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Update zum Kulturcampus

Langsame Entwicklung in Bockenheim

Es tut sich wenig auf dem Campus Bockenheim. Die Umwandlung zum Kulturcampus geht schleppend voran, weil noch die Uni einige Gebäude nutzt. Zwar wird Wohnungsbau betrieben, aber von Kultur ist nicht viel zu sehen.
Auf dem Campus Bockenheim sieht es aus, als wäre die Zeit stehengeblieben. Nun gut, das alte Hauptgebäude ist umzäunt – dort erweitert das Senckenberg sein Museum. Und auch nördlich des Bockenheimer Depots sind ABG-Wohnungen und ein großer Supermarkt entstanden. Dazwischen aber ist der Campus im Wesentlichen der alte geblieben, auch wenn die Anzahl der Studenten, die ihn frequentieren, deutlich abgenommen hat, seit die Geisteswissenschaftler, Juristen, Ökonomen, Pädagogen und Psychologen ins Westend gezogen sind.

Mit den Jahren werden die alten Unigebäude nicht schöner. Der Labsaal an der Senckenberganlage ist wohl das schäbigste Beispiel für den Verfall. Eigentlich haben die Projektentwickler von Lang & Cie. mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding geplant, ein Gebäude mit Büros und 63 Mietwohnungen hinzusetzen, aber obwohl sich das Architekturbüro Meixner Schlüter Wendt bereits vor zwei Jahren im Wettbewerb durchgesetzt hat, ist seitdem nichts passiert. „Der Start wird sich massiv verschieben“, sagt Thomas Wurm, Partner bei Lang & Cie, und spricht von weiteren zwei bis drei Jahren. Die Goethe-Universität nutze das Gebäude noch, außerdem fänden noch Prüfungen statt. Die Verzögerung sei allerdings „nicht so tragisch“, sie sei nicht ungewöhnlich bei einem so großem Vorhaben und es handle sich immer noch um ein gutes Projekt, sagt Wurm. Insgesamt sollen 16.000 Quadratmeter Büro- und 6200 Quadratmeter Wohnfläche entstehen.

Nach Angaben der Uni soll der Campus Bockenheim spätestens 2018 geräumt sein. Das gilt allerdings nicht für die Universitätsbibliothek, deren Verbleib noch einige Jahre länger dauern wird; Pläne für den Umzug gibt es nicht, weil noch eine Finanzierungszusage vom Land fehlt. ABG-Chef Frank Junker möchte sich jedoch in den nächsten Wochen mit Uni-Präsidentin Birgitta Wolff treffen, um mit ihr darüber zu sprechen, wie man die Räumung der anderen Uni-Gebäude beschleunigen könnte. Noch wird das Juridicum genutzt, unter anderem von der Philosophischen Promotionskommission, im Süden des Areals befinden sich noch die Institute für Mathematik und Informatik. Sie sollen einen Neubau auf dem Riedberg bekommen.

Das angrenzende Grundstück der Institute, auf dem bis Februar 2014 der AfE-Turm gestanden hat, hat die ABG zum Teil an einen unbekannten Investor verkauft. Dort soll ein 140 Meter hohes Büro- und Hotelgebäude entstehen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Der Baubeginn ist für die zweite Jahreshälfte 2016 geplant. Für den anderen Teil des Geländes, auf dem der Bebauungsplan einen 100 Meter-Turm zulässt, laufen Verhandlungen. Junker hofft, sie bis Jahresende zu beenden. Die ABG plant auf dem Grundstück auch eine achtzügige Kindertagesstätte.

In der angrenzenden Georg-Voigt-Straße lässt die ABG derzeit die ehemaligen Professorenvillen sanieren und zu Wohnungen umbauen. Etwa ein Dutzend Einheiten sollen hier entstehen, pro Villa drei bis vier. Junker rechnet damit, dass sie bis zum Jahresende bezugsfertig sind. In zwei Gebäuden zur Senckenberganlage hin lässt der Bebauungsplan allerdings nur eine gewerbliche Nutzung zu, daher sind hier Büros vorgesehen.

Auch beim Philosophicum tut sich etwas: Das Wohnungsbauunternehmen RMW ist dabei, den denkmalgeschützen Klotz zu entkernen. Nachdem die Projektgruppe Philosophicum mit dem Kauf des Gebäudes für ihr Wohnprojekt gescheitert ist, sollt dort ein privates Studentenwohnheim mit 239 Einheiten entstehen, im Erdgeschoss auch eine Kita und ein gastronomischer Betrieb. Nicht alle finden das gut. Unbekannte haben im April einen Bagger auf der Baustelle angezündet, um auf den „Skandal“ aufmerksam zu machen, wie es in einer anonymen Stellungnahme heißt.

Was aber ist mit der Kultur auf dem Kulturcampus? Das geplante Herzstück war schon immer ein neuer Standort für die Hochschule für Musik und darstellende Kunst (HfMDK). Sie braucht nach eigenen Angaben 80 Prozent ihrer jetzigen Nutzfläche. Auch das Land hat eingesehen, „dass die HfMDK – unabhängig vom Standort – räumliche Perspektiven benötigt“, teilt das Ministerium für Wissenschaft und Kunst auf Anfrage mit. Wie es mit der HfMDK weitergehe, könne nur auf dem Hintergrund des Hochschulbauprogramms Heureka II beantwortet werden. „Derzeit befinden wir uns mitten in den Vorbereitungen für die Verhandlungen mit den 13 Hochschulen des Landes über die Verteilung der darin vorgesehenen eine Milliarde Euro“, so ein Sprecher des Ministers Boris Rhein (CDU). Weil HfMDK-Präsident Thomas Rietschel mittlerweile die Geduld ausgeht, sucht er sich bereits nach neuen Standorten. „Die Situation am Campus ist kompliziert“, sagte er im März. „Aber Stadt und Land müssen sich da mal zusammenraufen. Leute, ihr müsst das lösen, sonst ist die Idee des Kulturcampus gestorben. Wenn bis 2020 keine klare Perspektive geboten wird, geben wir den Standort auf.“

Darüber hinaus gibt es noch eine bürgerschaftliche Initiativen, die Kultur auf dem Campus ermöglichen will: der Verein „Offenes Haus der Kulturen“. Seit Jahren plant er, aus dem Studierendenhaus ein Kulturzentrum zu machen. Doch bislang scheitert das Projekt am Geld. 80.000 Euro Miete soll die ABG nach der geplanten Sanierung des Gebäudes verlangen. „Das ist definitiv zu viel“, sagt Vereinsvorstand Tim Schuster. Das liege auch daran, die geplante Sanierung der ABG nicht notwendig sei und der Verein davon auch ein Stück selbst erbringen könne. Ein Teil der Miete soll durch Weitervermietung erwirtschaftet werden, aber Schuster zufolge soll das Haus ein offenes bleiben, daher könnten die Einnahmen die Kosten nicht decken, auch die Gastronomie im Erdgeschoss, das derzeit noch als Café KoZ firmiert, soll zwar ausgebaut werden, aber nicht gewerblich sein. Daher erwartet der Verein, dass die Stadt den Großteil der Miete übernehmen soll. Aber auch Mittel der Europäischen Union hält Schuster für möglich. Erste Gespräche mit Vertretern der EU-Kommission wurden bereits geführt.

Doch wie auch beim Rest des Areals stockt die Planung, solange das Gebäude noch genutzt wird. Erst 2018 soll das neue Studierendenhaus auf dem Campus Westend das alte ersetzen. Die Kita im Erdgeschoss soll jedoch erhalten bleiben. Ob auch das Studentenwohnheim besteht, ist noch ungewiss. Am 10. September will das Offene Haus der Kulturen sein Konzept der Öffentlichkeit vorstellen. Vom 25. Bis 27 September sind Projektwerkstätten zum Kulturcampus geplant, an denen sich jeder Interessent beteiligen kann.

>> Offenes Haus der Kulturen, Informationsabend, Studierendenhaus, 10.9., Beginn 19 Uhr.
 
Fotogalerie: Campus Bockenheim Wandel zum Kulturcampus
 
6. August 2015, 11.00 Uhr
Lukas Gedziorowski
 
 
 
 
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