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Im Oktober beginnen die Bauarbeiten

Endspurt für die Altstadt

Die CDU Frankfurt hat sich angesehen, wofür sie so lange eingetreten ist: Den Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt. Auf der Baustelle geht es voran, als erstes wird das Stadthaus fertig.
Es gibt zwei Themen, die lassen das Herz des Stadtkämmerers Uwe Becker (CDU) gleich höher schlagen. Das ist zum einen die Aussicht auf den Posten des künftigen Oberbürgermeisters und zum anderen die Fertigstellung der Altstadt. Und beides gehört irgendwie zusammen. Die SPD und allen voran Oberbürgermeister Peter Feldmann gäben dem DomRömer-Projekt nur einen zweiten Platz auf der Prioritätenliste, während es ihm eine Herzensangelegenheit sei, verkündete Becker am Dienstagnachmittag vor 60 Parteifreunden, die sich für eine Begehung der Baustelle zwischen Dom und Ostzeile angemeldet hatten. Ohne die CDU und die Junge Union sei das Projekt nicht möglich gewesen. „Wir reparieren die Altstadt und geben Frankfurt ein Stück seiner Geschichte zurück. Es hat sich gelohnt, dafür zu kämpfen.“ 170 Millionen Euro kostet diese Altstadtreparatur, 70 Millionen davon will die Stadt durch die Vermarktung der Wohnungen zurückbekommen. „Es wird nicht der Versuchung nachgegeben, bei der Altstadt an der falschen Stelle zu sparen“, sagt Becker, man schulde eine gewisse Qualität den nachfolgenden Generationen.

Zeitreise in die Vergangenheit
Seit zehn Jahren wird an dem Altstadtprojekt getüftelt, rekapitulierte Thomas Kirchner, Mitglied des Dom-Römer-Ausschusses, der gleich erklärte, warum man eine Altstadt nicht 1:1 nachbauen könne: „Nach 70 Jahren gibt es Realitäten wie eine U-Bahn, Aufzüge und Gebäude, die man berücksichtigen muss.“ Ferner seien gesetzliche Vorgaben, etwa zum Brandschutz zu beachten. Dennoch wird versucht, die Altstadt nach Möglichkeit auf den historischen Parzellen zu errichten. Aus ursprünglich mal vier angedachten Rekonstruktionen sind im Laufe der Jahre 15 geplante schöpferische Neubauten geworden, dazu gesellen sich demnächst 20 neue Gebäude, die sich an den Vorgaben der Gestaltungssatzung orientieren, also ein schiefergedecktes Satteldach haben, im Erdgeschoss aus rotem Mainsandstein bestehen und an den Fassaden verputzt oder verschiefert sein sollen. Insgesamt sind 20 Architekten mit dem Bau der Altstadt beauftragt.

Die Altstadt macht Fortschritte
Im Oktober wird das Richtfest des nicht unumstrittenen Stadthauses gefeiert, der Rohbau ist fertig. Im Juni soll es dann samt Festsaal für 150 Personen benutzbar sein. „Zwischen Oktober und Februar sollen auch die Bauarbeiten an den Altstadthäuschen beginnen, die werden gleichzeitig hochgezogen“, sagt Patrik Brummermann von der DomRömer GmbH, die die Altstadt entwickelt. Bis Februar sei der Grundstock gelegt. Auch wenn es auf der Baustelle derzeit ruhig zugehe, heiße das nicht, dass nicht daran gearbeitet werde. So sei derzeit etwa ein Steinmetz in Bamberg damit beschäftigt, das Erdgeschoss der Goldenen Waage, die Rekonstruktion eines Prunkfachwerkhauses, zu gestalten. Ende 2017 soll dann die Altstadt fertig sein. In den Erdgeschossen sollen Geschäftchen nicht nur bei den Touristen für heimelige Atmosphäre sorgen, obendrüber wird gewohnt. Die Vermarktung läuft auf Hochtouren.

Der geschichtsträchtige Ort
Doch kann man der Stadt baulich seine Geschichte zurückgeben? Einst hatte Frankfurt die größte zusammenhängende Fachwerkaltstadt Deutschlands vorzuweisen. Das stellt man sich romantisch vor wie ein Idyll in einer Schneekugel. Wenn man dann bedenkt, dass die Altstadt schon Mittelpunkt des ursprünglichen Frankfurter Messewesens war – der Römer war etwa einst der Messehof römischer Kaufleute, daher der Name – und im Dom die Kaiser gekrönt wurden, die dann in Richtung Römer schritten und gefeiert wurden, dann wird einem die historische Dimension der Fläche bewusst. Doch Patrik Brummermann kann auch ernüchtern: „Mit dem Wachstum der Stadt Frankfurt bis zum Westend oder Nordend, begann der rapide Abstieg der Altstadt. Dort lebten diejenigen, die keine andere Wahl hatten, es war ein Elendsviertel.“ Da war die Fachwerkarchitektur auch kein Trost, die hatte man ohnehin teilweise hinter Schindeln versteckt, nicht nur wegen des damaligen Zeitgeistes, sondern aus Brandschutzgründen. Ungeziefer tummelte sich in den engen Häusern, die oft keine Kanalisation hatten. Ein Foto aus den 20er-Jahren veranschaulicht, dass an der heutigen Kunsthalle Schirn die Metzger und Fleischer die Ochsenhälften im Hof hängen ließen. Den Geruch zum Bild möchte man nicht mal erahnen. Die typischen Vordächer nannte man übrigens Schirn, daher der Name fürs Museum. Es war aber nicht alles Gold, das in der Erinnerung an eine Frankfurter Altstadt glänzte. Im März 1944 war all das nach einer Bombennacht ohnehin Vergangenheit.

Alles ist besser als das Technische Rathaus
2000 Fachwerkhäuser hatte es mal in Frankfurt gegeben. Viel geblieben ist davon nicht. Mitte der 40er-Jahre, nach dem Bombardement, fehlte dem Dom und der Paulskirche das Dach, der Römer war nur Fassade und vom Main bis zur Zeil waren von vielen Häusern allenfalls die Erdgeschosse übrig. In den 50er-Jahren diente die Fläche vom Römerberg bis zum Dom als Parkplatz, heute stehen die Autos dort auch, aber im unterirdischen Parkhaus. Dass man zwischen Dom und Römer mal eine Art Kulturcampus errichten wollte, einen kulturellen Ort der Begegnung, daran erinnert Patrik Brummermann während der Tour. Doch wie das bei dem Thema immer zu sein scheint, klaffen Pläne und Realität gern auseinander. Von einem Architekturwettbewerb geblieben war letztlich das Technische Rathaus, wegen seiner Kleinteiligkeit gelobt, das bald mit der Kunsthalle Schirn einen ebenso imposanten Nachbarn bekommen sollte. Ende 2017 wird es dann wieder beengt werden auf dem Areal, das dann aber hoffentlich auch bewohnt und mit Leben gefüllt wird. Ob der historische Kern der Stadt Frankfurt dann auch emotional zum Herzen Frankfurts wird, wird sich erst noch zeigen.
 
Fotogalerie:
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1. Oktober 2014, 11.22 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
 
 
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