Die Stiftung Altes Neuland will in Frankfurt Brückenanlagen über mehrspurigen Straßen errichten, auf denen sowohl bezahlbarer Wohnraum als auch begrünte Fahrwege entstehen sollen.
Till Geginat /
Beim Anblick der Konzeptskizzen zu den Brückenanlagen über der Straße kommt dem ein oder anderen sicherlich die als Parkanlage genutzte ehemalige Güterzugtrasse High Line in New York in den Sinn. Die Stiftung Altes Neuland Frankfurt plant nicht weniger, als in Frankfurt eine zweite Ebene zu errichten, auf dem aber nicht bloß Parks entstehen sollen.
Vielmehr hat die Stiftung zum Ziel, über Frankfurt „grüne Brücken“ aufzustellen. Sie sollen Platz für bezahlbaren, architektonisch ansprechenden und energetisch modernen Wohnraum und Grünanlagen bieten. Darüber informiert die Stiftung ausführlich auf ihrer Internetseite. Zusätzlich sollen die Brücken, die zwischen Innenstadt und den anderen Stadtteilen verlaufen sollen, weiterhin den Verkehr unter ihnen ermöglichen und gleichzeitig selbst als neue Infrastruktur der Stadt fungieren. Oben Stromerzeugung, unten Speicherung
Auf den Brücken sollen demnach Solaranlagen in großem Umfang Strom erzeugen, der dann über ihre Wege verteilt oder in unterirdischen Speichermedien wie mittels Wasserstoffes gespeichert werden kann. Regenwasser könnte ebenso über die Brücken zu Speicherorten verbracht und sowohl für die Flora auf den Brücken als auch für das Innenstadtgrün eingesetzt werden.
Für autonomen Verkehr vorgesehene Fahrwege sollen auf den Brücken außen liegen und Spazierwege in der Mitte, sodass die Verkehrsteilnehmer sich nicht in die Quere kommen. Der selbstfahrende Verkehr soll dabei einfach per App gerufen werden und so koordiniert an einzelnen Stationen halten können.
Nachhaltigkeit ist eine wichtige Vorgabe: Kein Baum und kein Verkehrsweg unten soll verschwinden; an besonderen Stellen, wie engeren Straßen, soll der Brückenkorpus aus begehbarem Glas bestehen, um möglichst viel Licht durchzulassen. Andererseits sollen die Glaskonstruktionen Sichtschutz für angrenzende Häuser bieten, indem das Glas speziell angeschliffen wird.
Geplant wird das Projekt von mehr als 100 Bürgerinnen und Bürgern aus verschiedenen Disziplinen wie Architektur, Transportwesen, IT und Energie. Die Finanzierung soll über ein Crowdfunding großer deutscher und europäischer Konzerne erfolgen.
„Die ersten 100 Jahre ab Planungsbeginn stehen die Frankfurter Brücken im Dienste der Gesellschaft, also für bezahlbaren Wohnraum, Kultur, Bildung und vor allem auch Forschung und Wissenschaft“, heißt es auf der Internetseite. Nach Fertigstellung sollen sie der Stadt verkauft und erst nach 100 Jahren an die Eigentümer übergeben werden.