Während die Piloten der Lufthansa glauben, für ihr gutes Recht zu streiken, fallen ihnen die Kollegen vom Bodenpersonal in den Rücken. Denn sie sorgen sich um das Unternehmen.
Nicole Brevoord /
Seit 2014 schwelt der Streit zwischen der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und der Lufthansa. Bei den Auseinandersetzungen geht es nicht nur um eine deutliche und rückwirkende Gehaltserhöhung, sondern auch um die Übergangsversorgung der Piloten. 14 Streiks hat es in den vergangenen Jahren gegeben, am Mittwoch fallen wieder 890 von Deutschland aus startende Verbindungen der Lufthansa aus, wovon 98.000 Fluggäste der Kurz- und Langstrecke betroffen sind. Partner-Airlines und Tochtergesellschaften der Lufthansa wie Eurowings und Germanwings verkehren aber wie gewohnt.
Mittlerweile verursacht der nun schon sechste Streiktag nicht nur Unmut bei den Passagieren und beider Lufthansa – jeder Streiktag kostet die Airline 15 Millionen Euro, was sich ordentlich summiert. Zudem sollen die Buchungszahlen stark eingebrochen sein, ganz zu schweigen vom Imageschaden. Nun melden sich auch die Lufthansakollegen vom Bodenpersonal zu Wort. Am heutigen Mittwoch wollen nun nicht nur die Piloten demonstrieren, auch Teile des Bodenpersonals wollen, initiiert vom Betriebsrat, demonstrieren und zwar gegen die Forderungen der Piloten. Der Tarifstreit solle möglichst schnell beendet werden, fordert der Boden-Betriebsrat, um weiteren Schaden von der Airline abzuwenden. Man solle seine Partikularinteressen nicht vor das Allgemeinwohl der restlichen Belegschaft stellen. Auch die EU-Kommission hat nun gewarnt, sie befürchtet, dass der Lufthansastreik sich negativ auf die gesamte europäische Wirtschaft auswirken könne.
Die Lufthansa strukturiert seit geraumer Zeit den Konzern um. Ein Bestandteil davon ist etwa die Auslagerung mancher Strecken auf Germanwings und Eurowings. Eine Maßnahme in Zeiten der Konkurrenz durch Billiganbieter wie Ryanair. Der Druck auf Lufthansa ist groß, aber trotz des Sparkurses erwartet die Airline für dieses Jahr einen Gewinn von 1,6 Milliarden Euro. Und das weckt natürlich auch Begehrlichkeiten beim Personal…