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Digitaler Euro rückt näher – weiterhin viele Fragen offen
Noch im Oktober plant die EZB, ihre Untersuchungsphase zur Einführung eines digitalen Euro zu beenden. Viele Akteure sprechen sich für das digitale Geld aus, aber es sind auch noch viele Dinge unklar.
Spätestens seit Corona haben die Deutschen von ihrer Vorliebe der Barzahlung weiter Abstand genommen. Nach einer Studie der Deutschen Bundesbank zum Jahr 2021 bezahlten 58 Prozent der Befragten mit Bargeld, 2017 waren es noch 75 Prozent. Für aktuellere Zahlen läuft ebenda eine Studie noch bis Dezember 2023. Der Trend geht, wenn auch noch nicht auf Skandinavien-Niveau, immer weiter zur bargeldlosen Bezahlung wie mit der Debit-Karte.
Es scheint sich allerdings gerade der nächste Schritt in Sachen Geld abzuzeichnen. So steht die Europäische Zentralbank (EZB) kurz vor dem Abschluss ihrer zweijährigen Untersuchungsphase zur Einführung eines digitalen Euro, die im Oktober 2021 begonnen hat. In der Untersuchungsphase prüft die EZB, wie genau der digitale Euro ausgestaltet und ausgegeben werden könnte. Sollte der Ausgang positiv sein, würde es in die Vorbereitungsphase gehen. Doch warum überhaupt noch diese dritte Zahlungsmöglichkeit?
EZB entscheidet noch im Oktober über weiteres Vorgehen zum digitalen Euro
Einerseits reagiert die Zentralbank damit auf die Zunahme an oft als unsicher geltenden Zahlungsalternativen wie Kryptowerte à la Bitcoin oder auch auf andere Staaten wie China oder die USA, die ihrerseits an digitalem Zentralbankgeld arbeiten. „Ein digitaler Euro würde die geldpolitische Souveränität des Euroraums stärken und den Wettbewerb sowie die Effizienz im europäischen Zahlungsverkehr fördern“, heißt es auf Internetseite der EZB. Auch die Geschäftsbanken würden gedrängt, bessere Bedingungen für ihre Services wie Überweisungen oder Kreditvergabe anzubieten, falls der digitale Euro hinzukommt.
Andererseits stehe er als zusätzliches Zahlungsmittel zur Verfügung. Der digitale Euro soll als Alternative zum Bargeld und dem Buchgeld der Banken – also zum Beispiel die Beträge, die auf einem Girokonto ausgewiesen sind – fungieren und den EU-Bürgerinnen und -Bürgern als weiteres Zahlungsmittel dienen. So könnte zukünftig auch per App oder Karte direkt mit dem digitalen Zentralbankgeld bezahlt werden statt nur mit dem Buchgeld des Bankkontos.
Digitaler Euro: Ersatz oder Ergänzung für Bargeld?
Neuen Aufschwung erfuhr der digitale Euro am 28. Juni, als die EU-Kommission einen Legislativvorschlag über eine mögliche Einführung des Digitalgeldes veröffentlichte. Dieser sieht vor, dass der digitale Euro kostenlos und sowohl online als auch offline genutzt werden könnte – offline in etwa, indem man zuvor ein digitales Pendant zum Portemonnaie mit digitalen Euros auf seinem Smartphone bestückt. Auch wäre die Offline-Zahlung besser datengeschützt als bei anderen digitalen Zahlungsmöglichkeiten, da die EZB keine personenbezogenen Daten der Nutzer sammeln würde.
Weiter schlägt die Kommission vor, dass alle Banken den digitalen Euro bereitstellen müssten, und Anbieter und staatlich Stellen – so etwa auch Postfilialen – das Zahlungsmittel annehmen müssten. Zudem betont die EU-Kommission, wie zuvor auch die EZB, dass das Bargeld keinesfalls durch den digitalen Euro ersetzt werden solle, sondern beide Formen gleichberechtigt nebeneinander existieren sollen.
Die Meinungen aus der Fachwelt zum digitalen Euro sind unterschiedlich. Während das globalisierungskritische Bündnis Attac grundsätzlich die Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes als sichere Ergänzung zum Bargeld begrüßt, kritisiert es die von der EZB erwogene Begrenzung des digitalen Euros auf 3000 Euro pro Bürger und fordert „einen weit höheren Umfang“. Sollte sie die Obergrenze hingegen beibehalten, wären die Bürger weiterhin auf unsichereres Buchgeld der Geschäftsbanken angewiesen, die – wie die Vergangenheit gezeigt hat – in Schieflage geraten und zahlungsunfähig werden können.
Konkurrenz von der EZB: Bankenverband sorgt sich ums Geschäft
Der Bundesverband der deutschen Banken lobt in einer Stellungnahme vom Juni den Vorstoß der EU-Kommission, sorgt sich jedoch zeitgleich um die Wettbewerbsfähigkeit zwischen Privatbanken und den öffentlichen Stellen: „Eine verpflichtende Einführung des digitalen Euros darf keinesfalls zur Substituierung marktfähiger, innovativer Bezahllösungen der Privatwirtschaft führen“, heißt es in der Mitteilung. Auch würden noch Fragen offenbleiben, wie die EZB ein Kontosystem für die neue Geldform gestalten wolle und wie seine Begrenzung genau aussehen solle.
Auch der Bundesverband Verbraucherzentrale begrüßt den Vorschlag der EU-Kommission. Deren Vorständin Ramona Pop betont aber zugleich, dass das „Bargeld als anonymes, etabliertes und barrierearmes Zahlungsmittel“ nicht ersetzt, sondern nur ergänzt werden dürfe und sein digitaler Zwilling mit Blick auf den Datenschutz noch nachgebessert werden müsste.
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, setzt sich für den digitalen Euro ein. Der Passauer Neuen Presse sagte er 2021, dass ein digitaler Euro mit der Zeit gehen würde. Allerdings würde sich dadurch auch das Finanzsystem grundlegend ändern: „Zwischengeschaltete Institutionen, wie die Banken, verlieren dabei an Bedeutung“, sagt der Ökonom. Auch würde das Bargeld an Bedeutung verlieren. „Warum brauche ich noch Münzen und Scheine, wenn ich alles bequem mit dem Handy bezahlen kann.“
Es scheint sich allerdings gerade der nächste Schritt in Sachen Geld abzuzeichnen. So steht die Europäische Zentralbank (EZB) kurz vor dem Abschluss ihrer zweijährigen Untersuchungsphase zur Einführung eines digitalen Euro, die im Oktober 2021 begonnen hat. In der Untersuchungsphase prüft die EZB, wie genau der digitale Euro ausgestaltet und ausgegeben werden könnte. Sollte der Ausgang positiv sein, würde es in die Vorbereitungsphase gehen. Doch warum überhaupt noch diese dritte Zahlungsmöglichkeit?
Einerseits reagiert die Zentralbank damit auf die Zunahme an oft als unsicher geltenden Zahlungsalternativen wie Kryptowerte à la Bitcoin oder auch auf andere Staaten wie China oder die USA, die ihrerseits an digitalem Zentralbankgeld arbeiten. „Ein digitaler Euro würde die geldpolitische Souveränität des Euroraums stärken und den Wettbewerb sowie die Effizienz im europäischen Zahlungsverkehr fördern“, heißt es auf Internetseite der EZB. Auch die Geschäftsbanken würden gedrängt, bessere Bedingungen für ihre Services wie Überweisungen oder Kreditvergabe anzubieten, falls der digitale Euro hinzukommt.
Andererseits stehe er als zusätzliches Zahlungsmittel zur Verfügung. Der digitale Euro soll als Alternative zum Bargeld und dem Buchgeld der Banken – also zum Beispiel die Beträge, die auf einem Girokonto ausgewiesen sind – fungieren und den EU-Bürgerinnen und -Bürgern als weiteres Zahlungsmittel dienen. So könnte zukünftig auch per App oder Karte direkt mit dem digitalen Zentralbankgeld bezahlt werden statt nur mit dem Buchgeld des Bankkontos.
Neuen Aufschwung erfuhr der digitale Euro am 28. Juni, als die EU-Kommission einen Legislativvorschlag über eine mögliche Einführung des Digitalgeldes veröffentlichte. Dieser sieht vor, dass der digitale Euro kostenlos und sowohl online als auch offline genutzt werden könnte – offline in etwa, indem man zuvor ein digitales Pendant zum Portemonnaie mit digitalen Euros auf seinem Smartphone bestückt. Auch wäre die Offline-Zahlung besser datengeschützt als bei anderen digitalen Zahlungsmöglichkeiten, da die EZB keine personenbezogenen Daten der Nutzer sammeln würde.
Weiter schlägt die Kommission vor, dass alle Banken den digitalen Euro bereitstellen müssten, und Anbieter und staatlich Stellen – so etwa auch Postfilialen – das Zahlungsmittel annehmen müssten. Zudem betont die EU-Kommission, wie zuvor auch die EZB, dass das Bargeld keinesfalls durch den digitalen Euro ersetzt werden solle, sondern beide Formen gleichberechtigt nebeneinander existieren sollen.
Die Meinungen aus der Fachwelt zum digitalen Euro sind unterschiedlich. Während das globalisierungskritische Bündnis Attac grundsätzlich die Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes als sichere Ergänzung zum Bargeld begrüßt, kritisiert es die von der EZB erwogene Begrenzung des digitalen Euros auf 3000 Euro pro Bürger und fordert „einen weit höheren Umfang“. Sollte sie die Obergrenze hingegen beibehalten, wären die Bürger weiterhin auf unsichereres Buchgeld der Geschäftsbanken angewiesen, die – wie die Vergangenheit gezeigt hat – in Schieflage geraten und zahlungsunfähig werden können.
Der Bundesverband der deutschen Banken lobt in einer Stellungnahme vom Juni den Vorstoß der EU-Kommission, sorgt sich jedoch zeitgleich um die Wettbewerbsfähigkeit zwischen Privatbanken und den öffentlichen Stellen: „Eine verpflichtende Einführung des digitalen Euros darf keinesfalls zur Substituierung marktfähiger, innovativer Bezahllösungen der Privatwirtschaft führen“, heißt es in der Mitteilung. Auch würden noch Fragen offenbleiben, wie die EZB ein Kontosystem für die neue Geldform gestalten wolle und wie seine Begrenzung genau aussehen solle.
Auch der Bundesverband Verbraucherzentrale begrüßt den Vorschlag der EU-Kommission. Deren Vorständin Ramona Pop betont aber zugleich, dass das „Bargeld als anonymes, etabliertes und barrierearmes Zahlungsmittel“ nicht ersetzt, sondern nur ergänzt werden dürfe und sein digitaler Zwilling mit Blick auf den Datenschutz noch nachgebessert werden müsste.
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, setzt sich für den digitalen Euro ein. Der Passauer Neuen Presse sagte er 2021, dass ein digitaler Euro mit der Zeit gehen würde. Allerdings würde sich dadurch auch das Finanzsystem grundlegend ändern: „Zwischengeschaltete Institutionen, wie die Banken, verlieren dabei an Bedeutung“, sagt der Ökonom. Auch würde das Bargeld an Bedeutung verlieren. „Warum brauche ich noch Münzen und Scheine, wenn ich alles bequem mit dem Handy bezahlen kann.“
6. Oktober 2023, 12.04 Uhr
Till Geginat
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till
Geginat >>
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