Im Februar soll der Rohbau des 140 Meter hohen Henninger Turms fertig sein. 80 Prozent der Wohnungen sind schon vermarktet. Künftig wird das Wahrzeichen mit Restaurant und Aussichtsplattform wieder den Bürgern offen stehen.
Nicole Brevoord /
Fußläufig geht es den Hainer Weg hinauf und in den Himmel ragt schon in etwa die Silhouette, die den Frankfurtern von 1961 bis 2013 als Henninger Turm so vertraut war.Auf dem eckigen länglichen Rohbau thront jetzt auch das legendäre Fass.
Als vor zwei Jahren der marode Getreidesilo mit dem in die Jahre gekommenen Drehrestaurant abgerissen wurde, ging ein Aufschrei durch die Bevölkerung. Man hatte der Stadt ein Wahrzeichen genommen, wurde befürchtet. Bis Ende 2016/ Anfang 2017 soll Frankfurt mit dem neuen, 140 Meter hohen Henninger Turm sein so starke Emotionen weckendes Wahrzeichen zurückbekommen. Ein paar Unterschiede gibt es aber. Der Turm beherbergt kein Getreide mehr, künftig leben in den insgesamt 209 Wohnungen, die zwischen 50 und 260 Quadratmeter groß sind, eher besser gestellte Sachsenhäuser. Derzeit sind nur noch 43 Wohnungen für ungefähr 6500 Euro pro Quadratmeter verfügbar (je höher desto teurer); die zwei noch nicht vergebenen der insgesamt vier Wohnungen im Fass werden nicht wirklich vermarktet. Die Interessenten sind ohnehin speziell, denn sie beziehen nahezu 300 Quadratmeter große, ganz exklusive Wohnungen mit 360 Grad-Blick, die deutlich mehr als 10.000 Euro/ Quadratmeter kosten werden.
Wir betreten einen orangefarbenen Käfig am Fuße des Henninger Turms. Dort am Sockel, wo künftig ein Elements-Fitnessstudio, ein Edeka Scheck-Inn-Center, ein Aldi und ein DM eröffnen werden und sich ein Parkhaus befinden wird. 12.000 Quadratmeter sind insgesamt für Gewerbefläche vorgesehen.
Der Käfig wird an einem Kran befestigt, der uns, die sich in der Gitterbox immer um die eigene Achse drehen, in 150 Meter Höhe hievt. Wir überwinden allmählich die Höhenangst. Die Architektin Claudia Meixner von Büro Meixner Schlüter Wendt hat die besondere Fassadenstruktur erklärt: „Durchlaufende Panoramabalkone fassen je zwei Geschosse optisch zusammen, dazwischen fügen sich einzelne Balkone und etagenübergreifende Wintergärten. Die so entstehende Pixelstruktur prägt das Bild der Fassade.“ Wir mögen aus dem baumelnden Käfig heraus kaum hinsehen und genießen ganz oben angekommen dann doch den Blick auf die Skyline. Wohnungen mit dieser Aussicht sind teurer, als solche mit Sicht bis zum Spessart. Unter uns sehen wir die aus roten Backsteinen bestehende Binding-Villa, für die noch keine Nutzung gefunden wurde und die drei Baufelder, auf denen Wohnungen und zwölf Stadtvillen errichtet werden. „Hier soll ein Lebensraum und nicht nur Wohnraum entstehen“, sagt Jörg Janson, Projektleiter der Actris Henninger Turm GmbH & Co. KG.
500 Millionen Euro werden derzeit insgesamt in das Henninger-Areal investiert, 150 Millionen Euro kostet der Turm. Das Highlight aber wird für die Frankfurter und Touristen die Aussichtsplattform im 38. Stock sowie die von der Mook-Gruppe betriebene Gastronomie im 39. Obergeschoss sein, die aber erst Anfang 2017 eröffnen wird. Im Sockel soll ein Brauhaus einziehen, über das Konzept schweigt man sich beim Bauherrn noch aus. Der Käfig ist auf dem Dach des Fässchens angekommen, staunend beobachten wir die Bauarbeiter, die in 139 Meter Höhe an der Betondecke des Restaurants werkeln und den winkenden Kranführer, der langsam im Nebel verschwindet. Der noch nicht vorhandene 40. Stock wird Technik für die zwei Etagen belegende Gastronomie beherbergen. Es gibt für die tapferen Männer also bis zum Frühling noch genug Arbeit am Rohbau. Wir kommen gerne wieder, wenn die Aussichtsplattform eröffnet wird. Doch bis dahin müssen wir noch bis zum Frühjahr 2017 warten…