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Ostpark: Vermüllung nimmt zu
32 Hektar Dreck
Mit einer Fläche von über 32 Hektar ist der Ostpark die zweitgrößte Grünanlage in Frankfurt. Bereits seit Jahren vermüllt der Park jedoch zusehends. Insbesondere im Sommer reichen die von der Stadt aufgestellten Mülltonnen nicht aus. Auch die Gänseproblematik nimmt überhand.
Nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie wird über die zunehmende Vermüllung Frankfurts diskutiert. Mit dem Lockdown wurden allerdings die seit geraumer Zeit bestehenden Missstände weiter verstärkt. Richtete sich die Aufmerksamkeit kürzlich noch vorrangig auf das Bahnhofsgebiet, beklagen inzwischen auch Anwohnerinnen und Anwohner anderer Stadtteile die Zustände, derer die Stadt Frankfurt nicht Herrin zu werden scheint. Besonderer Stein des Anstoßes: der Frankfurter Ostpark. In den vergangenen Jahren geriet die Grünanlage im Ostend regelmäßig in die Schlagzeilen. Jeden Sommer aufs Neue türmen sich an den Grillplätzen die Müllberge – und dass, obwohl die Stadt jährlich rund 82 000 Euro in die Reinigung investiert. Essensreste, zerbrochene Flaschen, Einmalgrille oder teils noch glühende Kohlereste werden achtlos liegengelassen. Hinzu kommen seit einigen Jahren die Nil- und Graugänse, die sich ebenfalls nicht darum bemühen, ihren Kot zu entsorgen.
In diesen Sommerferien, die pandemiebedingt mehr Menschen zwingt, ihren Urlaub in Frankfurt zu verbringen, scheint die Verwahrlosung endgültig überhandzunehmen. „Die Vermüllung nimmt besorgniserregende Zustände an“, berichtet ein Anwohner, dessen tägliche Joggingrunde durch den Ostpark führt. Zwar stelle die Stadt Müllcontainer im Grillbereich auf, allerdings nur am Wochenende. „Offensichtlich kann sich seitens der Stadtverwaltung niemand vorstellen, dass Menschen im Sommer auch unter der Woche grillen und Müll verursachen.“
Zudem würden die Container oftmals nicht innerhalb eines Wochenendes geleert. Offensichtliche Mängel, so der Vorwurf in Richtung Stadt, würden nicht erkannt, geschweige denn behoben. So ist beispielsweise in der Nähe der Grillplätze ein Müllbehälter aus Kunststoff platziert – der inzwischen abgebrannt ist, innerhalb von drei Wochen jedoch nicht ersetzt wurde. Und auch die für die Sammlung heißer Asche gedachten Betonbehälter sind bereits gerissen. In der Konsequenz landet der verursachte Müll häufig neben, statt in der Tonne. Oder er wird gleich am Grillplatz zurückgelassen. Die eingesetzten Parkwächter ahndeten Verstöße nach Beobachtung der Anwohnenden nicht ausreichend. Gänse und Krähen verteilten die Überreste dann großflächig im Park. Die Gänse stellen ohnehin ein Problem für sich dar. Sei es das Mainufer oder eben der Ostpark: Wo diese Tiere zu finden sind, verschwinden Liegeflächen unter Kot oder werden bei der Nahrungssuche abgegrast, bis nur noch trockener Staub zurückbleibt.
4000 Mülleimer in Parks und Grünanlagen
Das zuständige Dezernat für Umwelt, dem die Stabsstelle Sauberes Frankfurt angegliedert ist, reagiert betroffen auf den Vorwurf, die Stadt habe die Lage nicht im Griff und bemühe sich nicht um eine Verbesserung. Seit Beginn der Corona-Krise verzeichne die Stadt einen Zuwachs des Mülls im öffentlichen Raum von etwa 30 Prozent, heißt es vonseiten des Dezernats. „Bereits im Mai wurde mit zusätzlichen Reinigungen darauf reagiert, für die in diesem Jahr voraussichtlich ein sechsstelliger Betrag fällig wird. Die Mitarbeitenden der Reinigungsfirmen arbeiten vielfach am Limit“, so eine Sprecherin von Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Bündnis 90/Die Grünen). Mehr Müllbehälter aufzustellen scheine zwar eine schnelle Lösung zu sein, allerdings stünden in den Grünanlagen Frankfurts aktuell allein 4000 Mülleimer. „Selbst da, wo Mülleimer stehen, werden sie nicht immer genutzt“, so die Sprecherin.
Bezüglich der Gänseproblematik suche man nach Lösungen, um den Tieren „Rückzugsorte“ zu schaffen, um sie den Liegeflächen fernzuhalten. Seit 2019 gibt es außerdem einen fest installierten Zaun, der durch eine Hecke aus Rosmarin-Weide begrünt wurde, um, so das Dezernat, „den Gänsen die Sicht auf die Liegewiese zu erschweren“. Problematisch dabei: Die Gänse können fliegen.
Laut Umweltdezernat werde der Ostpark derzeit täglich einmal gereinigt, auch an den Wochenenden. Dies schließe auch die Leerung der Papierkörbe mit ein. „An den Wochenenden stehen zusätzlich von Freitag bis Montagfrüh am Grillplatz zwei 1,1- Kubikmeter-Müllcontainer zur Verfügung“, erklärt die Sprecherin Heiligs. „Bislang waren diese Container aus Sicht der Stadt durchaus ausreichend. Im Gegenteil war die Erfahrung, dass die Container in den vergangenen beiden Jahren nicht voll ausgenutzt wurden, der Müll aber daneben abgestellt wurde oder dort blieb, wo gefeiert oder gegessen wurde.“
Fahrlässigkeit oder mutwillige Brandstiftung
Bezüglich der Kunststoff-Müllbehälter sei laut Umweltdezernat festzuhalten, dass „Standardmülltonnen aus Kunststoff zu 120 Liter seit vielen Jahren in den Einhausungen eingesetzt werden. Leider kommt es gelegentlich vor, dass der Inhalt von Mülleimern im öffentlichen Raum aus Fahrlässigkeit oder gezielt in Brand gerät.“ Um dem vorzubeugen, werde das Grünflächenamt künftig an bestimmten Stellen die Kunststoff-Mülltonnen durch Metalleinsätze ersetzen.
Die Parkwächter, die im Auftrag der Stadt Frankfurt die Einhaltung der Grünanlagensatzung überwachen, sprechen die Besucherinnen und Besucher des Parks zwar auf Verstöße an, „allerdings sind sie nicht befugt Ordnungswidrigkeiten zu ahnden“, erklärt die Sprecherin der Umweltdezernentin. „Sie sind aber angewiesen, in Fällen der Nichtbeachtung, die Stadt- oder Landespolizei zu informieren.“
Postleb: „Good-Will-Kampagnen reichen nicht“
Darin erkennt auch Peter Postleb die größte Schwachstelle. Postleb leitete von 2001 bis 2013 die Stabsstelle Sauberes Frankfurt. Kürzlich wurde der inzwischen 71-Jährige aus dem Ruhestand zurückgeholt, um die Stadt als ehemaliger „Müllsheriff“ beratend zu unterstützen. In seiner aktiven Zeit führte Peter Postleb unter anderem einen Bußgeldkatalog ein und trieb die engere Zusammenarbeit zwischen Stadtpolizei, Landespolizei, Stabsstelle und der FES voran. Genau das fehle heute, so Postleb. Zwar sei es sinnvoll, mehr Mülltonnen aufzustellen, insbesondere während der Sommerferien, genauso wichtig sei jedoch die konsequente Ahndung von Verstößen.
„Es ist natürlich nicht finanzierbar, dass die Stadtpolizei Dauerpräsenz zeigt, aber es muss schon mehr Druck auf die Menschen ausgeübt werden“, ist Peter Postleb überzeugt. „In den vergangenen Jahren wurden die Bußgelder vernachlässigt. Die Menschen müssen verstehen, dass es gewisse Regeln gibt – und sie müssen, erfahren, dass sie bestraft werden, wenn sie sich nicht daran halten. Wer nicht hören will, muss fühlen.“ Reine „Good-Will-Kampagnen“ reichten nicht; damit erreiche man nur die Menschen, die ohnehin gewillt seien, sich an die „Spielregeln“ zu halten. Die Beschwerden über die Situation im Ostpark werde er an das Umweltdezernat zur Suche nach Lösungen herantragen.
In diesen Sommerferien, die pandemiebedingt mehr Menschen zwingt, ihren Urlaub in Frankfurt zu verbringen, scheint die Verwahrlosung endgültig überhandzunehmen. „Die Vermüllung nimmt besorgniserregende Zustände an“, berichtet ein Anwohner, dessen tägliche Joggingrunde durch den Ostpark führt. Zwar stelle die Stadt Müllcontainer im Grillbereich auf, allerdings nur am Wochenende. „Offensichtlich kann sich seitens der Stadtverwaltung niemand vorstellen, dass Menschen im Sommer auch unter der Woche grillen und Müll verursachen.“
Zudem würden die Container oftmals nicht innerhalb eines Wochenendes geleert. Offensichtliche Mängel, so der Vorwurf in Richtung Stadt, würden nicht erkannt, geschweige denn behoben. So ist beispielsweise in der Nähe der Grillplätze ein Müllbehälter aus Kunststoff platziert – der inzwischen abgebrannt ist, innerhalb von drei Wochen jedoch nicht ersetzt wurde. Und auch die für die Sammlung heißer Asche gedachten Betonbehälter sind bereits gerissen. In der Konsequenz landet der verursachte Müll häufig neben, statt in der Tonne. Oder er wird gleich am Grillplatz zurückgelassen. Die eingesetzten Parkwächter ahndeten Verstöße nach Beobachtung der Anwohnenden nicht ausreichend. Gänse und Krähen verteilten die Überreste dann großflächig im Park. Die Gänse stellen ohnehin ein Problem für sich dar. Sei es das Mainufer oder eben der Ostpark: Wo diese Tiere zu finden sind, verschwinden Liegeflächen unter Kot oder werden bei der Nahrungssuche abgegrast, bis nur noch trockener Staub zurückbleibt.
4000 Mülleimer in Parks und Grünanlagen
Das zuständige Dezernat für Umwelt, dem die Stabsstelle Sauberes Frankfurt angegliedert ist, reagiert betroffen auf den Vorwurf, die Stadt habe die Lage nicht im Griff und bemühe sich nicht um eine Verbesserung. Seit Beginn der Corona-Krise verzeichne die Stadt einen Zuwachs des Mülls im öffentlichen Raum von etwa 30 Prozent, heißt es vonseiten des Dezernats. „Bereits im Mai wurde mit zusätzlichen Reinigungen darauf reagiert, für die in diesem Jahr voraussichtlich ein sechsstelliger Betrag fällig wird. Die Mitarbeitenden der Reinigungsfirmen arbeiten vielfach am Limit“, so eine Sprecherin von Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Bündnis 90/Die Grünen). Mehr Müllbehälter aufzustellen scheine zwar eine schnelle Lösung zu sein, allerdings stünden in den Grünanlagen Frankfurts aktuell allein 4000 Mülleimer. „Selbst da, wo Mülleimer stehen, werden sie nicht immer genutzt“, so die Sprecherin.
Bezüglich der Gänseproblematik suche man nach Lösungen, um den Tieren „Rückzugsorte“ zu schaffen, um sie den Liegeflächen fernzuhalten. Seit 2019 gibt es außerdem einen fest installierten Zaun, der durch eine Hecke aus Rosmarin-Weide begrünt wurde, um, so das Dezernat, „den Gänsen die Sicht auf die Liegewiese zu erschweren“. Problematisch dabei: Die Gänse können fliegen.
Laut Umweltdezernat werde der Ostpark derzeit täglich einmal gereinigt, auch an den Wochenenden. Dies schließe auch die Leerung der Papierkörbe mit ein. „An den Wochenenden stehen zusätzlich von Freitag bis Montagfrüh am Grillplatz zwei 1,1- Kubikmeter-Müllcontainer zur Verfügung“, erklärt die Sprecherin Heiligs. „Bislang waren diese Container aus Sicht der Stadt durchaus ausreichend. Im Gegenteil war die Erfahrung, dass die Container in den vergangenen beiden Jahren nicht voll ausgenutzt wurden, der Müll aber daneben abgestellt wurde oder dort blieb, wo gefeiert oder gegessen wurde.“
Fahrlässigkeit oder mutwillige Brandstiftung
Bezüglich der Kunststoff-Müllbehälter sei laut Umweltdezernat festzuhalten, dass „Standardmülltonnen aus Kunststoff zu 120 Liter seit vielen Jahren in den Einhausungen eingesetzt werden. Leider kommt es gelegentlich vor, dass der Inhalt von Mülleimern im öffentlichen Raum aus Fahrlässigkeit oder gezielt in Brand gerät.“ Um dem vorzubeugen, werde das Grünflächenamt künftig an bestimmten Stellen die Kunststoff-Mülltonnen durch Metalleinsätze ersetzen.
Die Parkwächter, die im Auftrag der Stadt Frankfurt die Einhaltung der Grünanlagensatzung überwachen, sprechen die Besucherinnen und Besucher des Parks zwar auf Verstöße an, „allerdings sind sie nicht befugt Ordnungswidrigkeiten zu ahnden“, erklärt die Sprecherin der Umweltdezernentin. „Sie sind aber angewiesen, in Fällen der Nichtbeachtung, die Stadt- oder Landespolizei zu informieren.“
Postleb: „Good-Will-Kampagnen reichen nicht“
Darin erkennt auch Peter Postleb die größte Schwachstelle. Postleb leitete von 2001 bis 2013 die Stabsstelle Sauberes Frankfurt. Kürzlich wurde der inzwischen 71-Jährige aus dem Ruhestand zurückgeholt, um die Stadt als ehemaliger „Müllsheriff“ beratend zu unterstützen. In seiner aktiven Zeit führte Peter Postleb unter anderem einen Bußgeldkatalog ein und trieb die engere Zusammenarbeit zwischen Stadtpolizei, Landespolizei, Stabsstelle und der FES voran. Genau das fehle heute, so Postleb. Zwar sei es sinnvoll, mehr Mülltonnen aufzustellen, insbesondere während der Sommerferien, genauso wichtig sei jedoch die konsequente Ahndung von Verstößen.
„Es ist natürlich nicht finanzierbar, dass die Stadtpolizei Dauerpräsenz zeigt, aber es muss schon mehr Druck auf die Menschen ausgeübt werden“, ist Peter Postleb überzeugt. „In den vergangenen Jahren wurden die Bußgelder vernachlässigt. Die Menschen müssen verstehen, dass es gewisse Regeln gibt – und sie müssen, erfahren, dass sie bestraft werden, wenn sie sich nicht daran halten. Wer nicht hören will, muss fühlen.“ Reine „Good-Will-Kampagnen“ reichten nicht; damit erreiche man nur die Menschen, die ohnehin gewillt seien, sich an die „Spielregeln“ zu halten. Die Beschwerden über die Situation im Ostpark werde er an das Umweltdezernat zur Suche nach Lösungen herantragen.
5. August 2020, 12.56 Uhr
Ronja Merkel
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin. Mehr von Ronja
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23. November 2024
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