Foto: Hier geht's lang: Der Weg zum Führerschein wird immer schwerer. © Adobe Stock/ Alexander Raths
Frankfurter Fahrschulen

Deshalb wird der Führerschein immer teurer

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Der Weg zum Führerschein wird für junge Menschen in Hessen immer schwieriger. Die Frankfurter Fahrschulen „Butterfly“ und „Fahrplan“ schildern ihre Erfahrungen. Nicht nur die Preise sind Schuld.

Lukas Mezler /

Wer einen Pkw-Führerschein machen will, der muss tief in die Tasche greifen. Laut einer ADAC-Umfrage aus dem Jahr 2023 geben die meisten Fahrschüler in Deutschland zwischen 2500 und 3500 Euro für ihren Führerschein aus. Rund 20 Prozent zahlen sogar bis zu 4500 Euro. Die Lage ist in Städten wie Frankfurt besonders angespannt.

Diese Kosten sind für Fahrschulen gestiegen

Grund für diese Entwicklung sind vor allem gestiegene Kosten der Fahrschulen für Fahrzeuge, Kraftstoff, Versicherungen, Werkstätten und Personalkosten. Hinzu kommen höhere Prüfungsgebühren und die angestiegene Inflation. Das Statistische Bundesamt bestätigt den Anstieg: Im Jahr 2023 stiegen die Kosten für den Führerschein um 7,6  Prozent, während die allgemeine Inflation bei 5,9 Prozent lag.

Doch nicht nur die finanziellen Hürden sind hoch. Die Fahrstunden in zunehmend komplexen Verkehren wie in Frankfurt stellen viele Fahrschüler vor große Schwierigkeiten. In Hessen lag die Durchfallquote bei der praktischen Prüfung 2024 bei rund 28  Prozent, in Frankfurt sogar bei 34 Prozent. Aus Sicht der Fahrschulen hat das mehrere Gründe.

Geringe Aufmerksamkeitsspanne als Hindernis

Said Musleh-Meißner, Geschäftsführer der Frankfurter Fahrschule „Butterfly“, beobachtet eine deutliche Veränderung im Lernverhalten vieler junger Menschen: „Viele Schüler – insbesondere die sogenannte ‚Handy-Generation‘ – haben eine geringere Aufmerksamkeitsspanne und setzen sich deutlich später mit dem Straßenverkehr auseinander.“ Statt beim Mitfahren im Auto von den Eltern zu lernen, würden viele Jugendliche die Zeit am Smartphone verbringen. Wichtige Grundkenntnisse blieben auf der Strecke.

Auch Sven Jaroschek, Inhaber der Fahrschule „Fahrplan“, sieht darin ein wachsendes Problem. Hinzu kämen sprachliche Hürden: „Nicht selten fehlt es an Verständnis für den theoretischen Stoff oder für die Rückmeldungen in den Fahrstunden. Das schafft Unsicherheiten, die sich dann in der Prüfung zeigen.“ Darüber hinaus sehen beide Fahrschulen die steigenden Kosten als zentrales Problem: Viele Fahrschüler würden aus finanziellen Gründen auf notwendige Zusatzfahrstunden verzichten. Ein Risiko, das häufig mit nicht bestandener Prüfung ende.

Jaroschek: „Fahranfänger müssen viel mehr Reize gleichzeitig verarbeiten“

Die Verkehrssituation in Frankfurt erschwere die Ausbildung zusätzlich. Neue Radwege, enge Straßenführungen, zahlreiche Baustellen und eine insgesamt höhere Verkehrsdichte setzen die Schüler laut Fahrschulen unter Druck. „Die Anforderungen im Stadtverkehr sind heute deutlich höher als noch vor zehn Jahren“, so Jaroschek. „Junge Fahranfänger müssen viel mehr Reize gleichzeitig verarbeiten.“

Beide Fahrschulen sprechen sich für strukturelle Entlastungen aus. Beispielsweise könne die Mehrwertsteuer auf Fahrstunden wegfallen. Das würde effektiv Kosten senken. „Genau wie bei der Lkw-Ausbildung sollte auch die Pkw-Ausbildung von der Mehrwertsteuer befreit werden. Diese Entlastung würden wir 1:1 an unsere Kunden weitergeben“, betont Musleh-Meißner. Der verstärkte Einsatz von Fahrsimulatoren werde ebenfalls als mögliche Maßnahme diskutiert. Allerdings sei deren Anschaffung mit hohen Kosten verbunden. „Butterfly“ geht je nach Modell von Kosten zwischen 15 000 und 20 000 Euro aus. Zudem sei fraglich, wie effektiv die Simulation im Vergleich zum Realverkehr ist.

Beide Fahrschulen sind der Meinung, dass der Führerschein kein Luxusgut werden darf. Die gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen hänge maßgeblich von ihrer Mobilität ab. Um den Zugang zum Führerschein fairer zu gestalten, brauche es politische Maßnahmen und besser auf die Schüler abgestimmte digitale Materialien. Nur so lasse sich die Qualität sichern, die Kosten senken und die Mobilität der jungen Generation gewährleisten.

Lukas Mezler
Lukas Mezler
Jahrgang 1997, Studium der Sozial- und Kulturanthropologie an der Goethe-Universität Frankfurt, EHESS in Paris. Seit Oktober 2024 beim JOURNAL FRANKFURT.
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