Die Frankfurt University of Applied Sciences hat die Heimreise für alle ihre Studierende und Lehrkräfte aus Übersee nach Deutschland organisiert. Hochschulkoordinator Adam Lipski erklärt im Interview, wie das gelungen ist und appelliert an andere Hochschulen.
Sina Eichhorn /
JOURNAL FRANKFURT: Herr Lipski, Sie sind Hochschulkoordinator für Austauschprogramme in Europa. Wie hat sich Ihr Job durch die Krise verändert?
Adam Lipski: Wir haben uns bereits im Vorfeld im Rahmen unserer Austauschprogramme mit dem Thema der Reisesicherheit auseinandergesetzt und in diesem Zug zum Beispiel ein Weiterbildungsformat ins Leben gerufen. Dabei spielen wir Krisenstabsübungen durch. Dementsprechend war die Thematik nicht ganz neu, auch wenn wir natürlich noch keine genauen Pläne für die aktuelle Situation hatten.
Sie haben die Heimreise von über 50 Personen organisiert. Wo waren die Studierenden und Lehrkräfte unterwegs? Von Kolumbien bis Japan – die Studierenden waren in der ganzen Welt verteilt, viele allein. Jeder Fall war mit unterschiedlichen Schwierigkeiten verbunden. Ein einheitliches Vorgehen war dabei nicht möglich. Viele Studierende in Europa konnten noch auf eigene Faust zurückkommen, in Übersee sah das meist anders aus.
Wie sind Sie vorgegangen? Wir haben früh die Information von unseren Mittelgebern bekommen, dass die im Ausland Studierenden ihren Aufenthalt abbrechen können. Wir sind unserer Fürsorgepflicht dann schnell nachgekommen und haben Kontakt zu den Personen im Ausland gesucht. Wir haben gefragt, wer Hilfe braucht und wen wir unterstützen können. Zusätzlich wurden wir auch von Jobst Rottmann, dem Geschäftsführer des Vertragsreisebüros Derpart unterstützt. Teilweise haben wir noch um 23 Uhr telefoniert, um Tickets für die vorerst letzten Flüge aus Aruba, Indien, Vietnam oder Lateinamerika zu bekommen.
Gab es Fälle, in denen besondere Schwierigkeiten aufgetreten sind? Eine Gruppe war zu der Zeit in Marokko, das Land hat aber relativ schnell seine Grenzen dicht gemacht. Eine unserer Mitarbeiterinnen war in Guatemala. Hier war der Rückflug über Amerika schwierig, da auch dort die Einreisebestimmungen streng waren.
Konnten Sie alle zurückholen? Wie lange hat die Rückholaktion insgesamt gedauert? Dadurch, dass wir pro-aktiv gehandelt haben, konnten wir die Flüge für die über 50 Personen organisieren und so alle nach Hause bringen. Das Ganze hat knapp zwei Wochen gedauert.
Das scheint für die Anzahl an Personen und Länder eine kurze Zeit zu sein. Ja, das stimmt. Der Zusammenhalt und das Commitment innerhalb unserer Hochschule ist sehr gut. Dadurch war es leichter, Informationen auszutauschen und zusammenzuarbeiten. Vieles lässt sich besser erledigen, wenn alle an einem Strang ziehen.
Ist das nicht an allen Hochschulen so? In der Regel ist es die Rolle von International Offices, vieles möglich zu machen. Dabei ist aber auch das Thema Reisesicherheit enorm wichtig und für uns hier eine Qualitätskomponente. Was passiert, wenn etwas schief läuft? Die Corona-Krise war natürlich ein Härtefall, doch es kann immer etwas passieren. Ich hoffe, dass die Krise für alle verständlich gemacht hat, wie wichtig das Thema ist.
Nächste Woche startet die Hochschule wieder, zumindest digital. Was bedeutet das für Sie? Wir arbeiten gerade mit Hochdruck daran, das Wintersemester zu planen. Außerdem versuchen wir herauszufinden, ob kommende beziehungsweise bereits geplante Auslandsaufenthalte möglich sind. Wir müssen Zusagen prüfen, uns mit den Hochschulen austauschen. Hier sind viele Absprachen nötig, denn einige Hochschulen starten wieder Austauschprogramme, andere aber auch nicht.