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Meldeplattform „Hessen schaut hin“
Mehr als 300 rechte und rassistische Taten registriert
Seit etwa einem Jahr können Betroffene sowie Zeuginnen und Zeugen rechte und rassistische Taten in Hessen auf der Online-Meldeplattform „Hessen schaut hin“ angeben. Mehr als 300 Vorfälle sind bisher gemeldet worden – die Meldestelle vermutet eine hohe Dunkelziffer.
Eine Frau möchte mit ihren Kindern in einer Frankfurter S-Bahnstation den
Fahrstuhl nehmen, als sie plötzlich von einer anderen Frau rassistisch beleidigt, geschubst und bespuckt wird. Ortsbekannte Mitglieder einer Neonazipartei stören die Adventsfeier der Feuerwehr in Neukirchen und bedrohen die Gäste. Ein Fahrgast beleidigt den Fahrer eines Minicars in Kassel rassistisch und sticht ihm ein Messer in den Hals. Es sind Fälle wie diese, die die Online-Meldestelle „Hessen schaut hin“ der Beratungsstelle response seit einem Jahr dokumentiert.
184 rechte und rassistische Vorfälle in fast allen Landkreisen und kreisfreien Städten Hessens wurden bislang gemeldet. Darunter fallen körperliche Angriffe, Beleidigungen und Bedrohungen, psychische Gewalt und Mobbing sowie politisch motivierte Sachbeschädigungen. Hinzu kommen weitere 118 anonym gemeldete Vorfälle und der Anschlag in Hanau. Die dargestellten Fälle aus dem Jahr 2020 setzen sich zusammen aus den Einträgen der Meldestelle Hessenschauthin.de, aus Beratungen der Beratungsstelle response sowie aus dem Monitoring der öffentlichen Berichterstattung. Die Meldestelle geht in ihrem Jahresbericht jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus: „Damit kann immer nur ein Ausschnitt des realen Ausmaßes sichtbar gemacht werden. Sehr viele Fälle bleiben ungesehen.“
Die rassistisch motivierten Morde von Hanau hätten auch die Beratungsarbeit von response in der Folge stark geprägt, sagte Liisa Pärssinen, Leiterin von response. Das Ausmaß rechter Gewalt in Hessen reiche aber weit über diese extremen Taten hinaus. „Wenn Menschen damit rechnen müssen, im Alltag jederzeit zum Ziel von gewalttätigen Angriffen werden zu können, erschüttert das ihr Sicherheitsgefühl ungemein, ganz besonders, wenn die Taten in ihrem persönlichen Wohnumfeld auftreten. Rechte und rassistische Gewalt fängt nicht erst bei Tötungsdelikten an“, so Pärssinen.
Ein Großteil der gemeldeten Fälle weist eine rassistische Tatmotivation auf (144), daneben wurden auch 29 antisemitische Vorfälle, 16 Taten gegen politische Gegner:innen und sechs gegen die sexuelle Orientierung der Opfer gerichtete Angriffe gemeldet. In mehr als der Hälfte aller gemeldeten Fälle kannten sich die angreifende Person und das Opfer zuvor nicht. Eine Vielzahl der Fälle trat im öffentlichen Raum, also auf offener Straße, in Parks oder Restaurants (52), im Straßen-, Nah- und Fernverkehr (35) oder in der unmittelbaren Nachbarschaft des Opfers (28) auf.
Es brauche auf Landesebene einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Rassismus, sagte Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank. „Der Bund hat nach dem Anschlag von Hanau relativ beherzt ein Maßnahmenpaket aufgesetzt, das Land Hessen hingegen kommt nur im Schneckentempo voran“, kritisierte er.
>>Betroffene sowie Zeuginnen und Zeugen können auf www.hessenschauthin.de Fälle im Online-Meldeformular eintragen. Auf Wunsch auch anonym.
Fahrstuhl nehmen, als sie plötzlich von einer anderen Frau rassistisch beleidigt, geschubst und bespuckt wird. Ortsbekannte Mitglieder einer Neonazipartei stören die Adventsfeier der Feuerwehr in Neukirchen und bedrohen die Gäste. Ein Fahrgast beleidigt den Fahrer eines Minicars in Kassel rassistisch und sticht ihm ein Messer in den Hals. Es sind Fälle wie diese, die die Online-Meldestelle „Hessen schaut hin“ der Beratungsstelle response seit einem Jahr dokumentiert.
184 rechte und rassistische Vorfälle in fast allen Landkreisen und kreisfreien Städten Hessens wurden bislang gemeldet. Darunter fallen körperliche Angriffe, Beleidigungen und Bedrohungen, psychische Gewalt und Mobbing sowie politisch motivierte Sachbeschädigungen. Hinzu kommen weitere 118 anonym gemeldete Vorfälle und der Anschlag in Hanau. Die dargestellten Fälle aus dem Jahr 2020 setzen sich zusammen aus den Einträgen der Meldestelle Hessenschauthin.de, aus Beratungen der Beratungsstelle response sowie aus dem Monitoring der öffentlichen Berichterstattung. Die Meldestelle geht in ihrem Jahresbericht jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus: „Damit kann immer nur ein Ausschnitt des realen Ausmaßes sichtbar gemacht werden. Sehr viele Fälle bleiben ungesehen.“
Die rassistisch motivierten Morde von Hanau hätten auch die Beratungsarbeit von response in der Folge stark geprägt, sagte Liisa Pärssinen, Leiterin von response. Das Ausmaß rechter Gewalt in Hessen reiche aber weit über diese extremen Taten hinaus. „Wenn Menschen damit rechnen müssen, im Alltag jederzeit zum Ziel von gewalttätigen Angriffen werden zu können, erschüttert das ihr Sicherheitsgefühl ungemein, ganz besonders, wenn die Taten in ihrem persönlichen Wohnumfeld auftreten. Rechte und rassistische Gewalt fängt nicht erst bei Tötungsdelikten an“, so Pärssinen.
Ein Großteil der gemeldeten Fälle weist eine rassistische Tatmotivation auf (144), daneben wurden auch 29 antisemitische Vorfälle, 16 Taten gegen politische Gegner:innen und sechs gegen die sexuelle Orientierung der Opfer gerichtete Angriffe gemeldet. In mehr als der Hälfte aller gemeldeten Fälle kannten sich die angreifende Person und das Opfer zuvor nicht. Eine Vielzahl der Fälle trat im öffentlichen Raum, also auf offener Straße, in Parks oder Restaurants (52), im Straßen-, Nah- und Fernverkehr (35) oder in der unmittelbaren Nachbarschaft des Opfers (28) auf.
Es brauche auf Landesebene einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Rassismus, sagte Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank. „Der Bund hat nach dem Anschlag von Hanau relativ beherzt ein Maßnahmenpaket aufgesetzt, das Land Hessen hingegen kommt nur im Schneckentempo voran“, kritisierte er.
>>Betroffene sowie Zeuginnen und Zeugen können auf www.hessenschauthin.de Fälle im Online-Meldeformular eintragen. Auf Wunsch auch anonym.
17. März 2021, 13.07 Uhr
ez
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26. November 2024
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