Der kaufmännische Direktor der Billigairline Ryanair , David O'Brien, hat den neuen Sommerflugplan ab Frankfurt vorgestellt und zugleich gegen die Bundesregierung und Frankfurt als monopolistischen Hub gewettert.
Nicole Brevoord /
Der Lowcostcarrier Ryanair präsentiert sich gerne unkonventionell, so auch am Dienstag in Frankfurt. David O’Brien, der kaufmännische Direktor von Ryanair, zeigte sich gleichzeitig launig und launisch, abhängig von der angesprochenen Thematik. Da gab es einerseits die Erfolgsmeldungen und den Ausbau des Standorts Frankfurt zu vermelden, mit ab Sommer 2018 insgesamt 38 Strecken, was seine Stimmung hob. Gleichzeitig machte O’Brien aber einen wirtschaftspolitischen Rundumschlag, bei dem er die vermeintlich von der Bundesregierung abgesegneten Absprachen bei einer anstehenden Fusion zwischen Lufthansa und der insolventen Air Berlin harsch kritisierte. In Italien gebe es ein solches Gemauschel nicht, da gehe es um die Zukunft der insolventen Alitalia, bei der man mit Offenheit und Transparenz vorgehe und sich Ryanair als Bieter ins Gespräch bringe. Man wolle, wenn man zum Zuge käme, Alitalia aber nicht schlucken, versicherte O’Brien.
Als verrückt geißelte O’Brien die Pläne, den Flughafen Berlin-Tegel schließen zu wollen. Es könne doch nicht sein, dass die Landeshauptstadt weniger Flugkapazitäten habe als ein Standort wie Dublin mit einer Kapazität von 35 Millionen Passagieren. Weniger Flüge ab Berlin seien gleichbedeutend mit höheren Preisen so O’Brien. Es läge ohnehin ganz im Kalkül der Lufthansa, die Kapazitäten an deutschen Flughäfen gering zu halten, um damit das Geschäft für Mitanbieter zu erschweren. Auch, dass Frankfurt mit seinen 62 Millionen Fluggästen, diese Monopolstellung in Deutschland habe, findet O’Brien fragwürdig und keinesfalls natürlich gegeben. Die Bevölkerung wolle doch direkt vom Wohnort ins Ausland fliegen, aber die Politik wolle regionale Flughäfen zugunsten Frankfurt lieber klein halten und so fliege man lieber zweimal mit Zwischenstopp in Frankfurt statt einmal direkt.
Und das erwartet Frankfurt: O’Brien wird nicht müde zu betonen, Ryanair habe die modernste und somit umweltfreundlichste Flotte, man sei die günstigste Airline und man biete Direktflüge an. Zum Sommerflugplan 2018 will Ryanair 34 neue Strecken ab Frankfurt offerieren. Destinationen wie unter anderem Marseille, Toulouse, Athen, Korfu, Mykonos, Santorini, Pisa, Brindisi, Krakau, Faro, Lissabon, Alicante, Barcelona, Gran Canaria, Madid, Malaga, Palma, Teneriffa, Valencia, Glasgow, London Stansted und Manchester sowie Agadir gehören dann zum Ryanairflugplan ab Frankfurt. Ryanair werden seine in Frankfurt stationierte Flugzeugflotte von derzeit sieben auf zehn aufstocken und investiere somit 300 Millionen Dollar in den Standort. Man wolle pro Jahr 2,6 Millionen Passagiere ab Frankfurt befördern, so entstünden indirekt 1950 Jobs. Fluggäste könnte mit Ryanair 247 Millionen Euro im Jahr sparen, im Vergleich zur Nutzung von konkurrierenden Airlines.
Darüber, dass ab diesem November keine Trolleys oder Rucksäcke mehr in der Kabine befördert werden, dafür kostenlos im Frachtraum, sagte der Ryanair-Sprecher nichts. Das aber passt letztlich dazu, dass die Airline die Passagiere dazu bringen will, weniger Handgepäck mitzunehmen und dafür mehr Gepäck aufzugeben. So dürfe man ab 1. November statt bisher 15 Kilogramm insgesamt 20 Kilogramm Gepäck aufgeben und dafür würden die Beförderungskosten von derzeit 35 Euro auf 25 Euro gesenkt.
Derzeit befördert Ryanair 131 Millionen Fluggäste im Jahr und möchte bis 2024 die 200-Millionen-Grenze erreichen. Laut O’Brien verfüge die Billigairline über 86 Basen und fliege insgesamt 206 Flughäfen an. Ab Frankfurt-Hahn sollen im Sommerflugplan 2018 insgesamt 43 Strecken bedient werden, man rechne dort mit 2,1 Millionen Passagieren.