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Debatte über Prostitution in Frankfurt
Streit im Römer: CDU denkt über Sexkaufverbot nach
Die CDU fordert ein Ende der „menschenunwürdigen Zustände“ in der Prostitution in Frankfurt. Im Römer sorgen ihre Vorschläge für viel Kritik bei den anderen Parteien.
Die CDU sorgte am Donnerstag in der Stadtverordnetenversammlung für eine hitzige Diskussion. Die Christdemokraten wollen die „menschenunwürdigen Zustände“ in der Prostitution im Frankfurter Bahnhofsviertel – aber auch anderswo in der Stadt – beenden und haben einen entsprechenden Antrag eingebracht.
Christina Ringer, Sprecherin für Frauen in der Römer-CDU, beklagte den mangelnden Schutz der Frauen – und auch der Männer – vor der Prostitution, was auch ein Versäumnis des Gesetzgebers sei. Zwar gebe es in geringen Teilen eine freiwillige Sexarbeit, aber der Großteil der Prostituierten arbeite unfreiwillig in der Armuts- und Elendsprostitution und leide an Gewalt.
CDU spricht sich für Sexkaufverbot in Frankfurt aus
Überhaupt werde über das Thema zu wenig gesprochen, führte Ringer aus. Vor Corona gab es in Frankfurt rund 1500 Prostituierte, aktuelle Zahlen fehlen laut ihr jedoch. Um der Lage Herr zu werden, solle deshalb der 2022 aufgelöste Fachbeirat Prostitution in Frankfurt wieder eingeführt werden, um mit den Vertretern über ein Sexkaufverbot zu sprechen.
Erfahrungen des „Nordischen Modells“ in Ländern wie Norwegen und Kanada sollten zudem in die Diskussion einfließen, auch wenn „viel dafür und viel dagegen“ spreche. Das Modell sieht vor, Freier für den Sexkauf zu bestrafen, die Prostituierten jedoch nicht.
Weiter sollte Bildungs- und Präventionsarbeit an Schulen, in der Öffentlichkeit und auch in den Herkunftsländern der Sexarbeiter wie Bulgarien und Rumänien durchgeführt werden, um über Menschenhandel und Zwangsprostitution aufzuklären. Ähnliches könne sie sich auch für die Freier vorstellen sowie ein Modellprojekt zum Ausstieg aus der Prostitution, wofür unter anderem Ausstiegswohnungen gebraucht würden.
FDP und Grüne kritisieren Vorschläge der CDU zur Prostitution
Die Vorschläge der CDU stießen bei den anderen Parteien auf wenig Gegenliebe. Die frauenpolitische Sprecherin der SPD, Stella Schulz-Nurtsch, sprach von einem „bunten Strauß an Forderungen“, dem sie nicht zustimmen könne. Es brauche durchaus mehr Hilfe für Prostituierte und Sensibilisierung an Schulen, aber Arbeit im Ausland gehe ihr zu weit.
Auch FDP-Abgeordnete Isabel Schnitzler war nicht angetan von den Vorschlägen: „Die CDU stigmatisiert Sexarbeit und suggeriert, dass die Mehrheit der Sexarbeiter unfreiwillig arbeitet.“ Ein Verbot würde die Frauen weiter in die Illegalität drängen. Für eine stärkere Diskussion über das „Nordische Modell“ sprach sich hingegen Monika Christiann (Linke) aus. Eine Stigmatisierung von Sexarbeitern lehnte sie ebenfalls ab.
Beatrix Baumann von den Grünen hielt die angestrebte Aufklärungsarbeit in Rumänien für „neokolonialistisch“. Frauen vor Prostitution zu schützen, sei eine „Unverschämtheit“. Es gebe auch Frauen, die stolz auf ihre Arbeit wären. Um die fehlenden Zahlen zur Prostitution in Frankfurt zu erhalten, wolle ihre Fraktion deshalb eine Dunkelfeldstudie mit der Goethe Uni auf den Weg bringen.
Christina Ringer, Sprecherin für Frauen in der Römer-CDU, beklagte den mangelnden Schutz der Frauen – und auch der Männer – vor der Prostitution, was auch ein Versäumnis des Gesetzgebers sei. Zwar gebe es in geringen Teilen eine freiwillige Sexarbeit, aber der Großteil der Prostituierten arbeite unfreiwillig in der Armuts- und Elendsprostitution und leide an Gewalt.
Überhaupt werde über das Thema zu wenig gesprochen, führte Ringer aus. Vor Corona gab es in Frankfurt rund 1500 Prostituierte, aktuelle Zahlen fehlen laut ihr jedoch. Um der Lage Herr zu werden, solle deshalb der 2022 aufgelöste Fachbeirat Prostitution in Frankfurt wieder eingeführt werden, um mit den Vertretern über ein Sexkaufverbot zu sprechen.
Erfahrungen des „Nordischen Modells“ in Ländern wie Norwegen und Kanada sollten zudem in die Diskussion einfließen, auch wenn „viel dafür und viel dagegen“ spreche. Das Modell sieht vor, Freier für den Sexkauf zu bestrafen, die Prostituierten jedoch nicht.
Weiter sollte Bildungs- und Präventionsarbeit an Schulen, in der Öffentlichkeit und auch in den Herkunftsländern der Sexarbeiter wie Bulgarien und Rumänien durchgeführt werden, um über Menschenhandel und Zwangsprostitution aufzuklären. Ähnliches könne sie sich auch für die Freier vorstellen sowie ein Modellprojekt zum Ausstieg aus der Prostitution, wofür unter anderem Ausstiegswohnungen gebraucht würden.
Die Vorschläge der CDU stießen bei den anderen Parteien auf wenig Gegenliebe. Die frauenpolitische Sprecherin der SPD, Stella Schulz-Nurtsch, sprach von einem „bunten Strauß an Forderungen“, dem sie nicht zustimmen könne. Es brauche durchaus mehr Hilfe für Prostituierte und Sensibilisierung an Schulen, aber Arbeit im Ausland gehe ihr zu weit.
Auch FDP-Abgeordnete Isabel Schnitzler war nicht angetan von den Vorschlägen: „Die CDU stigmatisiert Sexarbeit und suggeriert, dass die Mehrheit der Sexarbeiter unfreiwillig arbeitet.“ Ein Verbot würde die Frauen weiter in die Illegalität drängen. Für eine stärkere Diskussion über das „Nordische Modell“ sprach sich hingegen Monika Christiann (Linke) aus. Eine Stigmatisierung von Sexarbeitern lehnte sie ebenfalls ab.
Beatrix Baumann von den Grünen hielt die angestrebte Aufklärungsarbeit in Rumänien für „neokolonialistisch“. Frauen vor Prostitution zu schützen, sei eine „Unverschämtheit“. Es gebe auch Frauen, die stolz auf ihre Arbeit wären. Um die fehlenden Zahlen zur Prostitution in Frankfurt zu erhalten, wolle ihre Fraktion deshalb eine Dunkelfeldstudie mit der Goethe Uni auf den Weg bringen.
2. Februar 2024, 12.25 Uhr
Till Geginat
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till
Geginat >>
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