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Doch kein Terminal 3?
Landesregierung bremst Fraports Ausbauvorhaben
Die hessische Landesregierung hat die zwei von der Fraport vorgelegten Gutachten zum anstehenden Bedarf eines dritten Terminals überprüft und hegt nun aufgrund neuer Gutachten Zweifel an der Notwendigkeit eines Ausbaus.
Im Sommer wollte Fraport-Chef Stefan Schulte eigentlich die Bagger rollen lassen, auf dass das Terminal 3 bis 2021 dem erwarteten hohen Passagieraufkommen gerecht werden kann. Doch die Landesregierung könnte den Plan durchkreuzen, denn sie bezweifelt die Ergebnisse der Untersuchungen, die die Flughafenbetreibergesellschaft in Auftrag gegeben hat. Nutzen derzeit 59,6 Millionen Passagiere im Jahr den Frankfurter Flughafen, so gingen die Fraportgutachten bislang davon aus, dass es im Jahr 2020 66,4 bis 71,1 Millionen Flugreisende sein werden und im Jahr 2025 sogar bis zu 78 Millionen Reisende. Doch die schwarz-grüne Landesregierung hat sich im Koalitionsvertrag dazu verpflichtet, einen eventuellen Bau des Terminal 3 kritisch auf seine Notwendigkeit hin und auf seine Kosten zu überprüfen. Zuvor hatte der jetzige Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) im Wahlkampf gegen ein drittes Terminal gewettert, was seiner Partei vermeintlich Stimmen von Ausbaugegnern gebracht hat.
Terminal 1 ausbauen wäre günstiger
Das Terminal 3 soll mehr als 2 Milliarden Euro kosten und laut Fraport spätestens beim Erreichen von 64 Millionen Fluggästen im Jahr dringend erforderlich sein, weil die Kapazitäten der beiden anderen Terminals nicht ausreiche. Hierbei gehe es vor allem um fehlende Gatepositionen. Die Baugenehmigungen liegen vor. Doch die nochmalige Prüfung durch die Landesregierung ergab, dass sich der Flugverkehr langsamer entwickle als in den Fraportstudien angenommen. Al-Wazir empfahl daher Fraport, den Bedarf nochmal zu überprüfen. Eine etwaige Erweiterung des Terminal 1 könne Engpässe vermeiden helfen und wäre mit 860 Millionen Euro Kosten deutlich günstiger als ein neues drittes Terminal. Dieses könne man, den tatsächlichen Bedarf vorausgesetzt, dann ja immer noch bauen. „Angesichts eines Investitionsvolumens von bis zu drei Milliarden Euro, der damit verbundenen erheblichen ökonomischen Herausforderungen für die Fraport AG und angesichts der bei Anliegern des Flughafens vorhandenen Sorgen über die möglichen Auswirkungen des geplanten Baus eines dritten Terminals auf die Rhein-Main-Region, war diese Plausibilitätsprüfung geboten. Die Endentscheidung verbleibt selbstverständlich bei der Fraport AG“, so Walter Arnold, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag.
Die Bürgerinitiativen sehen sich bestätigt
Das vom Landtag vorgestellte Ergebnis nahmen Bürgerinitiativen wie die Sachsenhäuser BIS freudig zur Kenntnis. „Die Landesregierung rät Fraport vom Bau des Terminal 3 ab. Als Konsequenz muss nun auch der Betrieb der Nord-West-Landebahn auf den Prüfstand“, sagt etwa deren Sprecherin Ursula Fechter. „Wir sehen darin eine Bestätigung und einen großen Erfolg unserer Aufklärungsarbeit. Für die Investitionsentscheidung zum Bau von Terminal 3 war sowohl die Entwicklung der Passagierzahlen als auch die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens von Bedeutung, das öffentliche Interesse wurde mit dem Zuwachs an Arbeitsplätzen begründet.“ All diese Begründungen habe man widerlegt. Die Bürgerinitiative Sachsenhausen kritisiert nun, dass die betriebswirtschaftliche Entscheidung wieder zurück an die Fraport gespielt worden sei, ein konsequenteres Vorgehen der Landesregierung sei wünschenswert gewesen. Die Bürgerinitiative bemängelt nicht nur den Ausbau aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit, sie argumentiert auch, dass die Anzahl der Beschäftigten bei Fraport seit Jahren stagniere, von Arbeitsplatzmotor ergo nicht die Rede sein könne. Und da sich der Flughafen also nicht so wie erwartet entwickle, könne man auch die für Lärm sorgende Nord-West-Landebahn erneut auf ihren Bedarf überprüfen.
„Die neuen Gutachten belegen die vom Frankfurter Oberbürgermeister Feldmann und den Bürgerinitiativen geäußerten Zweifel an der Notwendigkeit des Terminals 3 im bisher geplanten Umfang“, sagt Klaus Oesterling, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Römer. „Wenn die Landesregierung der Auffassung ist, ein Ausbau des Terminals 1 sei wesentlich kostengünstiger als der Bau eines neuen Terminals, so müssen die Mehrheitseigner Land Hessen und Stadt Frankfurt das auch gegenüber dem Fraport-Vorstand durchsetzen“.
Wirtschaftlicher Nachteil ohne Terminal 3
Die IHK sieht durch einen verzicht auf ein drittes Terminal die notwendige Drehkreuzfunktion von Frankfurt für Deutschland und Zentraleuropa gefährdet, vor allem im internationalen Wettbewerb. „Nur durch die Drehkreuzfunktion des Flughafens ist die Attraktivität der Region als Standort für international agierende Unternehmen gewährleistet. Und diese gilt es durch das Terminal zu stärken“, sagt Alexander Theiss, Geschäftsführer der Abteilung Standortpolitik der IHK Frankfurt. "Der Bau eines dritten Terminals ist ein wichtiges Signal für Unternehmen, die in FrankfurtRheinMain und Deutschland investieren wollen“, so Theiss.
Fraport hält an seinen Prognosen fest
Fraport indes begrüßt, dass nun endlich abschließende Erkenntnisse vorliegen. Man habe die Erweiterung der Kapazitäten mehrfach überprüft. Fraport hält an ihren Ergebnissen fest und fühlt sich durch die Langfristverkehrsprognose des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), die bis zum Jahr 2030 im Luftverkehr ein durchschnittliches Passagierwachstum von etwa 2,5 Prozent pro Jahr erwartet, bestätigt. Fraport gehe immer noch davon aus, dass 2021 insgesamt 64 Millionen Fluggäste den Flughafen an seine Kapazitätsgrenze bringen werden. Man werde nun die Prüfgutachten im Detail durcharbeiten und die Erkenntnisse in einer abschließenden Bewertung einfließen lassen, teilt Fraport mit.
Terminal 1 ausbauen wäre günstiger
Das Terminal 3 soll mehr als 2 Milliarden Euro kosten und laut Fraport spätestens beim Erreichen von 64 Millionen Fluggästen im Jahr dringend erforderlich sein, weil die Kapazitäten der beiden anderen Terminals nicht ausreiche. Hierbei gehe es vor allem um fehlende Gatepositionen. Die Baugenehmigungen liegen vor. Doch die nochmalige Prüfung durch die Landesregierung ergab, dass sich der Flugverkehr langsamer entwickle als in den Fraportstudien angenommen. Al-Wazir empfahl daher Fraport, den Bedarf nochmal zu überprüfen. Eine etwaige Erweiterung des Terminal 1 könne Engpässe vermeiden helfen und wäre mit 860 Millionen Euro Kosten deutlich günstiger als ein neues drittes Terminal. Dieses könne man, den tatsächlichen Bedarf vorausgesetzt, dann ja immer noch bauen. „Angesichts eines Investitionsvolumens von bis zu drei Milliarden Euro, der damit verbundenen erheblichen ökonomischen Herausforderungen für die Fraport AG und angesichts der bei Anliegern des Flughafens vorhandenen Sorgen über die möglichen Auswirkungen des geplanten Baus eines dritten Terminals auf die Rhein-Main-Region, war diese Plausibilitätsprüfung geboten. Die Endentscheidung verbleibt selbstverständlich bei der Fraport AG“, so Walter Arnold, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Hessischen Landtag.
Die Bürgerinitiativen sehen sich bestätigt
Das vom Landtag vorgestellte Ergebnis nahmen Bürgerinitiativen wie die Sachsenhäuser BIS freudig zur Kenntnis. „Die Landesregierung rät Fraport vom Bau des Terminal 3 ab. Als Konsequenz muss nun auch der Betrieb der Nord-West-Landebahn auf den Prüfstand“, sagt etwa deren Sprecherin Ursula Fechter. „Wir sehen darin eine Bestätigung und einen großen Erfolg unserer Aufklärungsarbeit. Für die Investitionsentscheidung zum Bau von Terminal 3 war sowohl die Entwicklung der Passagierzahlen als auch die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens von Bedeutung, das öffentliche Interesse wurde mit dem Zuwachs an Arbeitsplätzen begründet.“ All diese Begründungen habe man widerlegt. Die Bürgerinitiative Sachsenhausen kritisiert nun, dass die betriebswirtschaftliche Entscheidung wieder zurück an die Fraport gespielt worden sei, ein konsequenteres Vorgehen der Landesregierung sei wünschenswert gewesen. Die Bürgerinitiative bemängelt nicht nur den Ausbau aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit, sie argumentiert auch, dass die Anzahl der Beschäftigten bei Fraport seit Jahren stagniere, von Arbeitsplatzmotor ergo nicht die Rede sein könne. Und da sich der Flughafen also nicht so wie erwartet entwickle, könne man auch die für Lärm sorgende Nord-West-Landebahn erneut auf ihren Bedarf überprüfen.
„Die neuen Gutachten belegen die vom Frankfurter Oberbürgermeister Feldmann und den Bürgerinitiativen geäußerten Zweifel an der Notwendigkeit des Terminals 3 im bisher geplanten Umfang“, sagt Klaus Oesterling, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Römer. „Wenn die Landesregierung der Auffassung ist, ein Ausbau des Terminals 1 sei wesentlich kostengünstiger als der Bau eines neuen Terminals, so müssen die Mehrheitseigner Land Hessen und Stadt Frankfurt das auch gegenüber dem Fraport-Vorstand durchsetzen“.
Wirtschaftlicher Nachteil ohne Terminal 3
Die IHK sieht durch einen verzicht auf ein drittes Terminal die notwendige Drehkreuzfunktion von Frankfurt für Deutschland und Zentraleuropa gefährdet, vor allem im internationalen Wettbewerb. „Nur durch die Drehkreuzfunktion des Flughafens ist die Attraktivität der Region als Standort für international agierende Unternehmen gewährleistet. Und diese gilt es durch das Terminal zu stärken“, sagt Alexander Theiss, Geschäftsführer der Abteilung Standortpolitik der IHK Frankfurt. "Der Bau eines dritten Terminals ist ein wichtiges Signal für Unternehmen, die in FrankfurtRheinMain und Deutschland investieren wollen“, so Theiss.
Fraport hält an seinen Prognosen fest
Fraport indes begrüßt, dass nun endlich abschließende Erkenntnisse vorliegen. Man habe die Erweiterung der Kapazitäten mehrfach überprüft. Fraport hält an ihren Ergebnissen fest und fühlt sich durch die Langfristverkehrsprognose des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), die bis zum Jahr 2030 im Luftverkehr ein durchschnittliches Passagierwachstum von etwa 2,5 Prozent pro Jahr erwartet, bestätigt. Fraport gehe immer noch davon aus, dass 2021 insgesamt 64 Millionen Fluggäste den Flughafen an seine Kapazitätsgrenze bringen werden. Man werde nun die Prüfgutachten im Detail durcharbeiten und die Erkenntnisse in einer abschließenden Bewertung einfließen lassen, teilt Fraport mit.
5. März 2015, 09.25 Uhr
Nicole Brevoord
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig Mehr von Nicole
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