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Verein „Pro Mater Sano“

„Frauen sind das Herzstück unserer Gesellschaft"

Der Frankfurter Verein „Pro Mater Sano“ setzt sich für finanzielle und psychische Hilfsangebote für krebskranke Frauen mit Babys und Kleinkindern ein. Ein Gespräch mit Charlotte Arnold vom Vorstand über ihre eigene Geschichte, den Behörden-Dschungel und langfristige Ziele.
JOURNAL FRANKFURT: Frau Arnold, wann wurde der gemeinnützige Verein „Pro Mater Sano“ gegründet und mit welchem Anliegen?
Charlotte Arnold: Der Verein ist noch recht jung und wurde erst Mitte 2019 gegründet. Wir sind mittlerweile aber schon gut gewachsen und professionell aufgestellt. Entstanden ist der Verein aus meiner eigenen Geschichte: Ich bin 2017 an Brustkrebs erkrankt – während meiner Schwangerschaft. Mit 31 Jahren bin ich so selbst zu einer Betroffenen geworden und habe während meiner Schwangerschaft eine Chemotherapie begonnen. Während dieser Zeit habe ich gemerkt, dass wir hier in Deutschland zwar ein gutes Gesundheitssystem haben, man an vielen Stellen aber doch alleine gelassen wird. Vielen jungen, an Krebs erkrankten Müttern fehlt schlichtweg die Kraft, beispielsweise einen Antrag auf eine Haushaltshilfe auszufüllen oder sich durch den Behörden-Dschungel zu kämpfen.

Erschwerend kommt hinzu, dass man in jungen Jahren häufig kaum finanzielle Rücklagen hat. Zu jeder Krebserkrankung muss man gewisse Zuzahlungen leisten. Das bedeutet, dass Krebs auch immer eine finanzielle Belastung für die Betroffenen bedeutet. Ein weiterer Punkt ist die Belastung durch die Kinder. Man ist in diesem Moment schwer krank und hat aber gleichzeitig Kinder oder ein Baby zu versorgen. Dabei kommt ein ganzes System zum Erliegen. Häufig bricht zu Hause alles auseinander, wenn Mütter erkranken. Abhilfe gegen all diese Dinge soll der Verein schaffen. Frauen sind das Herzstück unserer Gesellschaft und halten alles zusammen, deswegen hat sich der Verein speziell auf die Hilfe für erkrankte Mütter fokussiert.

Was bietet der Verein erkrankten Müttern?
Laut unserer Satzung ist Zweck des Vereins, die Förderung von physischen und psychischen Rehabilitations- und Hilfsangeboten für krebskranke Frauen mit Babys und Kleinkindern bis sieben Jahre. Aktuell sind die Hilfsangebote aber noch primär finanzieller Natur. Wir möchten aber in Zukunft gerne den Bereich der Seelsorge implementieren, da wir gemerkt haben, dass da ein enormer Bedarf ist. Darüber hinaus unterstützen wir beim Antragstellen und sozialrechtlichen Themen und Fragen, beispielsweise welcher Leistungsträger für wen verantwortlich ist. Wir bezahlen im Prinzip all das, was die Sozialleistungsträger nicht oder nur teilweise bezahlen. Das können Zuzahlungen zur Chemo, zu einer Haushaltshilfe oder zu einer Perücke sein. Die Fördermöglichkeiten für junge krebskranke Mütter sind so vielfältig und individuell, wie die Erkrankungen selbst. Generell geht es uns um eine unbürokratische, schnelle und diskrete Lösung für die Betroffenen.

Wie finanziert sich der Verein?
Wir finanzieren uns überwiegend über Spenden. Spendenakquise bedeutet natürlich sehr viel Arbeit und man muss bedenken, dass wir alle ehrenamtlich tätig sind. Wir haben aber eine hohe Resonanz und erleben immer wieder eine große Hilfsbereitschaft. Momentan verkaufen wir unseren „Heimat-Liebe-Kalender“. Der Reinerlös aus dem Verkauf dieses Kalenders kommt komplett dem Verein zugute. Wir planen aber auch verschiedene Charity-Veranstaltungen im kommenden Jahr und die Herausgabe eines eigenen Kinderbuches. Dafür haben wir eine Kinderbuchautorin gefunden, die das mit uns gemeinsam unentgeltlich realisiert. Das Buch soll das Thema Krebs kindgerecht aufarbeiten und Wege zeigen, wie ich mit meinen Kindern darüber sprechen kann. Illustriert werden soll das Buch dann von einer Künstlerin, die bei uns Mitglied ist.

Im Rahmen des hessischen Förderpreises „Ehrenamt“ wird der Verein mit 5000 Euro unterstützt. Was ist mit dem Geld geplant?
Das Geld wollen wir in Richtung Seelsorge investieren. In einer Supervision mit regelmäßigen Sitzungen wollen wir uns über den Umgang mit der Krankheit Krebs, die Kommunikation mit den betroffenen Frauen und die eigene seelische Stabilität austauschen. Darüber hinaus wollen wir in die Weiterentwicklung des Vereins investieren und uns den Frauen gegenüber professionell aufstellen, damit wir eine ganzheitliche Hilfe leisten können. Dadurch, dass ich selbst betroffen bin, geht mir natürlich jeder Fall unter die Haut. Gleichzeitig ist es aber wichtig, auch Abstand zu den einzelnen Schicksalen zu gewinnen, um den Müttern die beste Hilfe leisten zu können.

Was ist das langfristige Ziel des Vereins?
Unser Traum ist die Errichtung eines onkologischen Rehabilitationszentrums, in dem insbesondere krebskranke Mütter und deren Babys beziehungsweise Kleinkinder liebevoll und bedarfsgerecht gestärkt werden. Für unsere spezielle Zielgruppe gibt es in Deutschland fast keine Einrichtungen, in denen man gemeinsam mit seinem Baby eine Reha machen kann. Krebs spielt in der allgemeinen Wahrnehmung vornehmlich eine Rolle bei älteren Menschen. Wir wollen allerdings darauf aufmerksam machen, dass es auch viele junge Frauen betrifft und diese mit ihren Sorgen und Ängsten nicht allein sind.

>> Weitere Informationen zu einer Mitgliedschaft, Kontakt- oder Spendenmöglichkeiten erhalten Interessierte auf der Vereins-Webseite.
 
Fotogalerie:
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26. November 2021, 10.40 Uhr
Margaux Adam
 
Margaux Adam
Jahrgang 1991, Studium der Literaturwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, seit Februar 2020 beim JOURNAL FRANKFURT. – Mehr von Margaux Adam >>
 
 
 
 
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