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Die Bürostadt wird zum Quartier

Pioniere erobern das Lyoner Viertel

Leerstehende Flächen gibt es in der Bürostadt Niederrad en masse, während in Frankfurt Wohnungsnot herrscht. Darum soll das Lyoner Viertel künftig ein Quartier sein, in dem gewohnt und nicht nur gearbeitet wird.
30 000 Wohnungen fehlen in Frankfurt, hatte Planungsdezernent Olaf Cunitz (Grüne) in der vergangenen Woche prophezeit. Wenn es nach Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) geht, dann kann es mit dem Wohnungsbau in der Stadt nicht schnell genug gehen. Viel Potenzial bietet da die Bürostadt, in der 25 000 Menschen arbeiten aber auch 300 000 Quadratmeter veraltete Büroflächen leerstehen. Die nicht genutzten Bürotürme sollen nun, falls sie marode sind, abgerissen werden oder zu Wohnungen umgebaut werden und freie Flächen nachverdichtet werden. Am Donnerstag schaute sich Peter Feldmann das 144 Hektar große Gewerbegebiet an und ließ sich zeigen, wo dank eines angepassten Bebauungsplanes bald 3000 Wohnungen für 6000 neue Einwohner entstehen könnten.

Im Frühjahr wollen Eckart von Schwanenflug und Detlef Hans Franke mit ihrer Standortinitiative richtig loslegen und der Bürostadt zu neuer Blüte verhelfen. Wenn Brachen bebaut und Büroräume in Wohnträume verwandelt würden, könnte aus dem Areal ein Quartier werden, das nicht wie jetzt abends ausgestorben ist, sondern durch Restaurants, Cafés und Läden auch für Anwohner belebt wird. Derzeit versuchen von Schwanenflug und Franke die Eigentümer vieler Bürohäuser ausfindig zu machen, um sie für ihre Idee der Neuausrichtung zu begeistern. „Künftig werden hier Millionen investiert“, ist sich von Schwanflug sicher.

Wie eine geglückte Konversion aussieht, davon konnte sich Peter Feldmann in der Lyoner Straße 19 ein Bild machen. Aus einem leerstehenden Hochhaus hat der Frankfurter Architekt Stefan Forster ein attraktives Wohngebäude entwickelt, das drei zusätzliche Etagen für eine bessere Proportionierung bekommen hat. 15,4 Millionen Euro hat das Projekt gekostet, bei dem bis Mitte 2010 insgesamt 98 teilmöblierte Wohnungen entstanden sind. Längst ist die Lyoner Straße 19 nicht mehr das einzige Bauprojekt. „Vor einem Jahr hätte ich für das Gebiet keinen Pfifferling gegeben, jetzt weiß ich, wie viel sich hier entwickelt und ich bin begeistert“, sagt Franke, der nicht müde wird den verkehrsgünstig gelegenen Stadtteil „Lyoner Viertel“ zu bewerben. Auch wenn Fluglärm und die nahegelegene, gelegentlich müffelnde, Kläranlage derzeit noch zwei kleine Haken am Viertel sind.

„Bei der Expo Real in München hatte ich schon Gelegenheit, mir das Konzept anzuschauen“, sagt Peter Feldmann, der sich noch wehmütig an das Vergnügungs- und Freizeitzentrum Pueblo in der Bürostadt erinnert, das letztlich abgerissen wurde. „Damals hätte man schon wissen müssen, dass Büros alleine für ein Viertel nicht reichen. Wir müssen Wohnfläche zurückgewinnen. Konversion ist zwingend notwendig, denn wir haben 2 Millionen Quadratmeter leere Bürofläche in Frankfurt.“ Feldmann erhofft sich durch verstärktes Wohnungsbauen auch „den spekulativen Druck aus dem Wohnmarkt herauszunehmen.“ In Stadtteilen wie dem Nordend oder Bornheim verdiene sich manch einer eine goldene Nase aber man müsse auch der grassierenden Gentrifizierung entgegentreten.

Doch im Lyoner Viertel gibt es auch spekulativen Leerstand. Oder es stehen Flächen wie in den blauschillernden Zwillingstürmen leer, weil sie, wie Frank Junker von der ABG Holding erklärt, wegen Brandschutzmaßnahmen saniert werden müssten. Und damit beginnt man erst, wenn sich neue Mieter melden. Im Falle der Lyoner Straße 19 koste der Quadratmeterpreis nun 12 Euro, als Bürofläche seien gerade mal 6 Euro dafür aufgerufen worden. „20 Prozent der Büroflächen sind umwandelbar“, sagt Frank Junker. „Es kann auch sein dass das Quartier durch die Wohnungen auch für Büros wieder attraktiver wird.“

Die ABG Holding hat von der Bahn ein Areal an der Hahnstraße erworben, auf dem einst Kleingärten standen. Künftig sollen auf der derzeitigen Wiese 140 Wohnungen, jeweils mit einer Kaltmiete von 11,50 Euro pro Quadratmeter, und eine Kita entstehen. Im April/ Mai kommenden Jahres soll mit den Bauarbeiten, für die Junker mit Kosten von 38 Millionen Euro rechnet, begonnen werden. 2015 soll das Wohnhaus fertig sein. „Die Verfahren müssen effektiviert werden“, fordert Feldmann, dem die behördlichen Vorarbeiten bis zum Baubeginn schlicht zu lange dauern.

Wenn nun noch mehr Fußwege entstünden, die Stadtentwässerung dazu bewegt werden könnte, die Kläranlage zu überbauen und der von Feldmann geforderte Lärmdeckel den Fluglärm minimieren würde, dann wäre das Viertel gleich viel wohnlicher. „Von einem richtigen Quartier kann man jetzt noch nicht sprechen“, sagt von Schwanenflug. Aber es entwickelt sich langsam.

Die ABG Holding will etwa auch in der Hahnstraße 37-41 zwei leerstehenden Bürokomplexe abreißen und dort 170 Wohnungen, auch für Studenten, errichten. Manchmal stünden die Deckenhöhen und die fehlenden sanitären Anlagen einer Konversion im Wege, ein Abriss sei günstiger, sagt Junker. Damit die Bewohner auch eine Infrastruktur haben, soll in das neu entstehende Wohngebäude auch ein Aldi, eine DM-Drogerie und ein Edeka einziehen. „Wir wollen einen Magneten schaffen“, sagt Junker, der 52 Millionen Euro in das Projekt an der Hahnstraße 37–41 investiert. Die Mietpreise der preisfreien Wohnungen sollen bei 11,50 Euro liegen, ein Drittel der Wohnungen soll gefördert sein und zwischen 6,75 und 9,70 Euro pro Quadratmeter kosten. Im Frühjahr kommenden Jahres sollen die beiden Bürogebäude abgerissen werden, damit viele Frankfurter anderthalb Jahre später eine neue Bleibe im Lyoner Viertel haben.

„Wenn einer mal mit so einem Projekt anfängt, dann ziehen andere nach“, ist sich Frank Junker sicher. Und so schlecht ist das Lyoner Viertel nicht. Von hier aus gibt es einen Trampelpfad zum Stadion, die S-Bahn fährt dort ab und der Wald ist ganz in der Nähe.

Im Bild zu sehen (v.l.n.r.): Detlef Hans Franke, Frank Junker, Peter Feldmann und Eckart von Schwanenflug
 
Fotogalerie:
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13. Dezember 2013, 10.53 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
 
 
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