonsums geworden. Nur noch 6 traditionelle Apfelweinlokale stehen rund 150 Kneipen entgegen (die übrigens auch alle Äppler ausschenken).Derzeitig wird eine Sperrstunde ab 1 Uhr heiß diskutiert. Diese richtet sich gegen eine lange Tradition. 1866 wurde in Frankfurt, nachdem es preußisch wurde, ein Schankschluss eingeführt. Nur für Alt-Sachsenhausen galt dies schon damals nicht. So pilgerten schon damals die Frankfurter von „hibbdebach“ nach „dribbdebach“, um sich alkoholisiert zu amüsieren. Und was die Frankfurter zu dem ganzen Tumult um ein 1€ Getränke und Ballermannstimmung sagen, können Sie im aktuellen Heft nachlesen!

Und noch mal zurück zu Fraa Rauscher, der Klappergass und dem Ebbelwoi. Wer sich für auf nächsten Ebbelwoi und das Original seit 1193 einstimmen möchte, kann sich schon mal die, sagen wir mal Country-Interpretation, von Fraa Rauscher anhören www.youtube.com/watch?v=BExUCc1WsdQ.

Foto: Harald Schröder
 
Fotogalerie:
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19. März 2010, 11.00 Uhr
Ewelina Feil
 
 
 
 
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