Seit Kurzem muss ein Makler von demjenigen bezahlt werden, der ihn bestellt. Zusätzlich sollen Makler bald Nachweise über ihre Qualifikation erbringen. Welche Auswirkungen das haben wird, diskutierten drei Markt-Experten.
Christina Weber /
Wer hat diese Situation bei einer Wohnungssuche nicht schon erlebt? Die besten Mietwohnungen gibt es nur über Makler. Die rühren kaum einen Finger, wissen nicht einmal Antworten auf einfache Fragen – streichen aber eine große Provision ein. Seit Juni 2015 ist das Vergangenheit. Denn inzwischen gilt in Deutschland das Bestellerprinzip, sprich: Wer den Makler engagiert, bezahlt ihn auch. Bei Mietwohnungen ist das fast ausschließlich der Vermieter. In naher Zukunft soll zudem ein Sachkundenachweis für Makler eingeführt werden. Dann müssen sie eine gesetzliche Qualifikation nachweisen. Wie verändern solche Regulierungen den Markt? Darüber diskutierten Daniel Ritter, Geschäftsführer von von Poll Immobilien, Jost Paffrath, Mitglied der Geschäftsleitung von Immobilien Scout24 und Nikolaus Jung, Geschäftsführer von Haus und Grund. Moderierte wurde die Runde vom Ressortleiter des FAZ-Regionalteils, Matthias Alexander.
„Das Geschäft hat sich bisher nur sehr wenig verändert“, gab Ritter an. Von Poll konzentriere sich überwiegend auf Verkauf und weniger auf Vermietung, daher betreffe das Bestellerprinzip sie nicht maßgeblich. Dennoch sehe Ritter Vorteile in der neuen Regelung und auch im geplanten Sachkundenachweis. „Es wird den Markt bereinigen und das ist auch nötig“, sagte er. Professionelle Makler hätten nichts zu befürchten, nur die „weniger professionellen“ werde es das Geschäft kosten. „Es wird einen positiven Effekt haben – und ein Imagewechsel für die Branche bringen“, so Ritter.
Diese Auffassung teilte auch Paffrath. Auf der Website Immobilien Scout24 werden viele Wohnungen zur Miete angeboten und gesucht. Dennoch konnte er berichten: „Es hat sich kaum etwas geändert. 70 Prozent der Angebote kommen nach wie vor von Maklern, nur etwa 30 Prozent direkt vom Eigentümer.“ Jedoch könnten sich eben nur gute Makler halten, die einen echten Mehrwert für den Vermieter bieten. „Rund 40 Prozent fühlen sich gezwungen, die Provision um rund die Hälfte zu reduzieren“, berichtete Paffrath. Dieser Teil leiste aber auch nicht viel, verfüge etwa kaum über juristische Kenntnisse. Auch hätten viele keinen Zugang zu Schufa-Einträgen. „Wir werden beim Preis nicht verhandeln“, betonte Ritter an dieser Stelle.
Aus der Perspektive der Vermieter, beziehungsweise der Verkäufer, berichtete Jung. Haus und Grund ist der Zentralverband der Deutschen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer. Das Bestellerprinzip habe auch problematische Seiten, erklärte Jung. „Viele Vermieter versuchen es jetzt ohne Makler und das geht ganz oft schief“, sagte er. Denn die meisten würden den Kosten- und Zeitaufwand unterschätzen. Auch für Mieter habe die neue Reglung Nachteile. „Denn jetzt ist ein Makler ausschließlich für den Vermieter zuständig. Das ist für die Interessenlage des Mieters ungünstig.“
Auch über die allgemeine Lage des Immobilienmarktes wurde diskutiert. Etwa, ob man auf eine Immobilien-Blase zusteuere. „Nein“, sagte Ritter überzeugt. Dafür würden die Voraussetzungen nicht erfüllt sein – etwa müsse jeder Käufer nach wie vor Eigenkapital einbringen. „Noch haben wir keine Blase. Aber wenn wir jetzt steigende Zinsen hätten, könnte der Weg in Richtung Blase gehen“, sagte Paffrath. Dass die Zinsen in der nächsten Zeit signifikant steigen werden, hielten jedoch alle für unwahrscheinlich.