Die Entdeckung der vierten Klasse

Lufthansa will mit Premium Economy durchstarten

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Auf der Tourismusmesse ITB hat die Lufthansa erstmals ihr Konzept für die Premium Economy Class vorgestellt. Sie ist von Mai an buchbar, wird aber erst ab November und zunächst nur in der Boeing 747-8 verfügbar sein.

Nicole Brevoord /

Die Luftfahrtbranche ist manchmal paradox. Da pfercht man Touristen in die Holzklasse, eng an eng, um möglichst viele Passagiere, die ja alle möglichst wenig zahlen wollen, durch die Welt zu befördern. Wer mehr Komfort will, der kann ja einen Liegesitz in der Business Class buchen und greift dafür eben tief in die Tasche, die First Class wäre für Gutbetuchte ja auch eine Option. Und weil langfristig diese Rechnung nicht aufzugehen scheint und Fluggäste dann doch die komfortabelste Airline wählen, nicht immer nur die günstigste, erfindet man dann eine vierte Klasse, die Premium Economy Class. Eine Klasse, die man gar nicht bräuchte, wenn man hinten im Flieger mehr Platz ließe und dafür weniger Schnäppchenpreise anböte. Nachdem schon zahlreiche Airlines eine Economyklasse für Verwöhnte anbieten, zieht nun auch die Lufthansa nach. Ab Mai kann man die Tickets buchen, ab November sie dann abfliegen, jedoch zunächst nur zu Destinationen, die mit der Boeing 747-800 bedient werden. Innerhalb von zwölf Monaten will die größte Airline Deutschlands dann jedoch die gesamte Langstreckenflotte umrüsten.

Und was bietet die neue Premium Economy Class? Einen Vorgeschmack gab die Lufthansa jetzt auf der Tourismusmesse ITB in Berlin. Der neue Sitz soll komfortabler sein und im Vergleich zum Pendant in der regulären Economy bis zu 50 Prozent mehr Platz bieten. „Damit werden wir uns im internationalen Umfeld im Spitzensegment positionieren“, sagt Jens Bischof, Mitglied des Passagevorstandes. Da anscheinend viele Geschäftsreisende an Business Class Tickets sparen wollen, dennoch den Komfort in der Economy vermissen, scheint die Entwicklung einer neuen Klasse dem Wunsch vieler Kunden zu entsprechen. Die Ticketpreise für die Premium Economy Class sollen sich eher an der Economy denn an der Business Class orientieren. Die Sitze mit all ihren Vorzügen seien durch Befragungen von Passagieren und durch Ergebnisse von Workshops entstanden. „Mit dem Einbau von 3600 Sitzen in allen106 Langstreckenflugzeuge innerhalb von nur einem Jahr gehen wir nach der Aufwertung der First und Business Class nun einen weiteren Schritt in Richtung einer Fünf-Sterne-Airline“, so Bischof. Er rechne mit 1,5 Millionen Passagieren pro Jahr, die die neue Klasse buchen.

Die Sitze sollen je nach Flugzeugtyp um bis zu drei Zentimeter breiter sein, breitere Armlehnen haben, eine Mittelkonsole soll zwischen den Sitzen für mehr Privatsphäre sorgen, damit gebe es zur Seite hin 10 Zentimeter mehr Freiraum. Die Rückenlehne lässt sich weiter nach hinten neigen und der Sitzabstand ist mit 97 Zentimeter großzügiger bemessen als in der herkömmlichen Economy. Dazu gibt es eine stufenlos einstellbare Kopfstütze, die sich seitlich einklappen lässt und höhenverstellbare Fußstützen. Flaschenhalter, eine Steckdose und mehr Stauraum fürs Gepäck gehören ebenso zum neuen Service. In der Premium Class kann künftig jeder Reisende zwei Gepäckstücke mitnehmen (bis zu je 23 Kilogramm), also doppelt so viel wie sonst, gegen einen Aufpreis von 25 Euro kann auch die Business Lounge der Lufthansa genutzt werden. An Bord gibt es einen Welcome Drink, eine eigene Wasserflasche und ein hochwertiges Amenity Kit mit Reiseaccessoires. In der Menükarte liest man, was nachher auf Porzellan serviert wird. Die Bildschirme mit Touchscreen und Fernbedienung sind um zwei Zoll größer als in der Economy Class, ein Mehr gibt es auch bei der Zeitungs- und Zeitschriftenauswahl.

Je nach Flugzeugtyp sollen künftig 21 bis 52 Sitze pro Maschine zur Premium Economy gehören. Im Herbst beginnt die Umrüstung, die bis Sommer 2015 abgeschlossen sein soll. Und was soll ein Ticket in der Premium Economy kosten? Bei einem Hin- und Rückflug über den Nordatlantik oder nach Asien liegt der Aufschlag durchschnittlich bei 600 Euro, heißt es bei Lufthansa.


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