Die Hilfsorganisation Off Road Kids konnte seit 1993 bundesweit über 10 000 junge Menschen vor der Obdachlosigkeit bewahren. In Städten wie Frankfurt suchen immer mehr den Weg über die Online-Beratung.
Till Geginat /
Seit 1993 kümmert sich die Hilfsorganisation Off Road Kids Stiftung bundesweit um Straßenkinder und junge Menschen, die von Obdachlosigkeit betroffen oder bedroht sind. Jetzt hat sie den Jahresbericht 2022 vorgelegt, der den hohen Stellenwert der digitalen Sozialarbeit ausweist: Eine Mehrheit der Betroffenen suchte den Weg über die Online-Beratung. Mehr als 4600 Anfragen gingen im vergangenen Jahr über die virtuelle Streetwork-Station www.sofahopper.help ein. Das entspricht einer Steigerung um 86 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Off Road Kids konnte laut eigener Angaben seit Beginn ihrer Tätigkeit über 10 000 junge Menschen vor der Obdachlosigkeit bewahren und erfolgreich in Wohnräume vermitteln. Die Sozialarbeit wurde in den vergangenen Jahren zunehmend digitalisiert, mittlerweile würden rund 90 Prozent der Hilferufe online erfolgen.
Über 900 junge Menschen in Frankfurt beraten
In Berlin, Dortmund, Hamburg, Köln, Bad Dürrheim und auch in Frankfurt hat Off Road Kids auch Beratungsstellen vor Ort. Von den insgesamt 5874 ratsuchenden jungen Menschen an diesen Standorten, sind 918 aus Frankfurt. Dort, wie in den anderen Städten auch, erweist sich der frühe Online-Zugang als besonders wirksam. Es seien mehr junge Menschen als je zuvor erreicht worden, die vorübergehend bei Bekannten untergekommen seien. Die Erfolgsrate sei noch höher ausgefallen, wenn die Betroffenen zur persönlichen Beratung in die Streetwork-Stationen vor Ort gewechselt hätten.
„Es ist uns gelungen, die gefährliche Anziehungskraft von urbanen Szenetreffpunkten einzudämmen und damit Abstürze ins Straßenleben zu verhindern“, sagt Markus Seidel, Vorstandsprecher von Off Road Kids. Den rund 2000 Euro Kosten für eine erfolgreiche Unterbringung stünden eingesparte Sozialkosten von mehreren Hunderttausend Euro gegenüber, da die Sozialkassen durch tragfähige Lebensperspektiven entlastet würden.
Trotz Erfolges keine Entwarnung
Seidel warnt jedoch davor, die Erfolgsbilanz zu beschönigen: „Der März 2023 hat alle Rekorde gebrochen: Über 600 junge Menschen, die unsere Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter erstmalig beraten haben – so viele waren es noch nie in einem einzigen Monat. In diesem Jahr werden es ganz sicher mehr als 6000“. Im Jahr 2022 seien nämlich 5234 junge Menschen neu in die Beratung gekommen, was viermal so viel sei als vor fünf Jahren.